Bischof Hermann im Interview
"Er ist ein großer Papst"

Bischof Hermann Glettler im Chillout im DOWAS mit Sabine Trummer (li.) und Daniela Knoll  | Foto: © Krabichler
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Seit zwei Jahren amtiert der gebürtige Steirer Hermann Glettler als Bischof der Diözese Innsbruck.

Bezirksblätter: 2017 wurden Sie zum Bischof geweiht. Hat Ihr Weihespruch „Geht, heilt und verkündet!“ noch die Kraft von damals?
Bischof Hermann: "Ich denke schon. In vielen Bereichen schleicht sich eine Trägheit ein, die nicht günstig ist. Wir müssen weitergehen – nicht hetzen, aber auch nicht trödeln. Auch Heilung ist immer notwendig, nicht nur körperlich. Viele Menschen sind innerlich wund. Und eine wirklich Frohe Botschaft zu verkünden – gibt es etwas Schöneres?"

Wie sehen Sie die Menschen in Tirol mittlerweile? Hat sich Ihre Sichtweise auf Tirol seit 2017 verändert?
"Ich hatte in den vergangenen zwei Jahren viele wertvolle Begegnungen. Mein erster, positiver Eindruck von Tirol ist nicht schwächer geworden. Mein Blick ist selbstverständlich etwas genauer geworden. Ich sehe die Spannungen in den diversen Debatten nun deutlicher – wie derzeit um den weiteren Ausbau des Tourismus oder die Schonung der Naturressourcen."

Und die Entwicklung der Kirche in Tirol? Es wurde heuer kein Priester für Tirol geweiht. Magere Zeiten?
"Ich will nichts schönreden. Aber es gab noch nie so viele professionell ausgebildete Frauen und Männer, die in Seelsorge und Pastoral tätig sind. Ja, Priester werden weniger, aber es hängt nicht alles von ihnen ab. Ich hätte gerne wieder eine Atmosphäre im Land, die junge Menschen ermutigt, in eine Ordensgemeinschaft einzutreten oder Priester zu werden. Daran müssen wir arbeiten."

Immer weniger und alte Priester betreuen immer mehr Pfarren. Wie wird die Seelsorge in zehn Jahren aussehen?
"Schwer zu sagen. Wir probieren gerade einiges aus, um qualifizierte Laien an der Leitungsverantwortung vielfältig zu beteiligen. Es wird uns gelingen, Kirche und Gottesdienst wieder zugänglicher zu machen. Musik und Predigt spielen dabei eine enorme Rolle. Vor allem braucht es eine stärkere Bewegung hin zu den Leuten – Besuche, Nachfragen, Sich-aktiv-Kümmern.“

Kirche und Politik: Wie geht es Ihnen mit der politischen Führung in Tirol?
"Ich bin dankbar für eine solide Politik, wie sie in Tirol gemacht wird. Das Bemühen um gute Kompromisse ist sehr viel wert. Politik ist ein ständiger Gestaltungsprozess. Wir alle sind Beteiligte – nur auf die da oben zu starren, ist zu wenig."

Und mit Ihrer päpstlichen Führung in Rom?
"Papst Franziskus ist ein Geschenk für die Welt, nicht nur für die katholische Kirche – obwohl er mit Finanzkrisen und Intrigen im Vatikan kämpfen muss. Er überrascht uns alle mit seiner Frische und mit seiner Arbeitskraft. Ein großer Papst, eine prophetische Gestalt."

Nach zwei Jahren nach Ihrer Bischofsweihe tauchen bereits Gerüchte auf, dass sie Kardinal Schönborn beerben müssten. Schon davon gehört?
"Das ist reines Kaffeesudlesen. Wäre auch eine extreme Überforderung für mich. Ich möchte in Tirol bleiben."

Der neue Kärntner Bischof Josef Marketz hat sich gegen den Zölibat ausgesprochen. Ihre Meinung dazu?
"Durch die Amazonas-Synode gibt es einen konkreten Vorschlag: Aus dem Kreis der verheirateten Diakone sollen zukünftig dem Bischof Kandidaten für die Priesterweihe vorgeschlagen werden. Ich kann mir das in absehbarer Zeit auch für Europa vorstellen. Es gibt mir aber zu denken, dass unsere Gemeinden parallel mit den Priestern gealtert sind. Woher wird der neue Schwung kommen? Eine Erneuerung des Glaubens ist angesagt. Dann kann es wieder Berufungen geben – für die vielen Berufe in der Kirche."

Sie wohnen am Domplatz in Innsbruck und sehen den Wirbel, der sich in der Adventszeit abspielt. Kann Weihnachten noch ein ruhiges Fest sein?
"Das hängt immer davon ab, was man daraus macht. Ich habe den Eindruck, dass viele Menschen das Getriebe in den Straßen und Einkaufsmärkten lieben. Andere leiden darunter. In aller Nervosität unserer Zeit ist Weihnachten etwas Kostbares. Wir feiern die Geburt dessen, der wirklich trösten kann und von Ängsten befreit. Ist das nicht wunderbar?“

Wie feiert Bischof Hermann Weihnachten?
"Möglichst einfach und schön. Obligatorisch gehören am Heiligen Abend ein paar Besuche in Sozialeinrichtungen dazu und ein meist berührender Gottesdienst im Hospiz. Die Christmette feiere ich auswärts."

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