FIS Nordische Ski-WM Seefeld 2019
Bgm. Werner Frießer: "Es war eine unglaubliche Begeisterung."

Bürgermeister und Sportdirektor WM2019 Werner Frießer auf der VIP-Tribüne mit ASTORIA-Chefin Elisabeth Gürtler, u.a. Gastgeberin der Königspaare aus Schweden und Norwegen.
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  • Bürgermeister und Sportdirektor WM2019 Werner Frießer auf der VIP-Tribüne mit ASTORIA-Chefin Elisabeth Gürtler, u.a. Gastgeberin der Königspaare aus Schweden und Norwegen.
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SEEFELD. Die WM in Seefeld ist Geschichte. Was bleibt ist der nachhaltige Nutzen, so wie es vor der WM angedacht war, etwa der umgestaltete Bahnhofbereich, die barrierefreie WM-Halle und der Ausbau der Sportstätten bzw. Langlaufstrecken.
Wenige Tage nachdem Seefeld die F.I.S.-Fahne an Oberstdorf/D, den Veranstalter der WM2021, weitergegeben hat, baten die Bezirksblätter den Bürgermeister und Sportdirektor WM2019 a.D. Werner Frießer zum Interview. Der Abbau ist gerade im Gange und wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Auf den Langlaufstrecken tummeln sich schon wieder die Breitensportler und Bgm. Frießer ist erleichtert, zusammen mit dem ÖSV, seinem Team und den vielen Freiwilligen Helfern die WM so gut über die Bühne gebracht zu haben:

Was glauben Sie, werden Sie in 5 Jahren auf die Frage antworten, was Ihnen persönlich von dieser WM in Erinnerung geblieben ist?
FRIESSER: Sicherlich die unglaubliche Begeisterung, die wir in Seefeld in diesen 14 Tagen gespürt haben, von den tollen norwegischen und schwedischen Fangruppen, die Deutschen und die Schweizer, die alle einmarschiert sind, egal ob im Stadion, in der "Nordic Mile" im Ort oder bei den Medaillenübergaben beim Seekirchl, das alles vergisst man nie.

Hat man vorhersehen können, wie diese Fangruppen in Seefeld in Szene treten?
Die Norweger braucht man für so eine Stimmung bei dieser Veranstaltung. Wir haben im Vorfeld eigene Meetings mit Incoming-Agenturen in Oslo gehabt: Es war unser Hauptziel, diesen Teil anzusprechen. Es ist uns gelungen, sie zu motivieren. Die Gäste bei uns waren dann zu 35 bis 40 Prozent aus Norwegen, ohne die bringt man so einen Drive nicht zusammen.

Die hat man aber jetzt nicht eingekauft?
(Werner Frießer lacht laut) – nein nein, das können wir uns nicht leisten ...

"Norweger sind bei den Nordischen die Favoriten, wie Österreicher bei den Alpinen"

Die Norweger haben ordentlich Medaillen abgeräumt, was machen sie besser als die Österreicher?
Es war zu erwarten, die sind bei WM und Olympischen Spielen im Nordischen Bereich immer vorne, so wie die Österreicher in den Alpinen Disziplinen zu den Favoriten gehören, so werden die Skandinavier im Langlaufbereich Favoriten sein. Man kann da nur gratulieren, da scheint von den Jugendlichen bis hinauf alles zu passen.

Auch das norwegische und schwedische Königspaar war hier, haben ihre Landsleute angefeuert und persönlich gratuliert.
Es war sehr schön die Königspaare zu treffen. Schön auch, wie der norwegische König gegenüber den dortigen Medien gesagt hat: 'Der Holmenkollen (Mekka des nordischen Skisports bei Oslo, Anm. d. Red.) und Seefeld könnten sich bei den Nordischen Weltmeisterschaften eigentlich abwechseln!' Das ist sehr schön von ihm so etwas zu hören, das beschreibt wie sehr sie sich bei uns wohl gefühlt haben.

Das Wetter hat sicher auch dazu beigetragen ...
Wer Skandinavien kennt, weiß, die haben viele Seen und Fjorde und viel Nebel. Die Sonne ist das wichtigste, so einen blauen Himmel wie bei uns auf 1200 m Seehöhe kennen die auch nicht. Die hohen Temperaturen waren für uns auch kein Problem, weil wir so viel Schnee haben. Für die Gäste ist es angenehm, die können den ganzen Tag Wintersport erleben, ohne frieren zu müssen.

