Telefonseelsorge
Seelsorge am Welttag der Suizidprävention

Suizidabsichten sind in jedem Fall ein Notsignal. Dieses sollte ernst genommen werden und der Hilferuf auf keinen Fall überhört werden. | Foto: Pixabay/_LewiZ (Symbolbild)
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  • Suizidabsichten sind in jedem Fall ein Notsignal. Dieses sollte ernst genommen werden und der Hilferuf auf keinen Fall überhört werden.
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TIROL. Am 10. September wird der Weltsuizidpräventionstag begangen. Der Tag wird zum Anlass genommen, um die Öffentlichkeit darauf aufmerksam zu machen, wie Suizide verhindert werden können. 

Telefonseelsorge Erstanlaufstelle

Für Menschen mit Suzidgedanken ist die Telefonseelsorge (142) die erste Anlaufstelle, um aus der Krise herauszufinden. Zum Weltsuizidpräventionstag möchte man auf diese Möglichkeit der Unterstützung aufmerksam machen.
Allein in 2020 nahmen sich 1.072 Personen in Österreich das Leben, das entspricht etwa drei Personen pro Tag. Auffallend ist, dass sich nach wie vor deutlich mehr Männer als Frauen das Leben nehmen und deutlich mehr ältere Menschen als Jüngere.

Deutlich mehr Männer nahmen sich in 2020 das Leben als Frauen.  | Foto: Telefonseelsorge
  • Deutlich mehr Männer nahmen sich in 2020 das Leben als Frauen.
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Über ein Drittel aller Suizide in Österreich entfallen auf Menschen über 65. Bei den Jüngeren (bis ca. 30 Jahre) ist der Suizid hinter Verletzungen und Vergiftungen die häufigste Todesursache.

Mehr Suizidversuche als verstorbene Personen

Die Statistik zeigt ebenso auf, dass die Anzahl der Suizidversuche die Zahl der tatsächlich durch Suizid verstorbenen Personen um das 10- bis 30-Fache übersteigt. Allerdings führen Tabuisierung, Stigmatisierung und Scham- oder Schuldgefühle häufig zu einer Verschleierung suizidalen Verhaltens. Auch werden nicht alle Suizidversuche als solche erkannt oder führen zu einem Kontakt mit dem Gesundheitssystem. Daher liegen keine verlässlichen Daten bzw. Zahlen zu Suizidversuchen vor.

Suizide verhindern

Doch wie kann man Suizide verhindern? Ein proaktives Vorgehen von einem unterstützendem Gesundheitssystem und der Gesellschaft kann dazu beitragen. Wie es auch die Leiterin der Telefonseelsorge Innsbruck Astrid Höpperger bestätigt:

„Nicht zuletzt vor dem Hintergrund der weltweiten Coronakrise sollte der Suizidprävention nach wie vor eine hohe Bedeutung beigemessen werden. Der Weltsuizidpräventionstag am 10. September rückt das Thema in den Fokus. Dabei wirkt dieser Tag der Tabuisierung entgegen und schafft somit ein offeneres soziales Klima, in dem das Hilfesuchen nicht verurteilt wird und mit weniger Scham behaftet ist.“

Wie kommt es zum Suizid?

Neben psychiatrischen Erkrankungen können Selbstmorde auch die Folge von schweren Lebenskrisen sein. Das kann zum Beispiel der plötzliche Tod eines nahen Angehörigen sein.

"Dabei ist es wichtig zu verstehen, dass sich Menschen mit Suizidgedanken oft überfordert fühlen und Ausweglosigkeit spüren. Vielfach geht es zunächst darum, dass ein Mensch ‚so‘ nicht weiterleben möchte“,

so Höpperger. Gleichzeitig wird nicht jeder Mensch bei Krisen oder unter großer Belastung suizidal. Es gibt eine Reihe von Faktoren, die Krisen bzw. Stressoren abfedern können und schützend wirken.

„Dazu zählen zum Beispiel ein hohes Selbstwertgefühl, ausreichend Selbstvertrauen, soziale Kompetenzen, positive Bewältigungsstrategien oder Problemlösefähigkeiten.“,

so die Leiterin der Telefonseelsorge Innsbruck. 
Die Erweiterung und Stärkung dieser Schutzfaktoren ist ein wichtiges Ziel der Strategie zur Suizidprävention. 

Ein offenes Ohr für betroffene Menschen

Wichtig ist, dass suizidgefährdeten Personen ein Gesprächsangebot gemacht wird. Dabei sollte ihnen verständnisvoll und nicht wertend begegnet werden. 
Gerade die aktuelle Corona-Pandemie stellt für viele Menschen ein kritisches Lebensereignis bzw. einen andauernden Stressor dar. Beispielsweise hält die wirtschaftliche Belastung in vielen Fällen an, Gefühle von Ohnmacht können bestehen bleiben oder posttraumatischer Stress tritt auf. 

Was kann ich tun?

  • Suizidabsichten sind in jedem Fall ein Notsignal. Dieses sollte ernst genommen werden und der Hilferuf auf keinen Fall überhört werden.
  • Dem/Der Betroffenen sollte vermittelt werden, dass man an ihm/ihr und all seinen/ihren Gefühlen und Problemen interessiert ist.
  • Ein offenes Gespräch über die Suizidgedanken stellt für die Betroffenen oft eine emotionale Entlastung dar.
  • Fragen welche Ressourcen der/die Betroffene selber hat? Welche gibt es in seinem/ihrem sozialen Umfeld? Welche professionellen Unterstützungsmöglichkeiten gibt es?
  • Die betroffene Person auf niederschwellige Hilfsangebote aufmerksam machen und zur Inanspruchnahme ermutigen.
  • Die Auseinandersetzung mit suizidalen Menschen kann sehr belastend sein. Wir werden dabei mit unserer Verletzlich- und Vergänglichkeit konfrontiert und können uns plötzlich selbst hoffnungslos fühlen. Holen Sie sich Hilfe und sorgen Sie gut für sich.

Erreichbarkeit Telefonseelsorge:

Telefon: 142
www.telefonseelsorge.at 

Erreichbarkeit des Psychosozialen Krisendienstes:

Telefon: 0800 400 120
Montag bis Donnerstag: 8 bis 20 Uhr
Wochenende – von Freitag ab 8 Uhr bis Montag 8 Uhr: rund um die Uhr
Feiertage – ab 8 Uhr: rund um die Uhr

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