Verkehrsunfälle
Wildtiere - die unterschätzte Gefahr im Straßenverkehr

In Tirol sterben jährlich 1.360 Wildtiere im Straßenverkehr – das bedeutet auch, dass sich im Schnitt alle sieben Stunden ein Unfall mit einem Wildtier ereignet. Warnschilder für Wildwechsel werden häufig ignoriert. | Foto: photolars/Fotolia
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  • In Tirol sterben jährlich 1.360 Wildtiere im Straßenverkehr – das bedeutet auch, dass sich im Schnitt alle sieben Stunden ein Unfall mit einem Wildtier ereignet. Warnschilder für Wildwechsel werden häufig ignoriert.
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In Tirol sterben jährlich 1.360 Wildtiere im Straßenverkehr – das bedeutet auch, dass sich im Schnitt alle sieben Stunden ein Unfall mit einem Wildtier ereignet. Warnschilder für Wildwechsel werden häufig ignoriert.

TIROL. Gerade im Herbst, wenn die Sichtverhältnisse schlechter werden steigt auch das Risiko für Unfälle mit Wildtieren. Das verbleibende Grün in den Tälern ziehe laut Landesjägermeister Anton Larcher Wildtiere an. Häufig müssten sie dann die Straße überqueren. Das könne grundsätzlich zu jeder Jahres- und Tageszeit passieren. Neun Personen (österreichweit: 376) haben sich 2019 auf Tirols Straßen im Zuge eines Wildunfalls verletzt. Im Jahr 2021 waren es 325 Personen. 72.082 Wildunfälle ereigneten sich in der Saison 2020/2021 in Österreich. Bei Zusammenstößen mit Wildtieren kann es zu einem enormen Aufprallgewicht kommen, weshalb immer wieder auch Menschen dabei verletzt werden. Der Großteil der Zusammenstöße mit Wildtieren erfolgt mit dem Pkw (59 Prozent), bei weiteren 20 Prozent der Wildunfälle erfolgt der Zusammenstoß mit einem Motorrad. Wegen Wildtieren auf der Fahrbahn wurden im Jahr 2022 bei Unfällen 334 Personen verletzt (58 davon schwer) und eine Person getötet.

Darum geht's

  • Die Gefahr an Wildunfällen ist gerade im Herbst sehr groß
  • An gefährlichen Stellen stehen Wildwechselschilder. Jedoch werden diese häufig ignoriert
  • Tipps, wie man sich im Bereich von Wildechsel richtig verhält
  • Was man macht, wenn man in einen Wildtierunfall verwickelt wurde

Im Jahr 2018 wurden in Tirol 22 Personen bei Unfällen mit Wildtieren verletzt. „Insgesamt ist die Zahl der Wildunfälle mit Personenschaden in den vergangenen fünf Jahren erfreulicherweise stetig gesunken. Im Jahr 2016 verunglückten österreichweit 90 Personen weniger als noch im Jahr 2012, das entspricht einem Rückgang von knapp 25 Prozent“, weiß man im österreichischen Versicherungsverband (VVO). In Tirol kommt es alle sieben Stunden zu einem Unfall mit Wildtieren. Rund 1.360 Wildtiere sterben im Straßenverkehr.

Trifft man mit 50 km/h auf einen 20 kg schweren Rehbock, wirkt eine halbe Tonne auf Fahrzeug und Fahrer:in, bei 100 km/h beträgt die Aufprallwucht zwei Tonnen." (Roland Frisch, Pkw-Chefinstruktor der ÖAMTC Fahrtechnik)

Wildwechselschilder werden oft ignoriert

In diesem Zusammenhang stellt das KFV (Kuratorium für Verkehrssicherheit) fest, dass die Wildwechselschilder oft ignoriert werden. Die Geschwindigkeit wird nicht einer möglichen Gefahr angepasst und unterscheidet sich nicht von der auf anderen Strecken. Gerade in den frühen Morgenstunden sind Wildtiere am aktivsten. Dies zeigt auch die Unfallstatistik: Die meisten Unfälle ereignen sich in den Morgenstunden (zwischen 5 und 7 Uhr) sowie abends zwischen 20 und 23 Uhr.

