Animal-Hoarding ist eine Krankheit
TULLN. Der aktuelle Fall des "Animal Hoarding", bei dem eine verstorbene Frau in Großweikersdorf an die vierzig Hunde in ihrem Haus gesammelt hat, hält den gesamten Bezirk in Atem.
Was ist der Grund dafür, dass ein Mensch Tiere sammelt? Zählt das noch zu Tierliebe, oder ist das eine Krankheit? Die Tullner Bezirksblätter haben bei Primar Martin Aigner, Leiter der Erwachsenenpsychiatrie am Landesklinikum in Tulln, nachgefragt.
"Der Grundtrieb, der bei dieser Störung auftritt, ist auf den Sammelzwang zurückzuführen", informiert Martin Aigner. Animal Hoarding wird zum Spektrum des Messie-Syndroms gerechnet. "Dabei werden Dinge, im Falle des Animal Hoardings Tiere angesammelt, die zu einer Vermüllung führen. Durch diesen Sammelzwang können hygienische Missstände – im Fall des Tiere-Sammelns beispelsweise durch Exkremente der Tiere – entstehen."
Sammelzwang als Störung
Die Betroffenen haben unterschiedliche Einsicht in die Symptomatik. "Manchmal kann es so weit kommen, dass erst die Angehörigen oder Nachbarn so stark leiden, dass sie Schritte zur Veränderung der Situation setzen", erzählt der Psychiatrie-Chef. Der Sammelzwang ist jedoch nicht nur Ausdruck einer Zwangsstörung, sondern kann bei vielen psychischen Störungen vorkommen, wie bei Demenz, chronischen psychotischen oder Persönlichkeitsstörungen oder Suchterkrankungen. Doch das gehe nicht von heute auf morgen, die Krankheit "entsteht langsam", so Aigner.
Breite Unterstützung nötig
"Die Betroffenen brauchen eine breite Unterstützung, sowohl was die soziale Situation als auch die psychische Situation betrifft", betont Primar Aigner, dass dies vor allem dann schwierig sein könne, wenn keine Einsicht gezeigt werde und Hilfe abgelehnt wird.
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