Wir für Tirols Wirtschaft Teil, 5 – mit Umfrage
Harald Wanke: "Zinsen bleiben niedrig"

Bankfachmann Harald Wanke ist Spartenobmann in der Sparte Banken und Versicherung in der Tiroler Wirtschaftskammer. | Foto: © WK Tirol
  • Bankfachmann Harald Wanke ist Spartenobmann in der Sparte Banken und Versicherung in der Tiroler Wirtschaftskammer.
  • Foto: © WK Tirol
  • hochgeladen von Sieghard Krabichler

Harald Wanke, Sparte Banken und Versicherung, heute in unserer Serie "Wir für Tirols Wirtschaft".

In der Corona-Krise hatte das Bankenwesen eine entscheidende Rolle. Wie geht es der Tiroler Bankenlandschaft heute?
Harald Wanke: "Die Tiroler Banken waren und sind mit Sicherheit ein stabilisierender Faktor in der Bewältigung der Corona-Krise. Mithilfe den unterschiedlichen Instrumente: vom gesetzlichen Moratorium für Privatkunden sowie für Kleinstunternehmen, der kurzfristigen Überbrückungskredite für Kurzarbeit sowie den Überbrückungskrediten der Förderstellen aws, ÖHT sowie der COFAG - konnte die Liquidität der Tiroler Wirtschaft – sowohl im Privat- wie im Unternehmensbereich – aufrechterhalten werden."

Wie groß war oder ist die Verunsicherung in Coronazeiten bei den Kunden?

"In den ersten Wochen war bei den Kunden eine Verunsicherung spürbar. Die vielen Anfragen, besonders aber die anfangs fehlenden Details waren auch für unsere Bankmitarbeiter eine große Herausforderung. In vielen Gesprächen konnten gemeinsam mit den Beratern Lösungen für die Kunden gefunden werden."

Wie sehen Sie die Bankendichte in Tirol? Raiffeisen, Sparkasse, BTV, Hypo oder Volksbank, werden alle die Krise ohne Schaden übertauchen?
"Die Eigenkapitalausstattung der Tiroler Banken hat sich in den letzten Jahren seit der Finanzkrise 2009 stark verbessert und die Institute stehen eigenkapitalmäßig auf stabilen Beinen."


Das Geld der Tiroler ist also auf den Konten der heimischen Banken sicher?

"Jede Bank mit österreichischer Bankkonzession ist Mitglied der österreichischen Einlagensicherung. Die gesetzliche Einlagensicherung garantiert Einlagen auf Konten – Girokonten, Sparbücher sowie Bauspardarlehen – bis 100.000 Euro pro Bank und Kunde. Die erwähnte Eigenkapitalstärke aber auch zusätzliche sektorale Einlagensicherungen schützen zusätzlich die Einlagen unserer Kunden."

Wo sehen Sie für die Tiroler Banken die größten Herausforderungen mittelfristig?
"Neben der Digitalisierung und den wachsenden Ansprüchen der Kunden an die Bank der Zukunft sind es vor allem die weiterhin zunehmenden Regelungen und die Bürokratie, die vor allem kleinere Institute sehr belasten. Hier wäre das Vorgehen der Aufsicht mit Augenmaß im europäischen Gleichklang wünschenswert."

Banken und auch Versicherungen haben in den vergangenen Jahren durchaus Personal abgebaut. Wie sieht es im Bereich der Mitarbeiter aus? Gibt es genügend Bewerber für die Jobs in ihrer Branche?
"Die heimischen Banken und Versicherungen sind als Arbeitgeber nach wie vor attraktiv und bieten eine Vielzahl an unterschiedlichen Tätigkeitsbereichen. Der Tenor der Branche zeigt, dass die Unternehmen gut qualifizierte Mitarbeiter suchen und sich über Bewerbungen freuen."

Sie sind mehr als 40 Jahre im Bankenwesen tätig. Aber die nächsten Jahre werden wohl die schwierigsten?

"In den letzten 40 Jahren gab es immer wieder Krisen und Herausforderungen, vom Fall des Eisernen Vorhangs, über die Dotcom-Blase bis hin zur Finanzkrise 2009. Ich bin guter Dinge, dass wir auch diese Krise überstehen werden, auch wenn es da und dort zu strukturellen und wirtschaftlichen Anpassungen kommen wird."

Auch das Kreditwesen hat sich verändert. Kann ein junger Mensch überhaupt noch zur Bank kommen und einen Kredit für eine in Tirol sehr teure Wohnung bekommen?
"Die Entscheidung sich eine Wohnung zu kaufen ist in den meisten Fällen die größte Investition, die ein Kunde im Laufe seines Lebens trifft. Gerade bei der Wohn(bau)finanzierung sind die heimischen Banken der erste Ansprechpartner für den Kunden. Die Immobilienpreise in Tirol steigen stetig. Hier hat die Aufsicht die Anforderungen an die Eigenmittel der Kunden für einen Kredit über die Jahre erhöht. Neue Modelle, wie ein Generationenkredit (mit langer Laufzeit), werden künftig an Bedeutung gewinnen. Die Bankenaufsicht wird sich dieser Entwicklung nicht entziehen können und für solche Modelle entsprechende Möglichkeiten schaffen müssen."

Wie sehen Sie die Zinsentwicklung in den kommenden Jahren. Bleiben die so niedrig?

Die Prognosen der Experten gehen davon aus, dass sich die Zinsen in den kommenden Jahren auf einem niedrigen Niveau bewegen werden."

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.