Plastikrecycling der Zukunft
Bakterien als Schlüssel zum Plastikrecycling

LRin Hagele: „Mit diesem Projekt trägt der Forschungsstandort Tirol wesentlich dazu bei, eine nachhaltige Lösung für die internationale Plastikmüll-Krise zu finden.“
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  • LRin Hagele: „Mit diesem Projekt trägt der Forschungsstandort Tirol wesentlich dazu bei, eine nachhaltige Lösung für die internationale Plastikmüll-Krise zu finden.“
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Das Land Tirol investiert 220.000 Euro in ein wegweisendes Forschungsprojekt zum Biorecycling. In Österreich liegt die Recyclingquote für Kunststoffe derzeit bei nur etwa 30 Prozent. Ziel des Projekts ist es, diese Quote signifikant zu erhöhen.

TIROL. Plastikverschmutzung hat sich weltweit zu einem dringenden Umweltproblem entwickelt, das auch Österreich und Europa stark betrifft. Jährlich werden weltweit über 460 Millionen Tonnen Kunststoff produziert, was zu enormen Mengen an Kunststoffabfällen führt. Über ein Drittel dieser Kunststoffe wird für Verpackungen verwendet, die nur eine kurze Lebensdauer haben und schnell zu Abfall werden. Bis heute sind rund 70 Prozent des weltweit produzierten Plastiks zu Abfall geworden, wobei fast die Hälfte dieses Plastikmülls in Industrienationen wie Österreich anfällt. In Österreich liegt die durchschnittliche Recyclingquote für Kunststoffe derzeit bei lediglich 25 bis 30 Prozent. Laut den Recyclingvorgaben der Europäischen Union müssen bis 2025 50 Prozent und bis 2030 55 Prozent des gesamten Plastiks recycelt werden. Um diese Ziele zu erreichen, ist eine Reduzierung des Kunststoffverbrauchs und eine verstärkte Investition in das Kunststoffrecycling notwendig.

Biorecycling

Um diesen Herausforderungen zu begegnen, hat die Wissenschaftslandesrätin Cornelia Hagele die Förderung eines innovativen Forschungsprojekts der Universität Innsbruck beantragt. Das Projekt zielt darauf ab, neue Methoden für das Biorecycling von Kunststoffen zu entwickeln. Bis 2026 werden dafür insgesamt rund 220.000 Euro bereitgestellt. Die Forschungsergebnisse sollen direkt in die Hochschullehre eingebunden werden, um künftige Generationen von Wissenschaftlern und Ingenieuren mit den neuesten Technologien im Bereich Kunststoffrecycling vertraut zu machen. Beim Plastikmüll pro Kopf gehört Österreich zu den Top-5-Ländern in Europa, wobei der Hauptanteil von zwei Dritteln des Plastiks nicht recycelt wird. Das hat zur Folge, dass neues Plastik, welches aus Erdöl und Erdgas gewonnen wird, erzeugt werden muss. Das Projekt „Bakterien mit Heißhunger auf Plastik“ erforscht deshalb eine Methode, in der Plastikmüll wieder in wertvolle Rohstoffe verwandelt werden soll. Dabei werden Enzyme verwendet, also Proteine von natürlich vorkommenden Bakterien, um Kunststoffmüll in seine Bestandteile zu zerlegen, die dann wiederum erneut zu Plastikprodukten verarbeitet werden können. Diese Methode wird Biorecycling genannt.

Lösung für Plastikmüll-Krise aus Tirol

„Mit diesem Projekt trägt der Forschungsstandort Tirol wesentlich dazu bei, eine nachhaltige Lösung für die internationale Plastikmüll-Krise zu finden. Die Erkenntnisse, die wir hier gewinnen, könnten globale Auswirkungen haben und einen bedeutenden Beitrag zur Reduzierung von Plastikabfällen leisten. Zudem sollen die Ergebnisse des Projektes als Grundlage für weiterführende wissenschaftliche Forschung und Lehre dienen. Dies ermöglicht nicht nur, dass die nächste Generation von Forschenden innovative Methoden und Ansätze zur Bekämpfung von Plastikmüll entwickelt, sondern stärkt auch den Forschungsstandort Tirol insgesamt. Durch die direkte Einbindung der Studierenden in dieses hochaktuelle Forschungsprojekt wird die wissenschaftliche Ausbildung in Tirol auf ein neues Niveau gehoben“, betont LRin Hagele die Relevanz des Projektes.

Plastikabbauende Bakterien

Im Rahmen des Forschungsprojekts wird zunächst das Sickerwasser einer stillgelegten Mülldeponie im Großraum Innsbruck auf Plastik abbauende Mikroben untersucht. Eine zuvor erstellte Datenbank dient dabei als Vergleichsvorlage für die Identifizierung dieser Mikroben. Parallel dazu werden weitere Bakterien durch eine sogenannte Plastik-Diät angereichert, um ihre Fähigkeiten zum Abbau von Kunststoffen zu kultivieren. Das Hauptziel des Projekts ist die Entwicklung eines enzymatischen Produkts, das den nachhaltigen Abbau von Plastikabfällen ermöglicht. Die gewonnenen Forschungsergebnisse werden nach Abschluss des Projekts in Vorlesungen an Studierende der Mikrobiologie an der Universität Innsbruck vermittelt. In praktischen Übungen und Seminaren erhalten die Studierenden die Gelegenheit, mit den Plastik abbauenden Mikroben zu arbeiten und innovative Ansätze, wie neue Isolierungsmethoden, zu testen und weiterzuentwickeln.

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