Interview mit Elmar Rizzoli
"Es geht sehr um das gesamte Systemrisiko"

Seit 2021 oberster Krisenmanager: Elmar Rizzoli | Foto: © Fischler
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Corona und mögliche Bedrohungsszenarien besprachen wir mit dem obersten Krisenmanager Elmar Rizzoli.

In der Pandemie war das Krisenmanagement des Landes im Dauereinsatz. Derzeit ist es wohl etwas ruhiger, oder täuscht das?
Elmar Rizzoli:
"Das ist nicht so einfach zu beantworten. Nur die Dynamik hat sich deutlich verlangsamt. Aber wir betreiben nach wie vor den Einsatzstab Corona, um allfällige Entwicklungen rechtzeitig zu erkennen. Nur die Besprechungsintervalle haben sich reduziert."

Die Coronazahlen in Tirol sind derzeit wieder hoch, die Maskenpflicht aber vorerst vom Tisch. Eine Fehleinschätzung des Gesundheitsministers?
"Ich gehe davon aus, dass der Gesundheitsminister ausreichend Expertinnen und Experten zur Einschätzung der Lage zur Verfügung hat und hier die richtigen Entscheidungen trifft."

Das Abwassermonitoring ist leicht rückläufig. Gibt das Anlass zum vorsichtigen Optimismus?
"Ja, denn gerade in den letzten Tagen ist hier ein leichter Rückgang zu verzeichnen. In Tirol wurde und wird in einer hohen Intensität bei allen 43 Kläranlagen regelmäßig dieses Monitoring durchgeführt, deshalb gibt es durch die sinkenden Zahlen einen gewissen Grund zum Optimismus."

Es wird derzeit viel weniger getestet, daher wird die Dunkelziffer hoch sein. Verfälscht das die momentane Corona-Situation?
"Nicht unbedingt, denn man hat sich in der Beurteilung der Lage weiterentwickelt. Es geht nicht mehr nur um reine Inzidenzzahlen, es geht sehr um das zu beurteilende gesamte Systemrisiko. Hier fließen die Daten aus dem Abwassermonitoring, die Belegung der Spitalsbetten und auch die Personalsituation in den Kliniken mit ein."

Auch die Impfwilligkeit gegen Corona könnte besser sein. Wie sehen Sie diese kritische Haltung in Tirol?
"Wir sind jetzt keine Impfhochburg, liegen aber im Durchschnitt der Bundesländer."

Im Winter stehen in Tirol viele Bälle oder große Fasnachtsveranstaltungen auf dem Programm. Werden diese stattfinden können?
"Bälle finden indoor statt, Fasnachtsveranstaltungen im Freien. Das wurde auch bisher differenziert beurteilt. Aber mit Prognosen haben wir uns auch in der Vergangenheit schwergetan, welche Maßnahmen verordnet werden. Laut derzeitiger Rechtslage steht beiden Veranstaltungen nichts im Weg."

Energiekrise und Gaslieferungen sind derzeit ebenso große Schlagworte. Ist das Land Tirol auf den Winter vorbereitet?
"Ja, das glaube ich schon. In dem Bereich, in dem wir als Land Tirol etwas tun können, wurden die Hausaufgaben gemacht. Nur muss im Energiebereich über Landes- und Bundesgrenzen hinausgedacht werden. Der Gasbedarf für den Winter ist in Tirol derzeit zu 80 Prozent eingespeichert und die Speichermenge wird laufend erhöht. Probleme würde es geben, wenn es im internationalen Gas- oder Stromnetz zu Unterbrechungen kommen würde. Hierauf hat Tirol aber leider keinen Einfluss."

Auch Blackout-Sorgen sind in Europa durchaus vorhanden. Gibt es hier einen Tiroler Krisenplan?

"Hier gibt es natürlich einen vielschichtigen Einsatzplan, der die Einsatzorganisationen miteinbindet. Dazu gehört auch die Vorbereitung der Führungsstruktur und der Einsatzorganisationen, damit die Bevölkerung Anlaufstellen zur Verfügung hat. Aber natürlich sollte jeder Einzelne durch vernünftige Vorratshaltung oder auch durch die Möglichkeit der stromunabhängigen Kommunikationstechnik auf ein derartiges Ereignis vorbereitet sein."

Die aktuellen Coronazahlen aus Tirol lest ihr hier:

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