TIWAG-Vorstand Entstrasser:
"Strom wird günstiger"

Vorstand der TIWAG zu sein ist derzeit kein einfacher Job: Erich Entstrasser sieht die Wasserkraft für Tirol alternativlos.
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  • Vorstand der TIWAG zu sein ist derzeit kein einfacher Job: Erich Entstrasser sieht die Wasserkraft für Tirol alternativlos.
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Strompreise, Kraftwerksbau, Gewinnbesteuerung: TIWAG-Vorstand Erich Entstrasser im Gespräch. 

RegionalMedien Tirol: Wie geht es der TIWAG in diesen schwierigen Zeiten? Immerhin konnten 2020 93,5 Mio. Euro Gewinn erwirtschaftet werden.
Erich Entstrasser:
"Wir gehören nicht zu den großen Gewinnabschöpfern, das operative Konzernergebnis für 2021 ist stabil und wird in etwa dem Ergebnis von 2020 gleichen."

Das heißt, von der von BK Nehammer ins Spiel gebrachten höheren Besteuerung der Gewinne halten Sie nichts.
"Das ist für uns nicht wirklich relevant, da unsere Gewinne ohnedies im Land bleiben und hier wieder investiert werden. "

Stromanbieter können gewechselt werden. Wie viele Kunden haben sich 2021 von der TIWAG verabschiedet?
"Erfreulicherweise stellen wir fest, dass im Moment viele Kunden wieder zur TIWAG zurückkommen. Die vermeintlichen Billiganbieter haben ihre Preise zuletzt deutlich angepasst, denn die TIWAG liegt im Tarifkalkulator der E-Control im Tiroler Netzgebiet an der Spitze."

Aber auch die TIWAG macht als Landesunternehmen Gewinne –warum steigt dann der Strompreis aus Wasserkraft auch in Tirol?
"Der Strompreis ist nicht nur das Ergebnis der Kosten der Stromproduktion. Denn wir können mit Sellrain-Silz keine Haushalte versorgen. Wir verkaufen die Produktion unserer Kraftwerke bestmöglich am Markt und kaufen die für die Versorgung der Kunden notwendige Energie an der Börse. Insofern sind auch wir von der Situation am Markt abhängig. Für unsere Privatkunden wird ab 1. Juni 2022 der Strompreis – durch die Maßnahmen der Bundesregierung wie die Streichung der Ökostrompauschale und des Ökostromförderbeitrags sowie die Kürzung der Elektrizitätsabgabe – trotz Erhöhung günstiger, bis zu 100 Euro pro Jahr. Die Großkunden sind direkt an die Börsenpreise gebunden."

Wie geht es mit den Strompreisen Ihrer Einschätzung nach weiter? Wird es mittelfristig zu einer Entspannung kommen?
"Der Strompreis wird leicht sinken, aber nicht mehr auf das Niveau vor der Energiepreiserhöhung und sicher nicht vor 2023."

Das GKI steht vor der Fertigstellung und sollte im November 2022 ans Netz gehen. Lieferverzögerungen sind Fakt und die Baukosten sind gestiegen. Ist der Termin zu halten?

"Ich glaube schon. Obwohl wir nun sehen, dass die Professionisten schon manche Lieferprobleme haben. Bei den Kosten mussten wir nachbessern, da liegen wir bei rund 620 Mio. Euro. Die sollten aber nun halten, da viele Verträge bereits im Vorfeld abgeschlossen wurden."

Das geplante Kraftwerk im Kaunertal erregt die Gemüter der Umweltschützer. Ist ein solchEs Projekt notwendig?
"Ja. Wenn man die Energiewende und gleichzeitig eine sichere Stromversorgung haben möchte, braucht es diese Speicherkraftwerke. Wir müssen hier über die Landesgrenzen hinausdenken. Der Ausbau des Kaunertals ist als grüne Strombatterie für ganz Europa wichtig und wurde von der EU auch entsprechend priorisiert. Für mich ist die Wasserkraft eine der wenigen Ressourcen, die wir in Tirol verfügbar haben und die langfristig Wertschöpfung für viele Generationen bringt. Und wir in der TIWAG sind überzeugt, dass die heimische Wertschöpfung eines Speicherkraftwerkes die bessere ist als die eines Photovoltaikkraftwerkes. Aber für die notwendige Energiewende wird es beides brauchen."

Photovoltaik wird als nachhaltige Stromquelle immer öfter umgesetzt, auch privat. Ist das ein Gamechanger?
"Nein, das ist kein Gamechanger, sondern es wird ohne Photovoltaik nicht gehen. Nun gilt es, Lösungen zu finden, die den Sonnenstrom speichern, wenn er erzeugt wird, um ihn dann zur Verfügung zu haben, wenn er gebraucht wird."

Für das Innkraftwerk Imst-Haiming endet in Kürze die UVP-Prüfung. Sehen Sie Chancen, dieses Projekt durchzubringen?
"Wenn wir die Chance nicht sehen würden, hätten wir das Projekt nicht eingereicht. Durch dieses Kraftwerk wird auch die Schwall- und Sunksituation des Inns nachhaltig verbessert."

Wie geht es der TIWAG bei der Personalsuche? Immerhin ist das Landesunternehmen ein attraktiver Arbeitgeber.
"Es geht uns derzeit wie allen Unternehmen. Und was wir einfach sehen – es gibt in Tirol im Technik- und Handwerksbereich sehr viele gute, attraktive Arbeitgeber. Daher spüren wir den Wettbewerb – speziell in der IT-Branche und in den technischen Berufen – zwischen den großen Unternehmen sehr deutlich."

Können Sie sich bei großen Bauvorhaben noch auf die Tiroler Unternehmen verlassen?

"Ja, soweit wir oder die ausführenden Firmen es beeinflussen können, funktioniert die Zusammenarbeit exzellent. Aber wenn es am Weltmarkt zu wenig Baustahl gibt, dann stehen auch unsere Baustellen. Aber ich kann es nur betonen, die Tiroler Unternehmen bemühen sich sehr und sind für uns ein verlässlicher Partner."
Gegen das geplante Kraftwerk Kaunertal gibt es Proteste:

Über die UVP-Prüfung von Haiming-Imst lest ihr hier:

Vorstand der TIWAG zu sein ist derzeit kein einfacher Job: Erich Entstrasser sieht die Wasserkraft für Tirol alternativlos.
Seit Jahren wird am GKI gebaut, heuer imNovember sollte das Kraftwerk ans Netz gehen. | Foto: © GKI/Amplatz
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