Umfrageergebnis
Immer weniger Menschen in Tirol können schwimmen

Nach wie vor gehört das Ertrinken zur größten Gefahr von Kindern. Jeder dritte Jugendliche kann nicht schwimmen. Corona hat die Situation weiter verschärft. Zusätzlich ist in den Schwimmbädern wenig Platz für weitere Schwimmkurse. | Foto: pixabay/TaniaVdB / Symbolbild
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  • Nach wie vor gehört das Ertrinken zur größten Gefahr von Kindern. Jeder dritte Jugendliche kann nicht schwimmen. Corona hat die Situation weiter verschärft. Zusätzlich ist in den Schwimmbädern wenig Platz für weitere Schwimmkurse.
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Nach wie vor gehört das Ertrinken zur größten Gefahr für Kinder. Jeder dritte Jugendliche kann nicht schwimmen. Corona hat die Situation weiter verschärft. Zusätzlich ist in den Schwimmbädern wenig Platz für weitere Schwimmkurse.

TIROL (skn). Endlich ist Sommer, die Ferien stehen vor der Türe und in den Schwimmbädern und Badeseen herrscht Hochbetrieb. Und gleichzeitig ist die Zahl der Nichtschwimmer gestiegen. Auch viele Erwachsene beherrschen nicht einmal die Grundlagen. Es fehlt an Kursen, am Verständnis der Notwendigkeit von Schwimmkenntnissen, an der Möglichkeit, regelmäßig in ein Schwimmbad zu gehen.

Ergebnis unserer Umfrage der Woche zum Schwimmen

Hier das Ergebnis unserer Umfrage der Woche*:

Insgesamt haben 485 Leserinnen und Leser an unserer Umfrage der Woche zum Schwimmen teilgenommen. Wir wollten von euch wissen, wie wichtig es ist, sich sicher im Wasser aufhalten zu können. Wir wollten wissen, wie wichtig es ist, schwimmen zu können.

  • 411 Teilnehmerinnen und Teilnehmer finden es sehr wichtig, schwimmen zu können. Da es viele Möglichkeiten gibt, sich am Wasser aufzuhalten.
  • 15 Leserinnen und Leser halten es für nicht wichtig, schwimmen zu können, da man seine Freizeit auch weg vom Wasser verbringen könne
  • 59 Leserinnen und Leser geben an, dass ein paar Schwimmkenntnisse sicher von Vorteil wären.

Bei unserer Umfrage der Woche zur Wichtigkeit von Schwimmkenntnissen haben insgesamt 411 Leserinnen und Leser teilgenommen. Die Mehrheit – 84,75 Prozent – sieht Schwimmenkönnen als sehr wichtig an. So könne man sich sicher am Wasser aufhalten. 12,6 Prozent geben an, dass Schwimmkenntnisse auf jeden Fall ein Vorteil seien. Nur 3,09 Prozent glauben, dass Schwimmkenntnisse nicht wichtig seien, da man seine Freizeit auch weg von Wasser gestalten könne.

Ertrinken als zweithäufigste Todesursache bei Kinderunfällen

In Österreich sterben jährlich zwischen 22 und 47 Personen an den Folgen eines Ertrinkungsunfalls. Bis Anfang Juni des heurigen Jahres sind bereits 14 Menschen ertrunken. Zwei davon waren Kinder – und das noch bevor die Badesaison begonnen hat. Bis zu fünf Ertrinkungsopfer pro Jahr sind Kinder unter 15 Jahren. Bei Kindern ist Ertrinken die zweithäufigste Todesursache nach Verkehrsunfällen mit Kinderbeteiligung. Im Jahr 2022 konnten in Österreich rund 148.000 Kinder und Jugendliche im Alter zwischen fünf und 19 Jahre nicht schwimmen. Das heißt, jedes 10. Kind kann nicht schwimmenAlleine in Tirol sind es rund 65.000 Menschen. Dies zeigt, dass Schwimmkenntnisse Leben retten kann.

Studie zur Schwimmkompetenz

Im Jahr 2021 veröffentlichte das KfV (Kuratorium für Verkehrssicherheit) eine Studie über die Schwimmkompetenz der österreichischen Bevölkerung. Die Studie zeigt, dass zwischen sieben und acht Prozent der Österreicherinnen und Österreicher nicht schwimmen können. Das sind zwischen 600.000 und 700.000 Menschen ab fünf Jahren.

„Unsere Erhebungszahlen zeigen, dass sich die Negativrekorde gegenüber den Erhebungen aus dem Jahr 2020/2021 tendenziell minimal, aber immerhin verbessert haben. Wir liegen dennoch in der Altersgruppe der Kinder beim Schwimmen lernen und bei der Schwimmfrequenz weit unter dem Vor-Corona Niveau. Hier besteht weiterhin dringender und vor allem nachhaltiger Handlungsbedarf.“  (Dr. Johanna Trauner-Karner, Leiterin der Abteilung Sportsicherheit im KFV)

Neben jenen, die gar nicht schwimmen können, geben rund 24 Prozent der Befragten ihre
Schwimmkenntnisse generell als (sehr) unsicher bis mittelmäßig an. Neben den 148.000 Kindern und Jugendlichen, die gar nicht schwimmen können, können sich weitere 60.000 nur (sehr) unsicher im Wasser aufhalten. Kinder zwischen fünf und neun Jahren machen dabei den Großteil aus: 118.000 Kinder dieser Altersgruppe sind NichtschwimmerInnen,
39.000 Kinder sind (sehr) unsichere SchwimmerInnen.