VIDEO zur WM-Bilanz in Seefeld


Die Zuschauermassen war ebenso gewaltig, eine schöne Kulisse!

Die Nordischen Kombinierer und die Springer haben so eine Stimmung selten woanders erlebt, auch beim Damenspringen und beim Mixed-Bewerb waren so viele Zuschauer und es war eine super Stimmung. Nur ein einziger Tag, der Freitag, 1. März, war regnerisch. Aber wegen einem schwächeren Tag darf man nicht jammern.

"Uns ist gelungen, den Doping-Skandal komplett auszublenden."

Neben dem Schlechtwettertag gab's auch noch einen schwarzen Tag – der Doping-Skandal ...
Es ist uns gelungen das komplett auszublenden. Das hatte nichts mit uns, mit der Organisation zu tun. Wir haben für 700 saubere Sportler und enthusiastische Fans Bewerbe durchgeführt. Der Sport ist ein Abbild der Gesellschaft, in jeder Gesellschaft gibt's schwarze Schafe und im Sport eben auch.

Sie haben auch die letzten WM-Veranstaltungen besucht. Was hat man da mitnehmen können, wie war Seefeld dazu im Vergleich?
Wir haben alle WM bereist, außer in Übersee, um Erfahrungen zu sammeln, auch für unsere Weltcupbewerbe. Eine WM wie in Seefeld, das kann uns keiner nachbauen: Erstens haben wir einen Bahnhof, die ÖBB mit den VVT haben gezeigt, dass eine WM nahezu ohne Autos funktionieren kann. Es war unglaublich, wie leer unsere Parkplätze waren. Die Fans haben die öffentlichen Verkehrsmittel benutzt. Vom Bahnhof kommt man in zehn Minuten zu den Sportstätten, durch eine wunderschöne Fußgängerzone, die vom Tourismusverband so gut bespielt worden ist. Die Stadionkonfiguration ist sensationell für den Live-Zuschauer vor Ort, das kann uns von der Topografie her keiner nachbauen. Die Weltmeisterschaften, die ich besucht habe, hatten das alles nicht, da müsste man Berge und Hügel versetzen und alles neu aufschütten und konzipieren. Seefeld weist hier eine Einzigartigkeit vor.

"Wir müssen Verantwortung übernehmen und die jungen Menschen zum Sport bringen."

Was bleibt den Hobbysportlern aus der Region und den Urlaubern von dieser WM-Strecke?
Diese Strecke wird für den Breitensport, für unsere Jugend und den internationalen Mannschaften immer präpariert werden – dank unserem ausgebauten Beschneiungssystem. Das war ja unsere Idee: für alle, die sportbegeistert sind. Der Langlauf ist eine Sportart, die im Kommen ist, und es gibt kaum eine Sportart, bei der so viele Muskeln im Einsatz sind, wo man auch koordinativ viel trainiert – für mich eine der genialsten und schönsten Sportarten für Fitness und Wellness, nicht nur für den Spitzensport.

Im Nachwuchsbereich tut Seefeld viel. Hat der Doping-Skandal dem einen Dämpfer gegeben?
Der Doping-Fall wird lange in den Medien bleiben, dieses Labor in Erfurt hat für viele Sportarten gearbeitet, nicht nur für Langläufer. Es ist eine große kommerzielle Sache und wird noch weite Kreise ziehen.
Wir aber müssen Verantwortung übernehmen und die jungen Menschen zum Sport bringen, dieser Sport vermittelt so viel, von der Disziplin angefangen bis zur Gesundheit und Wellness, was ja sehr wichtig ist in einer Gesellschaft, die geprägt ist von Stress und Leistungsdruck. Der Sport kann sehr zur Entspannung beitragen. Wenn uns das gelingt, von den kleinen Kids aufwärts, dass sie nicht nur daheim vor den Tablets hocken, sondern auch mal zum Training gehen, ein oder zwei Stunden pro Woche sich bewegen, das ist unser Ziel. Dafür geben auch Bund und Land viel Geld für Sportstätten aus, damit sie nicht nur den Top-Athleten nutzen, sondern vor allem auch dem Nachwuchs.

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