LK-Präsident Josef Hechenberger im Gespräch
Hechenberger: "Regionalität punktet"

NR Josef Hechenberger startete in seine vierte Periode als Tiroler Landwirtschaftskammerpräsident.
  • NR Josef Hechenberger startete in seine vierte Periode als Tiroler Landwirtschaftskammerpräsident.
  • hochgeladen von Sieghard Krabichler

Ein umfassendes Programm hat sich LK-Präsident und VP-NR Josef Hechenberger vorgenommen. Wir baten ihn zum Interview.

Die LK-Wahl ist geschlagen, die Wahlbeteiligung lag bei 48 Prozent, der Bauernbund hat ein Mandat verloren. Ein mageres Ergebnis?
Josef Hechenberger: In Zeiten wie diesen konnten wir wegen der Coronapandemie keinen richtigen Wahlkampf führen und zu wenig zu den Menschen kommen. Auch ist die wirtschaftliche Situation vieler Betriebe sehr angespannt. Die Stimmung bei Tirols Bauern ist durchwachsen, speziell nach dem Ausfall der touristischen Wintersaison, das ist nicht zu übersehen. Vor diesem Hintergrund bin ich zufrieden und sehe das Ergebnis als klaren Arbeitsauftrag für die weitere gute Entwicklung der Tiroler Bauern. Und: Es ist die höchste Wahlbeteiligung bei einer Wahl in einer Sozialpartnerschaft in Tirol.

Alfred Enthofer und sein Unabhängiger Bauernverband erreichten aus dem Stand heraus 15,6 Prozent und zwei Sitze. Nur ein Protest gegen den Hochwasserschutz im Unterinntal?
Der Ausgangspunkt war sicher der Protest gegen den Hochwasserschutz, aber natürlich auch eine gewisse Unzufriedenheit mancher Bauern. Aber die Wahl ist vorbei, wir werden arbeiten und ich freue mich auf viele konstruktive Vorschläge aus dieser Gruppe.

In der Krise wurde die „Regionalität“ noch mehr zum Schlagwort. Ist das eine Chance für Bauern, den Regionaltrend auszunutzen und vielleicht ihre Produktion umzustellen?
Durch die Coronakrise ist den Konsumenten wieder stärker bewusst geworden, was eine sichere Lebensmittelversorgung wert ist – Regionalität punktet. Daher haben wir für heuer den Beratungsschwerpunkt Direktvermarkter gesetzt, um diesen Vermarktungsweg auszubauen. Dieser funktioniert in Tirol bisher regional unterschiedlich gut. Auch ist es für Nebenerwerbsbauern oft schwierig, Produkte neben ihrem Job noch direkt zu vermarkten. Aber gerade daran arbeiten wir, um die Betriebe zu vernetzen und zu unterstützen.

Wie gut sehen Sie die Möglichkeit der Direktvermarktung der Tiroler Bauern bisher genutzt?
Man merkt die Aufbruchsstimmung und die Motivation, Hofläden oder Bauernmärkte boomen. Aber es gilt, hier viel Aufklärungsarbeit zu machen, denn es gibt rechtliche oder hygienische Standards einzuhalten. Darum ist es auch sinnvoll, die Herkunft von Produkten sichtbar zu machen. Wir fordern konsequent die verpflichtende Herkunftsbezeichnung, die auch im Regierungsübereinkommen festgeschrieben ist. Derzeit wird zwischen Gesundheitsministerium und Landwirtschaftsministerium ausgelotet, was, auch im Rahmen des EU-Rechts, möglich ist. Unser Ziel ist es, Milch, Fleisch und Eier zuerst in Großküchen und in der Lebensmittelindustrie zu kennzeichnen und in weiterer Folge dann überall, wo heimische Lebensmittel verarbeitet werden.

Tourismus und Corona: Wie groß sind die Auswirkungen auf die Bauern?
Das ist für viele ein wichtiges Standbein. Zumindest kann nun der Ausfallsbonus für Urlaub am Bauernhof beantragt werden. Das ist aber nur eine kleine Abgeltung und kein Ersatz für den Verdienstentgang. Natürlich hoffen die Betriebe auf eine gute Sommersaison. Die Anfragen stimmen vorerst einmal optimistisch.

Die Almsaison steht vor der Tür. Welche Bemühungen in Sachen Herdenschutz und Wolfsmanagement gibt es durch die Politik?
Das Land Tirol versucht, Herdenschutzprojekte umzusetzen. Die Bereitschaft zur Mitarbeit der Almbauern ist gegeben. Allerdings reichen einzelne Projekte allein nicht aus. Es braucht einen Plan inklusive Entnahmemöglichkeit für Problemwölfe.

Der Holzpreis steigt, trotzdem kursieren Pläne zur Außernutzungsstellung von heimischen Wäldern. Wie sehen Sie diese Problematik?
Eine Außernutzungsstellung eines Waldes in einem Gebirgsland wie Tirol sehe ich als sehr gefährlich. Denn der Schutzwald muss gepflegt werden, damit der knappe Besiedelungsraum in Tirol weiterhin genutzt werden kann. Und der steigende Holzpreis soll sich endlich auch auf die Erlöse der Bauern und Produzenten auswirken.

Sie sitzen ja auch im Nationalrat. Die Regierung steht unter Druck, die Kanzlerumfragedaten sind schlecht wie nie – hält die Regierung nach Anschobers Rücktritt?
Ja, die Umfragewerte waren schon besser. Allerdings gehe ich davon aus, dass die Regierung konsequent an der Pandemiebekämpfung und der wirtschaftlichen Erholung danach weiterarbeiten und bis 2024 halten wird.

Wie ist generell die Stimmung im Parlament? Stichwort Maskenverweigerer.
Die wirtschaftliche Situation ist durch die Pandemie extrem angespannt. Auch gesellschaftlich sind tiefe Gräben zu spüren. Aber als Politiker müssen wir mit gutem Beispiel vorangehen. Für die Maskenverweigerer habe ich kein Verständnis.

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