Fragezeichen im Stubai
Was macht eigentlich dieser Talmanager?

Der Stubaier Talmanager Roland Zankl geriet zuletzt verstärkt unter Kritik | Foto: Kainz
  • Der Stubaier Talmanager Roland Zankl geriet zuletzt verstärkt unter Kritik
  • Foto: Kainz
  • hochgeladen von Tamara Kainz

Seit dreieinhalb Jahren ist Roland Zankl im Amt. "Große Würfe" in der Stubaier Talentwicklung werden bisher aber oft noch vermisst.

STUBAI. In Tirol leisten sich nur das Ziller- und das Stubaital einen Talmanager. Aber was macht Roland Zankl eigentlich genau? Diese Frage tauchte speziell in den neu gewählten Gemeinderäten vermehrt auf. Dabei wurde vor dem Hintergrund von Krise und Teuerung auch nicht mit Kritik gespart: "Die Stelle koste einen Haufen Steuergeld, bringe aber nicht viel – zumindest sei wenig zu sehen", so der weit verbreitete Eindruck. Wie hoch der Posten des Stubaier Talmanagers tatsächlich dotiert ist, darüber schweigen sich sowohl Zankl als auch die Spitze des Planungsverbandes aus. Das Gehalt dürfte aber ein stattliches sein.

Nicht alles läuft rund

Roland Zankl bemerkt besagte Stimmung auch selbst und ist darüber freilich wenig erfreut. Zu seiner Bezahlung schickt er voraus, dass seine Stelle inzwischen zum Großteil über Förderungen abgedeckt sei. Zum Beispiel über seine Funktion als Stubaier Klima- und Energiemodellregionsmanager, die er jetzt zusätzlich ausübt. "Für die Gemeinden beibt ein Bagatellbetrag", betont er. Auch dem unterschwelligen Vorwurf der Untätigkeit begegnet er scharf: "Aber es passiert wirklich weit weniger, als ich gerne hätte", räumt er ein.

Schlechte Kommunikation

Ein massives Problem sieht Zankl in der Kommunikation: "Bürgermeister & Co. werden von mir regelmäßig darüber informiert, was im Talmanagement läuft. Wenn sie das ihren Gemeinderäten nicht weitergeben, liegt das nicht an mir. Auch mein Angebot, mich in Sitzungen einzuladen, wird wenig angenommen. Wir hätten außerdem eine Homepage, ich befülle Social Media-Kanäle und versuche auch, Inhalte über Gemeindezeitungen etc. zu verbreiten – mich kann man da für nichts verantwortlich machen."

Kein Budget, keine Kompetenz

Der Stubaier Talentwicklungsprozess fördert Ideen aus der Bevölkerung. Erarbeitet werden sie von freiwilligen Arbeitsgruppen, die Zankl begleitet. Ihre Umsetzung steht aber auf einem anderen Blatt, erklärt der Talmanager: "Während meine Zillertaler Kollegin mit einem stolzen Budget ausgestattet ist, habe ich null Euro, über die ich frei verfügen könnte. Wir können also Vorschläge einbringen, müssen dann aber auf das Gutdünken des Planungsverbandes und anderer Institutionen hoffen bzw. oft auch lange warten. Ich selbst habe ja keine Entscheidungskompetenz."

Tabuthemen

"Die Riesenprojekte, die man sich erwartet, werden so nicht entstehen", bestätigt Zankl folglich. Der "Kümmerer" soll sich übrigens auch bei Weitem nicht um alles kümmern! "Für Einzelprojekte der Gemeinden bin ich nicht zuständig. Nur für solche, die das gesamte Tal betreffen." Wobei dem Talmanager auch dazu eine Liste mit Ausnahmen geschrieben wurde: So sollen er und die Arbeitsgruppen etwa die Finger lassen von Themen wie FZZ Neustift, Stubaier Radweg, StuBay, FC Stubai etc. Dass all das die Motivation nicht fördert, versteht sich – die Sitzungen der Arbeitsgruppen sind teilweise schlecht besucht.

Bisherige Errungenschaften

Abschließend zählt Zankl positive Ergebnisse der bisherigen Arbeit auf: Die Einführung der Freiwilligenkoordination gemeinsam mit der Caritas, das Stubaier Ferienprogramm, die Lehrlingsmessen, mehr Vernetzung der regionalen Wirtschaft, das E-Car-Sharing Stubai u.a.m. seien gelungen. "Es ist doch ein umfangreiches Paket, das aber vielleicht nicht so auffällt", meint er und auch, dass ein Talmanagement im Stubai nicht mehr entbehrlich ist: "Ich glaube, das ist absolut wichtig für anstehende Themen, die die Gesamtentwicklung betreffen. Die Frage muss eher lauten, wie bindet man es besser in bestehende Abläufe ein."

Rückendeckung von Stern

Ähnlich sieht das der Stubaier PV-Obmann Bgm. Daniel Stern: "Ich kriege diese Entwicklungen auch mit und finde gewisse Aussagen dem Talmanager gegenüber äußerst unfair. Verantwortungsträger müssen sich halt auch interessieren und verstehen wollen, was Roland Zankl macht. Es gibt genügend Möglichkeiten, sich zu informieren." 2016 kam "Zukunft Stubai" ins Rollen – alle Ortschefs wollten das so. Nach den Gemeinderatswahlen 2022 gab es eine Klausur mit den neuen Bürgermeistern, die sich ebenfalls klar dafür aussprachen, das Projekt weiter zu verfolgen. Auch hätte Zankl gerade in Klimathemen viel vorangebracht, ergänzt Stern. Für den PV-Chef ist klar: "Ich bin fest davon überzeugt, dass es eine Stelle und eine Funktion braucht, wo diese Stubaier Themen behandelt werden, wo jemand draufbleibt und die Dinge abarbeitet." Schlusswort Sterns: "Wir müssen den Mut haben, den eingeschlagenen Stubaier Weg gemeinsam weiter zu gehen, um wirklich zusammen zu wachsen und nicht auf halber Strecke aufzuhören. Ich habe aktuell das starke Empfinden, dass es Gegenbewegungen in allen Richtungen gibt, die darauf abzielen, dass wieder jeder sein eigenes Ding macht. Der Stubai-Gedanke ist leider noch zu oft ein Lippenbekenntnis."
www.meinbezirk.at

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.