Gemeinderat beschließt Anschubfinanzierung
Bedarf an Sozialmarkt in Telfs

Beispiel eines Sozialmarkztes: Eine "Soogut"-Filiale ist jetzt auch für Telfs geplant, die einzige in Tirol, eingericht im noch leeren Lokal der Familie Hribar im Obermarkt. | Foto: Dieter Schewig
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  • Beispiel eines Sozialmarkztes: Eine "Soogut"-Filiale ist jetzt auch für Telfs geplant, die einzige in Tirol, eingericht im noch leeren Lokal der Familie Hribar im Obermarkt.
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Der Bedarf ist groß: In der Region Telfs sind geschätzt 5000 Personen armutsgefährdet, wie Bgm. Christian Härting (WFT) am Donnerstag im Gemeinderat vorrechnet, abgeleitet von  einer Statistik, die besagt, dass es 18% der Gesamtbevölkerung betrifft. Ein Sozialmarkt ist daher dringend nötig.

Halten Sie einen Sozialmarkt in Telfs für notwendig?

TELFS. Die Not bei vielen Menschen ist in diesen Zeiten groß, manche Lebensmittel sind kaum noch leistbar. Sozialausschuss-Obfrau Silvia Schaller (WFT) machte in der Gemeinderatssitzung  klar, wie nötig der Markt in Telfs ist. Aufgrund der Teuerungen muss es rasch gehen, betont sie: "Wenn wir das heute beschließen, kann der Markt im heurigen Oktober eröffnen."
Silvia Schaller und Alexandra Lobenwein (SPÖ) haben sich in Niederösterreich einen der dort etablierten "Soogut"-Sozialmärkte angeschaut (https://www.soogut.at/marktuebersicht).

"Soogut"-Filiale für Telfs

Eine Filiale ist jetzt auch für Telfs geplant, die einzige in Tirol, eingerichtet in den dafür umgebauten Räumen der Familie Hribar im Obermarkt (neben Arbeiterkammer). Sozialmärkte anderer Betreiber in Tirol gibt es bereits in Kufstein oder Landeck.
Schaller machte in ihren Ausführungen deutlich, wie der Markt funktioniert, die Anlieferung von unverkäuflichen Waren seitens des Handels (z.B. kurz vor Ablaufdatum), wer einkaufen darf, und dass es viele Ehrenamtliche braucht, die mitarbeiten.

Beispiel eines Marktes in Niederösterreich: Dank des Einsatzes zahlreicher Freiwilliger, wie der von Ninette Schramm, konnte der soogut-Markt alle Kunden versorgen. | Foto: Foto: soogut-Sozialmärkte/oswald
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Ehrenamtliche Mitarbeiter gesucht

"Ich hoffe, dass sich viele Telfer/innen melden und stundenweise ehrenamtlich mitarbeiten. Hier ist Zusammenhalt notwendig", appelliert Silvia Schaller. Die Öffnungszeiten des Sozialmarktes sind immer von Montag bis Freitag geplant.

Foto: Soogut

Platz für alle

Konkurrenz zu bestehenden Einrichtungen wie "Team Österreich Tafel", Kleiderladen des Roten Kreuzes sowie der WAMS-Läden (Second-Hand-Produkte) oder auch "LebensMittel" der Vinzenzgemeinschaft (kostenlose Lebensmittel-Ausgabe) sowie "Telfer helfen Telfern" (funktioniert über Spenden) wird keine entstehen, wird betont.
"Damit hier keine anderen Einrichtungen in Telfs in Gefahr geraten, dass sich eine Konkurrenz ausbildet, dass etwas wegbricht, darauf müssen wir sehr gut aufpassen", plädierte Christoph Walch (Grüne) und stimmte dem Sozialmarkt zu. "Wams und Kleiderladen - beide überleben obwohl beide Märkte dasselbe anbieten", erklärt Härting: "Da sieht man, wie viel Angebot es für diese Bevölkerungsschichten braucht." Auch Silvia Schaller meint, dass man hier sogar kooperieren kann, Kommunikation ist dann wichtig: "Wenn der Sozialmarkt noch von Ladenschluss am Freitag Waren übrig hat, kann das an die Tafel weiter gegeben werden."
Von Stigmatisierung spricht Norbert Tanzer: Leute werden eine Hemmschwelle haben, mit der Sozialkarte da hineinzugehen, ihre Armut öffentlich machen. Dem widerspricht GV Alex Schatz (WFT): "In der Schlange in der Bahnhofstraße zu stehen braucht mehr Überwindung als in einem gut geführten Laden." Wie gut die Sozialmärkte angenommen werden, erkennt man in den bestehenden Läden in Niederösterreich und in Tirol.

Der Gemeinderat beschließt mehrheitlich eine Anschubfinanzierung von 30.000 € für den Sozialmarkt in Telfs. Sechs Enthaltungen: Vize-Bgm. Johannes Augustin, GR Daniela Brunner, GR Stefan Stillebacher, GR Ahmet Demirci (alle NEOS), GV Norbert Tanzer (DEIN TELFS) und Ersatz-GR Anna-Theresa Schatz (BLT).
Der Markt soll sich nach der Einführungszeit selbst erhalten, erklärt Bgm. Härting.

Die Bezugsberechtigung im Geschäft ...

... ist an die jeweils gültigen Einkommensgrenzen an der Armutsgefährdungsschwelle gebunden. Aktuell liegt diese in Österreich bei 1.392,- Euro monatlich für einen 1-Personen-Haushalt. Unter Vorlage der entsprechenden Nachweise kann der Einkaufspass kostenlos im Sozialmarkt beantragt werden, gültig für ein Jahr ab Ausstellungsdatum.

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