Baum-Gemetzel in Tullns Auwäldern
Biber nagen alles kurz und klein: Zigtausend Euro Schaden.
TULLN. Sonnenschein, ein zarter Duft von Bärlauch liegt in der Luft und viel Grün: So präsentiert sich die Tullner Au. Doch man muss nicht zweimal hinsehen, um zu erahnen, welches Gemetzel sich hier abgespielt hat: Die Biber waren am Werk und haben Bäume und Sträucher abgefressen.
Bezirksjägermeister Alfred Schwanzer zeigt auf einen Baum: "Auch da haben sich die Nager nicht zurückhalten können". Zum Schutz der Bäume und gegen das Abnagen wurden schwarze Folien an den Baumstämmen angebracht, die – wie Schwanzer ausführt – die Biber jahrelang abhalten konnten. Jetzt sind die schlauen Tiere jedoch draufgekommen, dass die Folie leicht abzukratzen ist und dann geht's ans Nagen. Lediglich mit starken Gittern könne man hier entgegenwirken.
Jäger sind gegen Abschuss
Biber gehören nicht zum jagdlichen Wild, daher gibt es weder Schuss- noch Schonzeiten sowie jagdgesetzliche Regelungen. Eins ist aber gewiss: Die Population steigt in den Donauauen stetig an, schließlich bekommen die Weibchen zwei bis fünf Junge, die von den Muttertieren schnell verjagt werden, um wiederum Nachwuchs zu produzieren. Und eben daher ist der Bezirksjägermeister auch sicher, dass es "irgendwann dazu kommen wird, dass sie zur Bestandsregulierung abgeschossen werden müssen, denn natürliche Feinde sind nicht vorhanden". Dass der Biber zum "jagdlichen Wild" wird und damit die Jägerschaft den schwarzen Peter hat, dagegen verwehrt man sich vonseiten der Jägerschaft, denn damit würde man auch "den Schaden, die diese Tiere anrichten, bezahlen müssen", klärt Schwanzer auf. "Es sollten besser die Organisationen die Biber (anscheinend unkontrolliert) ausgesetzt haben, zur Verantwortung gezogen werden", schlägt der Bezirksjägermeister vor.
Immenser Schaden
Georg Findeis, Chef der Bezirksforstinspektion: "Der Schaden geht in die zig-Tausende von Euro", stellt er fest. Dadurch, dass die Tiere jedoch unter Naturschutz stehen sei die Gesetzeslage klar definiert. Die Klagen aus der Bevölkerung würden ihn zwar erreichen, doch könne hier nur die Politik auf Landesebene Entscheidungen treffen, was in Sachen Biber unternommen werde könnte.
WWF: Konflikte nicht mit Flinte lösen
Anders ist es im Marchfeld, wo ausgerechnet eine aus dem Naturschutzbudget des Landes finanziere Stelle, die Marchfeldkanalgesellschaft, damit betraut wurde, Biber abzuschießen, wie der WWF in einer aktuellen Aussendung mitteilt. „Bibermanagement mit dem Gewehr bringt langfristig überhaupt nichts“, erklärt Gerhard Egger vom WWF. „Wenn man Biber aus einem grundsätzlich geeigneten Revier entfernt, wandern sofort Jungtiere wieder ein“, so der Biologe. Dennoch ist es im Jänner laut dem NÖ Bibermanagement zu zahlreichen Abschüssen gekommen. Naturverträgliche Präventionsmaßnahmen sollen ergriffen werden, so die Forderung des Vereins, Konflikte könne man nicht mit der Flinte beheben", betont Egger.
Hier geht's zum Leserbrief des WWF.
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