Im Gespräch mit LR Mario Gerber:

"In Tirol fehlt oft noch der Mut zum Preis"

Mario Gerber ist neuer Landesrat für Tourismus und Wirtschaft. In Tirol ein sehr gewichtiges Ressort.

Sie sind schon länger politisch tätig. Kam für Sie der Ruf in die Landesregierung trotzdem eher überraschend?
Mario Gerber: In den fünf Jahren als Landtagsabgeordneter konnte ich politisch sehr viel lernen. Planen lässt sich in der Politik natürlich nichts, aber ich hatte auch den Ansporn, politisch dort tätig sein zu können, wo man etwas bewegen kann.

Sie vereinen im Ressort die Wirtschaft und den Tourismus. Beides in Zeiten der Krise nicht ganz einfache Themenschwerpunkte.
Ganz klar und ich nehme die Herausforderung mit viel Demut an. Aber als ehemaliger Unternehmer und auch Touristiker kann ich sehr viel Erfahrung in beide Schwerpunkte einbringen. Der derzeitige Hauptschwerpunkt für mich ist, die Tiroler Wirtschaft und den Tourismus durch die Krise zu bekommen, denn die ist noch nicht vorbei. Und in der Wirtschaft und im Tourismus geht es in erster Line um den Erhalt der Arbeitsplätze.

Die Tiroler Wirtschaft hat sich im Vergleich mit anderen Bundesländern im Vorjahr am schlechtesten von der Krise erholt. Warum?
Diese Zahlen stammen aus dem Jahr 2021 und ein Hauptgrund für die schlechten Daten war der leidende Tourismus durch die Coronapandemie. Im heurigen Jahr ist Tirol wieder extrem gut mit dabei, die Wirtschaftsdaten zeigen deutlich nach oben.

Wie sehen Sie die Zukunft des Wirtschaftsstandortes Tirol und welche Maßnahmen zur Stärkung werden aus Ihrem Ressort kommen?
In unserer Wirtschaftspolitik müssen wir alles unternehmen, damit der Standort Tirol konkurrenz- und wettbewerbsfähig bleibt. Dazu braucht es auch eine gute Förderpolitik, weg vom Gießkannenprinzip hin zur punktuellen Förderung. Und die Wirtschaftspolitik muss im Einklang mit der Tiroler Bevölkerung gestaltet werden. Dazu gehört auch eine sehr gute Arbeitnehmerpolitik.

Die Tiroler Wirtschaft kann nur stark sein, wenn die regionalen Wirtschaftskreisläufe funktionieren. Tun sie das?
Das glaube ich schon. Denn die Säulen Tourismus, Industrie, Handwerk und Handel greifen sehr gut ineinander. In den Tälern ist der funktionierende Tourismus der Garant für den Wohlstand, aber auch Tirols Industrie leistet einen immensen Beitrag für Tirols Wirtschaft.

Ihr Blick auf die kommende Wintersaison?
Ich stehe im regen Austausch mit der Tirol Werbung und den Tourismusverbänden, generell herrscht eine sehr positive und optimistische Stimmung. Ein großes Problem ist der Arbeitskräftemangel, darum brauchen wir auch dringend eine Erhöhung der Saisonniers-Kontingente. Ein schwieriger Punkt ist natürlich für die Betriebe die Teuerung, denn es gibt immer noch starre Preise, zu denen Reservierungen aus dem Vorjahr gebucht wurden. Insgesamt fehlt in Tirol noch oft der Mut zum Preis. Weil wir verkaufen mit Tirol ein tolles Produkt.

Aber warum können sich die Touristiker und auch Landespolitiker nicht gegen den schwarzen Arbeitsminister in Sachen Saisonniers-Kontinget durchsetzen?
Wir haben in Wien das Problem, dass sich Martin Kocher – den ich sehr schätze – nicht mit dem grünen Koalitionspartner einigen kann. Diese ablehnende Haltung der Grünen ist für mich unverständlich und auch inakzeptabel.

Welchen Weg wird der Tiroler Tourismus generell für die Zukunft einschlagen
Ich bin ein Verfechter – auch weil ich sehr hart daran gearbeitet habe – des eingeschlagenen ‚Tiroler Wegs‘. Dann muss ein Status quo erhoben werden, was die Nachhaltigkeit betrifft. Und ganz klar bin ich auch für mehr Qualität statt Quantität. Aber eines scheint klar: Tirol hat zwar bereits ein breit gefächertes Angebot, aber wir werden den Gästen nicht sagen können, wie wir den Tourismus haben wollen, sondern der Gast uns. Und der Tiroler Tourismus wird nur im Einklang mit der Tiroler Bevölkerung erfolgreich sein können.

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