Meinung: "Als das olympische Feuer noch brannte ..."

Der Traum von 3. Olympischen Winterspielen in Tirol im Jahr 2026 ist nach der Volksbefragung am 15. Oktober 2017 geplatzt. | Foto: Cartoon Roman Ritscher
  • Der Traum von 3. Olympischen Winterspielen in Tirol im Jahr 2026 ist nach der Volksbefragung am 15. Oktober 2017 geplatzt.
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SEEFELD. Olympia und Seefeld – eine enge Bindung die sich im Namen „Olympiaregion“ findet. Vergangene Spiele haben viele Spuren auf dem Plateau hinterlassen. Weltweit wird damit noch Werbung betrieben, eine Auffrischung der Erinnerung wird es aber nicht mehr geben, der Traum von 3. Olympischen Winterspielen in Tirol ist nach der Volksbefragung am 15. Oktober 2017 geplatzt. Jetzt konzentriert sich Seefeld auf die Weltmeisterschaft 2019 – die wirbelt schon sehr viel Staub auf: An vielen Stellen des Ferienortes wird gegraben, betoniert, der Baustellenverkehr gesellt sich zum Reiseverkehr.
„Die Groß-Baustellen für die WM2019 haben die Leute wohl etwas irritiert“, meinte der Seefelder Bürgermeister Werner Frießer nach Bekanntwerden des Befragungs-Ergebnisses. Dabei wollten Innsbruck und Tirol für Olympische Spiele werben, die nachhaltig, regional angepasst sowie wirtschaftlich und ökologisch vertretbar sind. Aber wenn die WM2019 schon solche Narben und Beton-Kolosse in die Natur schlägt, wie wird das dann bei Olympia 2026?

Seefeld bereits olympiafit

Land Tirol, Stadt Innsbruck und das Österreichische Olympische Comité (ÖOC) ließen eine Machbarkeitsstudie als Entscheidungsgrundlage für eine Bewerbung Innsbrucks/Tirols für die Olympischen und Paralympischen Winterspiele 2026 erstellen.
Die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie (siehe "zur Sache" unten) wurden der Bevölkerung bekannt gemacht - diese hat aber kaum überzeugt.
Angesichts der Gigantomanie bei den bisherigen Olympischen Spielen in anderen Ländern tun sich die Olympia-Vorkämpfer schwer, die Bevölkerung von einem „Olympia light“ zu überzeugen. Der Sport ist mittlerweile zum Spielball der Reichen und Mächtigen geworden (siehe Fußball-Transfers und Fußball-WM) – warum soll das bei Olympia 2026 anders sein? Die Menschen im Land wollen sich nicht von Studien blenden lassen und sehen nur die Realität: Teure Wohnungen, explodierende Grundstückspreise und Lebenserhaltungs-Kosten, niedriges Lohnniveau und Wirtschaftskapitäne, die die Fäden (in der Politik) ziehen und den kleinen Mann und die Frau sowie die Schwächeren in der Gesellschaft noch mehr ausbeuten bzw. versklaven!

Olympia ist Geschichte

Den Seefeldern bleiben die Erinnerungen an Olympische Spiele der Vergangenheit, als die Uhren noch etwas anders liefen und das olympische Feuer seinen Weg auch in die Herzen der Tiroler/innen fand, auch wenn schon damals nicht alles Gold war, was glänzte. Es gab aber wichtige Impulse etwa für die Olympiaregion am Seefelder Plateau. Noch heute ist man stolz und spricht darüber, wie die Tiroler es den anderen gezeigt haben.
Besonders 1976, als Innsbruck-Seefeld ganz kurzfristig die Spiele zugesprochen bekommen hatte (siehe „Wussten Sie dass...“ unten).
Ohne große Bauvorhaben wurden 2012 die 1. Olympischen Jugend-Winterspiele in Innsbruck und Seefeld ausgetragen. Es war ein Fest für 1.058 Athleten/innen zwischen 14 und 18 Jahren aus über 70 Nationen.
Jetzt werden eben kleinere Brötchen gebacken, wie 2018 mit der Rad-WM, Kletter-WM etc. und 2019 mit der Nordischen Ski-WM in Seefeld. Es liegt nun am Internationalen Olympischen Komitee, vom hohen Ross abzusteigen und der eigenen sowie der Gigantomanie der Austragungsstätten einen Riegel vorzuschieben, sich einzubremsen. Oder man muss sich vom olympischen Gedanken verabschieden. Denn der Spruch „dabei sein ist alles“ gilt nicht mehr, wenn nur jene „dabei“ sind, die tief in die Taschen greifen ....

GEORG LARCHER

Haben Sie gewusst ...

... dass Innsbruck (und damit auch Seefeld) die Olympischen Winterspiele 1976 kurzfristig zugesprochen bekam? Die Spiele waren zunächst an Denver vergeben worden, das sich gegen Sion, Tampere, Vancouver und Granada durchgesetzt hatte. Die Bevölkerung des US-Bundesstaates Colorado sprach sich aber gegen die Verwendung von Steuergeldern für die Winterspiele in Denver aus. Nach einem Referendum am 7. November 1972 wurden die Spiele an das IOC zurückgegeben. Bei der zweiten Entscheidung setzte sich Innsbruck gegen Lake Placid, Chamonix und Tampere durch. Tirol konnte auf die Sportstätten von 1964 zurückgreifen.

Zur Sache: Machbarkeit

Mit der Nordic Arena und der Toni-Seelos-Schanze wäre Seefeld der ideale Austragungsort für die Bewerbe Skispringen, Skilanglauf und Nordische Kombination. Für die Nordischen Ski-WM 2019 werden bereits nachhaltige Verbesserungen an den Wettkampfstätten vorgenommen. Die olympiabedingten Eingriffe würden gering sein. Die OCOG-Kosten, also die Investition für die Umsetzung der einzelnen Wettkämpfe in Seefeld, sollen sich auf 8,2 Mio. € belaufen. Die für Seefeld prognostizierten 26.000 Zuschauer pro Tag wären zu 50% mit Reisebussen und 50% mit der Bahn angereist, weitere 34% mit PKW von temporären Park-und-Ride-Plätzen (Shuttlebus-Verbindung) in den Bereichen Zirl, Grießenbach und Telfs. Laut einem Umwelt-Screening wären am Standort Seefeld keine weiteren Eingriffe in die Natur nötig geworden. (Studien-Auszug)

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