Lawinenexperte zu Schmirn
Rudi Mair: "Unglückliche Tourenwahl"

Rudi Mair aus Fulpmes gibt noch keine Entwarnung: "Wer sich nicht gut auskennt, sollte auf den Pisten bleiben!" | Foto: zeitungsfoto.at
3Bilder
  • Rudi Mair aus Fulpmes gibt noch keine Entwarnung: "Wer sich nicht gut auskennt, sollte auf den Pisten bleiben!"
  • Foto: zeitungsfoto.at
  • hochgeladen von Tamara Kainz

Ein Toter und vier Schwerverletzte bei Lawine in Schmirn – Bgm. Vinzenz Eller und Rudi Mair berichten.

SCHMIRN. "Wahnsinn, es ging zu, wie im Luftkrieg. Andererseits war eh zu befürchten, dass wieder etwas passiert", kommentiert Bgm. Vinzenz Eller das Lawinenunglück vom Samstag. Wie online berichtet, waren fünf Skitourengeher aus dem Bezirk im Aufstieg Richtung Riepenspitze unweit der Jeneweinrinne verschüttet worden. Für einen 59-jährigen Mann kam jede Hilfe zu spät, die anderen vier Mitglieder der Gruppe wurden schwer verletzt in die Krankenhäuser nach Innsbruck und Hall geflogen.

"Kein ideales Ziel"

"Für die vorherrschenden Verhältnisse war die Tour sicher unglücklich gewählt", sagt der Leiter des Lawinenwarndienstes Tirol, Rudi Mair, nach erfolgtem Lokalaugenschein. "Die Route führt schattseitig hinauf und teilweise ist es steil – die Männer haben die Lawine vermutlich selbst fernausgelöst." Der Fulpmer hatte im Vorfeld sehr deutlich kommuniziert, wie heikel die Situation im Gelände rund um das Wochenende sein würde.
Eller ärgert sich, dass einige solche Warnungen nicht ernst genug nehmen: "Wir haben so ein tolles Tourengebiet und sogar extra drei relativ sichere Skitouren ausgewiesen, aber mit Vorfällen wie dem jüngsten kommt Schmirn leider immer wieder negativ in die Schlagzeilen." Im Großeinsatz standen vier Notarzthubschrauber, ein Polizeihubschrauber sowie drei Bergrettungsgrupps mit Suchhunden.

Mair rund um die Uhr im Einsatz

Der Leiter des Lawinenwarndienstes Tirol Rudi Mair ist dieser Tage wieder rund um die Uhr im Einsatz. "Ich war am Samstag den ganzen Tag mit dem Hubschrauber unterwegs. Es war irre! So weiß ich das noch nie, dass es tagelang hintereinander so gekracht hat, das ist wirklich außergewöhnlich." Am Wochenende herrschte Lawinenwarnstufe 3 – es war ein besonders angespannter Dreier. Dementsprechend wurde von allen erdenklichen Seiten eingehend vor Unternehmungen im freien Gelände gewarnt. Die Frage, warum bei solch prekären Situationen nicht gleich Warnstufe 4 ausgegeben wird, erklärt der Fulpmer so: "Bei Gefahrenstufe vier sind große Lawinen zu erwarten. Solche, die auch den Siedlungsbereich erreichen können. Diese Situation hatten wir am Wochenende ganz einfach nicht. Wenn es heute minus zehn Grad hat und ich will, dass sich die Leute vor der Kälte gut schützen, kann ich auch nicht sagen, es hat minus 20 Grad. Die Gefahrenstufe ist kein Warninstrument! Ich kann keine höhere Stufe geben, damit nichts passiert – da hätte ich übers Wochenende immer fünf geben müssen."

Zahl der Lawinentoten bleibt in etwa gleich

Insgesamt hat Mair aber schon das Gefühl, dass viele seine Warnungen ernst nehmen: "Man muss bedenken, wie sehr das Skitourengehen boomt. Heute sind sicher zehnmal so viele Menschen im Winter auf dem Berg wie vor 30 Jahren. Andererseits haben wir weiterhin 10 bis 15 Lawinentote jährlich – diese Zahl bleibt in etwa gleich – relativ gesehen passiert also weniger."
www.meinbezirk.at

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.