Coronavirus: Probleme für die Jäger
"Wir bleiben auf dem Wildbret sitzen!"

Jedes Jahr werden in jedem Bezirk Jungjägerinnen und Jungjäger ausgebildet, 2021 fällt der Kurs erstmals aus. | Foto: Ernst Rudigier
  • Jedes Jahr werden in jedem Bezirk Jungjägerinnen und Jungjäger ausgebildet, 2021 fällt der Kurs erstmals aus.
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  • hochgeladen von Georg Larcher

REGION. Viele Tiroler/innen sind enttäuscht: Der Jungjägerkurs 2021 musste landesweit wegen der Corona-Situation abgesagt werden.
COVID-19 sorgt aber auch für ein weiteres Problem: Die Jäger bekommen ihre "Ernte" nicht mehr los: Hauptabnehmer wie Gastronomie und Metzgereien können das viele Wildbret nicht mehr verwerten.

Auswirkung auf Abschussplan

Der zweite Lockdown, zugesperrte Gaststätten und ausbleibende Gäste wirken sich auch auf die Jagd in Tirol aus: Die Jägerschaft bekommt für ihr Wildbret kaum noch Abnehmer, wie Bezirksjägermeister Thomas Messner erklärt:

"Die Jäger wissen nicht mehr wohin mit den erlegten Stücken!"

Insgesamt erlegten die Jäger/innen des Bezirks im letzten Jagdjahr rund 9.000 Stück verschiedenster Wildarten im Auftrag des Gesetzgebers. Der Jägerschaft geht es nicht nur um die Erfüllung der behördlich vorgeschriebenen Abschusszahlen oder Trophäen (unter 9000 Stück waren "nur" 2.289 Trophäenträger), geschätzt wird vor allem das regional erwirtschaftete, hochqualitative und gesunde Wildfleisch.
Aber wohin mit dem Fleisch von tausenden Wildstücken? BJM Thomas Messner befürchtet, dass dadurch auch die Abschusszahlen leiden. Der Abschussplan ist eine behördliche Vorgabe zur Erhaltung gesunder und zukunftsweisender Wildbestände und eines gesunden Wirtschafts- und Schutzwaldes.
Doch die Jäger gehen ungern nochmal auf die Pirsch, wenn die Vorratskeller bereits überfüllt sind. Ein Appell an die TirolerInnen, heimisches Wildbret dem importierten Massentierhaltungs-Produkten vorzuziehen, kann das Problem abfedern, doch es wird mehr nötig sein, so Messner:

"Da müssen wir nach Lösungen suchen und an das Land herantreten. In dieser Situation wird es schwierig werden, auch den Abschussplan zu erfüllen."


2021 keine Jungjägerkurse

Bis zu 700 Personen nehmen jedes Jahr an den mehrmonatigen Ausbildungskursen zur Erlangung der Tiroler Jagdkarte teil. Aufgrund der steigenden Fallzahlen und der Maßnahmen zur Einschränkung von CoVid-19 beschloss der Vorstand des Tiroler Jägerverbandes nun die Ausbildungskurse im kommenden Jahr 2021 nicht durchzuführen.

„Die Aus- und Fortbildung gehören zu den zentralen Aufgaben des Tiroler Jägerverbandes. Schweren Herzens müssen wir die Jungjägerausbildung für nächstes Jahr absagen und die Gesundheit aller an erste Stelle setzen“,

bedauert Landesjägermeister Anton Larcher den notwendigen Schritt. Eine Online-Ausbildung wäre ohne den Praxisunterricht und aufgrund des Ausmaßes des Lernstoffes momentan nicht denkbar.
Um den Jagdschein in Tirol (=Tiroler Jagdkarte) lösen zu können, ist die Absolvierung eines Ausbildungskurses des Tiroler Jägerverbandes und die bestandene Abschlussprüfung Voraussetzung. Die Kurse werden bezirksweise angeboten und beginnen stets zu Jahresanfang. „Jährlich nehmen 600 bis 700 Personen in Tirol an den Jungjägerkursen teil“, informiert Larcher. Je nach Bezirk ist pro Kurs mit 50 bis über 100 Teilnehmern zu rechnen. Der Kurs dauert drei bis vier Monate und setzt sich aus Theorie- und Praxiseinheiten zusammen.
Bezirksjägermeister Thomas Messner erklärt, dass es aus rechtlicher Sicht nicht möglich ist, den mehrwöchigen Unterricht durchzuführen:

"Es gibt eine von der BH vorgegebene Anwesenheitspflicht, es gibt Anschauungsmaterial – online ist der Vermittlung des Lehrstoffes teilweise kaum möglich, von der Waffenhandhabung ganz zu schweigen."

Persönlicher Kontakt zu KollegenInnen und Ausbildner ist bei der Jungjägerausbildung ein wichtiger Faktor, so Messner: "Online ist so etwas nicht durchführbar." So musste Messner die bisher etwa 40 Anmeldungen zurückweisen:

"Es ist sehr schade, wir hätten bis Jänner in unserem Bezirk sicherlich wieder über 100 bis 120 Interessierte für den Kurs gehabt."

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