Es ist vollbracht: Der Ring ist im Rhein
Götterdämmerung in Erl

Großer Jubel nach der Premiere der "Götterdämmerung" in Erl | Foto: Krabichler
2Bilder
  • Großer Jubel nach der Premiere der "Götterdämmerung" in Erl
  • Foto: Krabichler
  • hochgeladen von Sieghard Krabichler

Der Konflikt zwischen Göttern und Menschen, die Rache und die Machtgier, führen im vierten Teil von Wagners „Ring des Nibelungen“ schließlich zur totalen Zerstörung und zur Götterdämmerung. In Erl wurde mit der „Götterdämmerung“ in der Inszenierung von Brigitte Fassbaender Wagners Ring abgeschlossen.

ERL. Richard Wagners Komposition und Libretto in "Götterdämmerung" sind geprägt von dramatischer Intensität, musikalischer Innovation und tiefgründiger Symbolik. Geradezu ideale Voraussetzungen für ein verworrenes Regietheater.
Brigitte Fassbaender nimmt aber mehr Wagners monumentale Musik ernst und inszeniert äußerst sängerfreundlich. Eine Wohltat, die Künstler nicht in Turnübungen, auf Seilen oder in Randbereichen hören zu müssen. Der Mittelpunkt der Bühne ist meist auch der Mittelpunkt der sängerischen Verortung, selten wird gelaufen, das meiste darf in Ruhe und mit großer Spannung passieren. Klar, die Bühne des Festspielhauses ist eher für Menschenmassen konzipiert, bei den vielen Dialogen in der Götterdämmerung verlieren sich manchmal schon die Sänger im großen Raum.
Die Bühne ist in grau und schwarz gehalten, auch die Kostüme orientieren sich in diesen dominierenden Farben eher an ein Bussinestreffen als an Helden oder Götter. Unterstrichen wird die schlüssige Zusammenarbeit durch sehr stimmige Videoeinspielungen. Und: Fassbaender lässt die Oper ohne positive Prognose auf die neue Weltordnung ausklingen. In Zeiten wie diesen eine durchaus realistische und auch mögliche Deutung der Regie.

Eine (fast) grandiose Sängerleistung

Der betrogene Held Siegfried – ihn gab Vincent Wolfsteiner – wirkt nicht als Held, er wirkt phasenweise eher wie ein unsicherer deutscher Urlauber in der falschen Umgebung. Stimmlich gehört er neben Brünnhilde – sie singt Christiane Libor – sowie Robert Pomakov als Hagen zu den Stars des Abends, die groß bejubelt wurden. Die Stimme von Wolfsteiner hielt bis zu seinem Operntod, sowohl in Dramatik als auch in Präsenz und Höhe durch.
Libors ganz großer Auftritt fand im zweiten Akt statt, und obwohl das Finale stimmlich ohne Makel geriet, tat sie sich doch schwer, ihren Feuertod auf ein paar Brettern dramatisch zu gestalten.
Pomakov als Hagen war unglaublich präsent auf der Bühne, sein Bass drang gewaltig in den großen Raum des Passionsspielhauses in Erl. Ebenso wie der von Craig Colclough als Alberich.
Marvic Monreal,  Anna Katharina Tonauer und Monika Buczkowaska als Nornen – sie müssen am Beginn das Weltenseil am Küchentisch stricken – harmonierten stimmlich sehr gut, ebenso die drei wasserballspielenden Rheintöchter Anna Nekhames, Karolina Makula und Katharina Magiera. Begeistern konnte auch Zanda Švēde – im starken Gothic-Look– als Waltraute.
Manuel Walser zeigte der Bartitonpart des Gunthers seine stimmliche Grenze auf. Sowohl in der Mittellage als auch in der Tiefe hatte er phasenweise Mühe. An stimmlicher Präsenz fehlte es auch manchmal Irina Simmes als Gutrune.
Ein großes Pauschallob dem Männerchor der Festspiele, der von Olga Yanum perfekt vorbereitet wurden.

Orchester in Hochform

Dirigent Erik Nielsen erwies sich ein profunder Kenner der Partitur und ein bekennender Fan des tiefen Blechs. Nun, Götterdämmerung und monumentale Musik wie etwa Siegfrieds Trauermarsch oder seine Rheinfahrt könnten durchaus zu schleppenden Tempi hinreisen. Nielsen fand den idealen Mittelweg zwischen Schwulst und Rasen. Fein gewebte Streicherklänge, gut integriertes Holz und ein großartiges technisches Gesamtwerk des Orchesters der Tiroler Festspiele Erl wurde enorm bejubelt. Aus diesem klang hörbar noch dominant das tiefe Blech in manchen Passagen, das dadurch für einen fantastischen Wagner-Sound sorgte. Der aber leider durch einen herunterhängenden Bühnenverbau bis in die Hälfte des Orchesters manchmal litt.
Fazit: Diese Götterdämmerung in Erl ist für Wagnerianer, die hauptsächlich in der Musik des Meisters das Heil in einem der bedeutendsten Werke der Opernkunst suchen.

Weitere Termine: Sonntag, 23. Juli, 15 Uhr; Samstag, 29. Juli, 17 Uhr, Passionsspielhaus Erl. Karten: hier:

Ein Interview mit der Geschäftsführerin der Tiroler Festspiele Erl hier zum Nachlesen:

Weitere Nachrichten aus dem Bezirk Kufstein lest ihr hier:

Großer Jubel nach der Premiere der "Götterdämmerung" in Erl | Foto: Krabichler
Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.