„Zu den Wildwechselstunden sollte in Zonen mit häufigem Wildwechsel ganz besonders vorsichtig gefahren und die Geschwindigkeit entsprechend angepasst werden. Generell sollte das Gefahrenzeichen „Achtung Wildwechsel“ unbedingt ernst genommen und die Geschwindigkeit entsprechend angepasst werden“ (KFV)

Wildwechelschilder stehen an jenen Streckenabschnitten, an denen das Risiko eines Unfalls mit einem Wildtier deutlich erhöht ist. Bei Übergangsbereichen zwischen Wald und Feld ist das Risiko eines Wildunfalles beispielsweise besonders groß.

Achtung Wildwechsel! Besonders im Herbst ist auf den Straßen besondere Vorsicht geboten. | Foto: Othmar Kolp
  • Achtung Wildwechsel! Besonders im Herbst ist auf den Straßen besondere Vorsicht geboten.
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22.000 Wildwarngeräte in Tirol

Entlang der Landstraßen in Tirol sorgen über 20.000 optische Wildwarngeräte für mehr Sicherheit. Alexander Zecha, Leiter es Sachgebietes Straßenerhaltung des Landes Tirol, meint dazu:

„Die Aktivierung klassischer Wildwarngeräte erfolgt durch das Scheinwerferlicht der herannahenden Fahrzeuge. Dadurch entsteht ein Lichtzaun, der die Tiere vom Überqueren der Straße abhält."

Laufend wird zudem am weiteren Ausbau gearbeitet. Auch akustische Geräte sind in Tirol gängig. Sie geben einen Signalton an das Tier ab, sobald sich ein Fahrzeug nähert. Dadurch ist das Wildtier gewarnt und läuft nicht auf die Straße.

Alexander Zecha, Leiter des Sachgebiets Straßenerhaltung, mit einem der rund 22.000 Wildwarngeräte entlang der Tiroler Landstraßen. | Foto: Land Tirol
  • Alexander Zecha, Leiter des Sachgebiets Straßenerhaltung, mit einem der rund 22.000 Wildwarngeräte entlang der Tiroler Landstraßen.
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Fünf Tipps für das richtige Verhalten beim Wildwechsel

Ein Unfall beim Wildwechsel passiert relativ schnell. Viele dieser Wildwechsel-Unfälle lassen sich jedoch vermeiden:

  • Im Bereich der Wildwechsel-Warnschilder die Geschwindigkeit verringern
  • Die Fahrbahnränder beobachten, vor allem in der Morgen- und Abenddämmerung. Achtung: Oft läuft ein Tier vor und das Rudel folgt mit Abstand dahinter. Achtung: Tiere kommen von beiden Seiten.
  • Fährt man hinter einem anderen Auto: Achtung vor Auffahrunfällen. Geschwindigkeit reduzieren.
  • Steht bereits ein Tier auf der Straße, dann da Fernlicht ausschalten, bremsen und hupen. Wild erstarrt bei Fernlicht, erschrickt aber beim Hupen und rennt davon.
  • Nicht versuchen, auszuweichen: Hier besteht die Gefahr, dass man von der Fahrbahn abkommt, mit einem Baum kollidiert oder auf die Gegenfahrbahn gerät und andere Verkehrsteilnehmer gefährdet.
  • Lenkrad nicht verreißen, bremsbereit fahren, Lenkrad mit beiden Händen halten.

Richtiges Verhalten bei und nach dem Unfall

Was tun bei einem Wildtier-Unfall?
Ist ein Zusammenstoß mit einem Wildtier unvermeidlich, sollte stark gebremst werden. Das Lenkrad muss dabei gut festgehalten werden. Bei richtiger Reaktion bleibt die Verletzungsgefahr für die Autoinsassen geringer. Ausweichmanöver sind nicht zu empfehlen, da diese meist riskanter sind als ein Zusammenstoß mit dem Tier.

Was tun nach einem Wildtier-Unfall?
Nach dem Unfall muss die Unfallstelle sofort abgesichert werden. Im Anschluss muss die Exekutive verständigt werden. Meldet man den Unfall nicht, macht man sich strafbar. Bei einem Wildschaden besteht nach §4 Abs. 5 der Straßenverkehrsordnung unverzügliche Verständigungspflicht. Getötete Wildtiere dürfen niemals mitgenommen werden, auch nicht zu einem Tierarzt. Bei einer korrekten Meldung des Unfalls wird bei Bedarf der r zuständige Jagdaufseher hinzugezogen.

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