Vortrag von Herbert Saurugg in Telfs
"Blackout - wie können wir uns darauf vorbereiten?"

Blackout-Experte Herbert Saurugg (Homepage: www.saurugg.net) hält einen Vortrag im Kleinen Rathaussaal Telfs. | Foto: www.saurugg.net
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TELFS. "Blackout-Vorsorge - geht uns alle an!" – unter diesem Titel hält der über die Grenzen Österreichs hinaus bekannte Blackout-Experte Herbert Saurugg (Homepage: www.saurugg.net) am Donnerstag, den 19. September 2019um 19:30 Uhr, einen Vortrag im Kleinen Rathaussaal Telfs, Eduard-Wallnöfer-Platz 5.

Was machen Sie und ihre Familie, wenn plötzlich nicht nur der Strom, sondern auch Handy, Heizung, Kühlschrank, Verkehr, Supermärkte und Tankstellen ausfallen? Jeder einzelne von uns ist in einem Fall von "Blackout" gefordert. Marktgemeinde Telfs und der ÖVSV Landesverband Tirol laden zu diesem Vortrag mit anschließender Gesprächsrunde ein.

Was passiert im Fall eines europaweiten Strom- und Infrastrukturausfalls („Blackout“), was kann man tun?

Obwohl Mitteleuropa das beste Stromversorgungssystem der Welt hat und die Netzbetreiber täglich eine sehr gute Arbeit machen steigen seit Jahren die Instabilitäten im europäischen Verbundsystem. Mit der zur Jahrtausendwende beginnenden Strommarktliberalisierung wurde die Gesamtverantwortung aufgeteilt.
Durch die Energiewende und Dezentralisierung kamen Millionen neue Kraftwerke hinzu (schwer steuerbar und von Wind und Sonne abhängig) wodurch in manchen Stunden sogar fast der gesamte Strom durch erneuerbare Energien erzeugt werden kann. In anderen Stunden jedoch geht der Deckungsbeitrag gegen Null – hier erkennt man das Problem: Die Stromproduktion und der Verbrauch müssen zu jedem Zeitpunkt ausgeglichen sein, ansonsten droht die Kollabierung des Systems.
Der Ausgleich muss durch konventionelle Kraftwerke erfolgen. Diese können aus technischen und zum Teil auch aus betriebswirtschaftlichen Gründen nicht so flexibel reagieren, wie es die steigende volatile Erzeugung erfordern würde. Auch Gefahren durch Naturkatastrophen oder Cyberangriffe bedrohen das Netz.
Einzelereignisse sind beherrschbar und werden abseits der öffentlichen Wahrnehmung tagtäglich bewältigt. Durch die steigenden Herausforderungen im Alltagsbetrieb steigt auch die Gefahr, dass mehrere Einzelereignisse gleichzeitig zusammentreffen und damit einen Dominoeffekt auslösen.
Durch solch ein Szenarie erfolgt auch der Ausfall der Telekommunikation (Mobilfunk, Festnetz, Internet), der Ausfall der Infrastrukturleistungen (Finanzsystem, Verkehr, Versorgungslogistik, Wasserver- und Abwasserentsorgungsausfälle). Viele Menschen würden auch in Aufzügen, Bahnen oder Ski-Liften festsitzen. Auch eine Pandemie droht.
Wie Untersuchungen zeigen, wären weder die Menschen, noch die Unternehmen oder der Staat selbst auf derart weitreichende Ereignisse vorbereitet.
Eine Hilfe wäre dann nur mehr auf der lokalen Ebene möglich. Alles was nicht vorbereitet ist, wird nicht zur Verfügung stehen und eine Hilfe von außerhalb ist nicht zu erwarten.
Besonders tragisch wirkt sich der Ausfall der Telekommunikationsversorgung aus, da damit ein Krisenmanagement, wie wir das sonst sehr erfolgreich betreiben, kaum bis gar nicht mehr möglich ist.

Dauer eines Blackouts

Ein Blackout hat drei wesentliche Phasen:
Phase 1: Totaler bis weitgehender Strom- und Infrastrukturausfall
(dauert je nach Region Stunden bis Tage). Für Österreich wird ein Ausfall der Stromversorgung für zumindest 24 Stunden erwartet, eine regionale Versorgung kann teilweise früher wiederhergestellt werden. Auf europäischer Ebene muss mit mehreren Tagen gerechnet werden.
Phase 2: Diese wird unterschätzt, nämlich solange bis die Telekommunikationsversorgung wieder funktioniert (Festnetz, Handy, Internet). Hardwareausfälle und Überlastungen führen zu mehrtägigen Wiederherstellungszeiten. Dadurch ergeben sich Probleme bei der Produktion, Treibstoffversorgung, Versorgung mit Lebensmitteln oder Medikamenten. Eine eingeschränkte Gesundheitsversorgung ist gegeben. Gleichzeitig kommt die Studie „Ernährungsvorsorge in Österreich“ bereits 2015 zum Schluss, dass sich spätestens am 4. Tag einer Blackout-bedingten Versorgungsunterbrechung rund drei Millionen Menschen nicht mehr in der Lage sehen, sich ausreichend selbst versorgen zu können. Nach sieben Tagen könnte das bereits sechs Millionen Menschen betreffen (Touristen oder Pendler sind nicht berücksichtigt). Es gibt keine staatlichen oder sonstigen Vorkehrungen!
Phase 3:Dauert Wochen Monate oder Jahre! Länger anhaltende Versorgungsengpässe sind zu erwarten.


Ein solches Szenario sollte binnen der nächsten 5 Jahre erwartet werden

Die Wiederherstellung der gewohnten Versorgung wird Monate, wenn nicht Jahre dauern. Die Nachbarschaftshilfe und die Selbstorganisation in der Gemeinde sind die einzige tragfähige Bewältigungsstrategie. Dies beginnt bei der persönlichen und familiären Vorbereitung, um zumindest zwei Wochen ohne externe Versorgung (Trinkwasser, Lebensmittel, Medikamente) gut über die Runden kommen zu können.
Wichtig ist die persönliche Vorsorge jedes Einzelnen. Problem: Fehlendes Bewusstsein und Risikokommunikation bei den Menschen. Wichtig ist, durch die Medien sollen mehr Menschen zum Nachdenken angeregt werden.


Der Experte: Herbert Saurugg ...

... hat seit 2012 auf nationalen sowie internationalen Veranstaltungen mehr als 175 Vorträge gehalten. Von Wien, Klagenfurt, Feldkirchen über Berlin, Stuttgart, Leipzig bis nach Yerevan. Veranstalter wie das European Security and Defence College (ESDC), Deutsche Hochschule der Polizei, FH Münster, ETH Zürich, Verband für Sicherheitstechnik, Complexity Science Hub Vienna, Risk Management Association oder Oesterreichs Energie sind nur einen kleinen Auszug.
Darüber hinaus hat er zahlreiche Prozessbegleitungen und Workshops zur Vorbereitung auf ein mögliches Blackout organisiert und durchgeführt.
Weiters hat er bei mehreren Forschungsprojekten und Fernsehdokumentationen (3Sat, ORF Am Schauplatz, addendum) mitgewirkt. Über 180 Presseberichte, Interviews und Beiträge unterstreichen seine Fachexpertise.
Über 120 Fachpublikationen, vom einfachen Artikel bis zu umfangreichen Buchbeiträgen, runden das Spektrum ab.

Blackout-Experte Herbert Saurugg (Homepage: www.saurugg.net) hält einen Vortrag im Kleinen Rathaussaal Telfs. | Foto: www.saurugg.net
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