So schwimmt Österreich 2022 | Foto: KfV

Mögliche Gründe, warum immer weniger Kinder schwimmen können

Schwimmen ist in Österreich Teil des Unterrichtsgegenstandes Bewegung und Sport. Aber dennoch lernen nicht alle Kinder in der Schule schwimmen. Einerseits wurde die Situation durch Corona verschärft, denn durch die Pandemie vielen der Schwimmunterricht in den Volksschulen aus. Ein weiteres Problem beim Schulschwimmen liegt daran, dass die Schulen häufig keinen Platz für ihren Schwimmunterricht haben: Öffentliche Bäder schließen in vielen Gemeinden: Es gibt nicht genug Wasserflächen, damit alle schwimmen lernen und durch die Pandemie versäumte Stunden nachholen können. Laut KfV fehlen in Österreich rund 9000 Schwimmkurse um das Defizit aufholen zu können.

„Ein Kind muss kein Profischwimmer werden, aber wenn es ins Wasser fällt, sollte es zumindest in der Lage sein, sich an ein Ufer oder den Beckenrand zu retten.“ (Johanna Trauner-Karner)

Zusätzlich kommen auch die Bäder an ihr Limit. im Rahmen der Bäderstudie in Innsbruck wurde berechnet, wie viel Wasserfläche man in Innsbruck für den Breitensport, Schwimmkurse, Schwimmvereine und Schulschwimmen bräuchte: Die derzeitigen Wasserflächen reichen bei weitem nicht aus, um diese Anforderungen alle abdecken zu können.

Viele Kinder können nicht schwimmen, weil die Eltern weder die zeitlichen noch die finanziellen Möglichkeiten haben. Schwimmkurse sind teuer, auch die Eintritte ins Schwimmbad sind für Familien teilweise kaum erschwinglich. In vielen Familien fehlt auch das Verständnis, dass Schwimmkenntnisse wichtig sind. Meist können diese Eltern nicht schwimmen.

Sicherheitstipps des KfV

  • Kinder in der Nähe von Wasser niemals unbeaufsichtigt lassen: Wenige Minuten können zwischen Leben und Tod entscheiden. Daher müssen Kleinkinder in der Nähe von Gewässern (auch bei Fischteichen oder Planschbecken) immer in unmittelbarer Reichweite sein. Es zählt jedes Sekunde bei einem Sturz ins Wasser. Man kann auch schon kleinen Kindern lernen, sich beim ins Wasser schauen, auf den Bauch zu legen. Das reduziert die Gefahr, das Gleichgewicht zu verlieren und ins Wasser zu stürzen. Es empfiehlt sich auch, Kindern bunte Badekleidung anzuziehen, so können sie, falls sie ins Wasser fallen, schneller gefunden werden. Achtung: Kinder können auch in der Badewanne ertrinken.
  • Schwimmkenntnisse realistisch einschätzen: Häufig überschätzen ältere Kinder und Erwachsene ihre Schwimmkenntnisse. Daher sollte man bei Bedarf Schwimmpausen einlegen und nicht allein zu weit vom Ufer entfernt schwimmen.
  • Schwimmbojen können Leben retten: Beim Schwimmen kann jeder einmal müde oder erschöpft werden. Dies kann weit vom Ufer in offenem Gewässer zur Gefahr werden. Daher sollte man beim Schwimmen in offenem Gewässer stets eine Schwimmboje mitführen. Hier kann man sich festhalten, durchschnaufen und wieder ans Ufer zurückschwimmen. Aber Achtung: Schwimmbojen sind für erfahrene Schwimmer und keine Schwimmhilfen.
  • Schwimmkurse zur Selbstrettungskompetenz: Für Kinder gibt es ab einem bestimmten Alter Kurse, die die Selbstrettungskompetenz stärken: Die Kinder lernen, sich nach einem Sturz ins Wasser selbständig an den Beckenrand zu retten oder sich auch im tiefen Wasser eine gewisse Zeit über Wasser zu halten.
  • Sicherheitsvorkehrungen zu Hause: Pools, Schwimmteiche oder Biotope sollten mit einem Zaun und selbstschließender Tür gesichert werden. Zu empfehlen sind auch Alarmsystem für Pools und Gartenteiche, die eine größere Bewegung im Wasser melden. Allerdings können diese Sicherheitsvorkehrungen keine Aufsichtsperson ersetzen.

*Die Umfrage ist nicht repräsentativ

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