Tirols Landespolizeidirektor Kohler im Gespräch
Kohler: "Tiroler Polizei sucht Nachwuchs"

Seit Jänner 2020 steht Edelbert Kohler als Landespolizeidirektor an der Spitze der Tiroler Exekutive.
  • Seit Jänner 2020 steht Edelbert Kohler als Landespolizeidirektor an der Spitze der Tiroler Exekutive.
  • hochgeladen von Sieghard Krabichler

Keine leichte Zeit ist derzeit auch für die Tiroler Polizei. Wir trafen Landespolizeidirektor Edelbert Kohler.

Innenminister Nehammer wird nicht müde zu betonen, die Polizei sei der Partner der Menschen. Ist das bei der Pandemiemüdigkeit der Menschen überhaupt möglich?
LPD Edelbert Kohler: 
Ja, natürlich ist es möglich. Die Pandemie hat aber die Polizei genauso überrascht wie alle. Mit der Masse der Verordnungen und Gesetze umzugehen, ist das eine, aber den Menschen dies alles näherzubringen und mitunter der "Spielverderber der Nation“ zu ein, das andere. Im 1. Lockdown war das Verständnis noch sehr viel größer, nun gibt es bei diversen Amtshandlungen schon öfters Diskussionen mit den Beamten. Die Menschen sind müde und hinterfragen die Maßnahmen, das spüren auch unsere Leute draußen.

Zuerst nach Innsbruck: Welche Maßnahmen werden aus der Diskussion und der Erkenntnis rund um die "Grenzen töten"-Demo gezogen?

Diese Demonstration ist schon sehr differenziert zu sehen. Sie begann sehr friedlich, dann formierte sich der "Schwarze Block" und widersetzte sich sämtlichen Corona-Schutzmaßnahmen. Daher haben wir uns nach Einholung der fachlichen Beurteilung der Gesundheitsbehörde entschlossen, die Demo aufzulösen. Wir würden unter denselben Voraussetzungen auch heute wieder so entscheiden.

Wie ist der aktuelle Stand beim Neubau des Polizeizentrums Kaiserjägerstraße?
Nach meinen letzten Informationen dürften die Bauarbeiten in den nächsten Wochen beginnen. Die Fertigstellung ist bis etwa 2024 geplant.

Viele Jahre beschäftigten Marokkanerbanden die Polizei in der Landeshauptstadt in der Drogenszene. Nun ist es ruhiger. Aber Innsbruck ist wohl nicht drogenfrei?
Nein, Innsbruck ist nicht drogenfrei, aber durch Corona haben sich die Aktivitäten ins Verborgene verlagert. Aber es ist richtig, die Gruppe aus dem nordafrikanischen Raum wurde – auch durch die richtigen polizeilichen Maßnahmen – zurückgedrängt.

Die Kriminalstatistik kann sich sehen lassen – Delikte gingen um 11,9 Prozent zurück, die Aufklärungsquote ist gestiegen.
Der Rückgang der Delikte ist nicht zuletzt auf die Pandemie und die Beschränkungen des öffentlichen Lebens zurückzuführen. Die deutliche Erhöhung der Aufklärungsquote, insbesondere in Innsbruck, hat viele Gründe: Nachhaltige Opferbetreuung, Tatortarbeit und kriminalpolizeiliche Methoden werden laufend nachjustiert und auch die Technologie wird immer besser. Auch die besondere Ausbildung und die gute personelle Situation in Tirol tragen dazu bei.

Aber die Internetkriminalität ist deutlich gestiegen. Ist die Polizei für die zunehmende Cyberkriminalität gerüstet?
Es liegt in der Natur der Sache, dass wir hier immer einen kleinen Schritt hinterherhinken. Daher kommt es darauf an, wie rasch wir technisch und personell nachrüsten können. Die Bekämpfung der Cyberkriminalität muss ständig ausgebaut werden und auch in die zukünftige Ausbildung miteinfließen.

Der Transitverkehr ist Tirols Geißel. Ist der Kontrolldruck groß genug oder fehlt hier Personal, um mehr zu kontrollieren?
Hier arbeiten wir nach den Vorgaben der Verkehrsbehörde des Landes und setzen gezielte Maßnahmen. Derzeit sind wir auf den Straßen mit ausreichend Personal präsent, und es wird neben der normalen Verkehrsüberwachung auch in Zukunft zahlreiche Schwerpunkte im Transitverkehr geben.

Das Bundesheer hilft bei Kontrollen. Können Sie sich vorstellen, dass das Heer weitere Tätigkeiten der Polizei übernimmt?
Das Bundesheer ist bereits vor Corona im Rahmen der Bekämpfung der illegalen Migration für uns tätig geworden. Jetzt wird es ebenso wie wir in vielfältiger Weise als Organe der Gesundheitsbehörde für Kontrolltätigkeiten eingesetzt. Generell ist es für mich sehr gut vorstellbar, auch künftig mit dem Bundesheer zusammenzuarbeiten, zumal ich einen ausgezeichneten Kontakt mit Tirols Militärkommando pflege.

Wie geht es generell im Personalsektor? Gibt es genug Nachwuchs bei der Tiroler Polizei?
Generell sind wir mit etwa 2.000 Beamten auf der Straße in Tirol recht gut aufgestellt. Dazu kommen 180 Verwaltungsbedienstete und knapp 200 auszubildende Polizisten, die regelmäßig – etwa bei diversen Kontrolltätigkeiten – als Personalreserve dienen. Trotzdem sucht die Tiroler Polizei laufend Nachwuchs – für junge Leute böte sich derzeit eine sehr gute Chance, bei uns unterzukommen.

Ist die Ausbildung in der Coronazeit schwieriger geworden?
Nach anfänglichen Schwierigkeiten hat sich alles sehr gut eingependelt, die Ausbildung läuft reibungslos. Lediglich die Ausmusterung einzelner Kurse kann sich um den einen oder anderen Monat verzögern, eben weil auch Polizeischüler für die vielfältigen Einsätze herangezogen werden.

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