Paracelsus-Schule
In Puch wird seelenplege-bedürftigen Kindern geholfen
Die heilpädagogische Paracelsus-Schule in St. Jakob nimmt sich schwierigen Jugendschicksalen an.
PUCH. Als E. mit elf Jahren in die Paracelsus-Schule kam, war er hoch aggressiv und verweigerte den Unterricht. Er lebte in einer Wohngemeinschaft, da sich die Mutter nicht um die drei Kinder kümmern konnte, der Vater war verstorben. Durch jahrelange Begleitung konnte er schließlich wieder in die Gesellschaft zurückkehren, schloss eine Lehre ab und ist jetzt Abteilungsleiter einer Firma geworden.
Unterricht in Kleingruppen
Positivbeispiele wie jene von E. geben Zeljko Starke und seinem Team in St. Jakob am Thurn die Kraft mit schwierigen Jugendlichen und Kindern zu arbeiten. "Jeder der hierher kommt, trägt ein Packl mit sich", sagt Schulleiter Starke. Es handelt sich um Schüler die im Regelsystem nicht mitkommen. "Sie brauchen mehr Aufmerksamkeit und mehr Förderung als die anderen, weil sie Gewalt, Misshandlung, oder körperliche wie seelische Verwahrlosung erlebt haben", so Starke.
Die Paracelsus-Schule arbeitet eng mit den Behörden zusammen, der Förderbedarf wird an den Schulen festgestellt, es folgen Gespräche mit den Ärzten und der Jugendwohlfahrt. "Viele Schüler kommen mit einem sehr hohen Aggressionsniveau zu uns." Die meisten wurden ausgeschlossen und bekommen an der Paracelsus-Schule ihren Unterricht. In Kleingruppen findet hier statt, was in der Regelschule einfach nicht geklappt hat.
Therapie am Bauernhof
Der Großteil der Schüler kommt aus schwierigen Verhältnissen: Meist, aber nicht immer, sind es Haushalte mit geringem Einkommen. Der Großteil sind Burschen. Die Schüler sind zwischen acht und 18 Jahren alt, die meisten kommen aus der Stadt, nur wenige vom Land. Ein Schüler vom Land musste den Selbstmord seines Vaters mitansehen und kam dann in die Paracelsus-Schule, da er sich dem Unterricht in den Regelschulen verweigert hatte. Sachen werfend saß er ein Jahr lang unter dem Tisch und stellte die Pädagogen vor eine ernste Herausforderung. "Man muss in diesem Beruf Enthusiasmus und Idealismus mitbringen, vor allem aber Geduld", weiß Starke. Heute ist der Schüler in der Gesellschaft angekommen, will seine Meisterprüfung als Tischler bestehen.
Ein wichtiger Baustein für Starke und sein Team ist die Reduzierung der Gewaltbereitschaft. Die Schule besitzt auch einen Bauernhof, für Starke ein wichtiger Punkt: "Ich kann es nicht erklären, aber die Tiere begeben sich immer zu den Problemschülern, sie scheinen das zu spüren." Die Pädagogen versuchen das "Packl", das jeder der Schüler mit sich trägt aufzuschnüren und bestenfalls ganz zu lösen. "Traumata sitzen sehr tief, es kann sehr lange dauern, bis sie ganz weg sind." Es kamen schon Kinder nach St. Jakob, die ganze Klassenzimmer zerstört hatten. "Mich kann nach 17 Jahren nicht mehr viel überraschen. Ich habe schon vieles gesehen. Aber eines ist mir sehr wichtig: Man darf keinen Schüler aufgeben."
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