Demenz: "Bewohner wollen oft heim"

- Wenn Bewohner auf Pflegeheimen weglaufen, gehen sie meist zu ihrem alten Wohnort.
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Eine Demenzkranke verlässt unbemerkt das Pflegeheim und verletzt sich. Solche Fälle kommen immer öfter vor.
BEZIRK TULLN (mp/kaze). Die Oma ist vom Pflegeheim weggelaufen und bis zum Bahhof nach Kritzendorf gekommen. Dort ist sie gestürzt, ein Oberschenkelbruch war die Folge, erzählt die Enkeltochter der 94-jährigen Demenzkranken.
Fälle wie dieser sind keine Seltenheit. Immer wieder passiert es, dass Bewohner von Pflegeheimen unbemerkt weglaufen – und die Anzahl steigt stetig. "Besonders bei Demenzkranken kann es sein, dass sich die Patienten in ihre Kindheit zurückversetzt fühlen und sich auf den Weg in ein Zuhause machen, das es vielleicht gar nicht mehr gibt", weiß Martin Kräftner, Mitarbeiter der NÖ Patienten- und Pflegeanwaltschaft. Mit dem aktuell vorliegenden Fall ist er betraut, er kennt die Schwierigkeit der Bewertung derartiger Fälle. "So etwas kann im besten Heim vorkommen und es kann nicht zu 100 Prozent verhindert werden – ein Pflegeheim ist keine geschlossene Anstalt", sagt er.
Wohnort besuchen
Und da stimmt Shajen Prohaska, Chefin des Pflege- und Betreuungszentrums in Tulln zu: "Das offene Haus wird von den Bewohnern genutzt und mit den Leitungen des jeweiligen Wohnbereiches abgestimmt." Je nach Schweregrad der Demenzerkrankung gebe es unterschiedliche Vorgehensweien. Meist möchten die Personen ihren alten Wohnort aufsuchen. "In diesem Fall erfolgt stets eine interdisziplinäre enge Zusammenarbeit mit allen Berufsgruppen innerhalb von Fallbesprechungen, um zu sehen, wie man unterstützen kann, etwa auch in Form von biografischer Aufarbeitung." Spaziergänge und Ausflüge würden mit ehrenamtlichen Mitarbeitern und Alltagsbegleitern ermöglicht werden.
Doch das reiche nicht – im Pflegezentrum gibt es ein elektronisches Sicherheitssystem, Mitarbeiter werden sofort informiert, wenn bestimmte Bewohner das Haus verlassen möchten. "Das System wird in enger Zusammenarbeit mit den Erwachsenenschutzvereinen bzw. im Einvernehmen mit Angehörigen angewendet", so Prohaska.
Wenn doch ein Bewohner einen Ausflug macht und nicht zurückkommt, dann ist es höchste Zeit die NÖ Rettungshunde zu rufen. "Wir sind auf die Suche nach vermissten Personen spezialisiert", sagt Stefan Tucek, "je schneller wir verständigt werden, umso höher ist auch die Chance auf einen Erfolg", fügt er hinzu.
Woche für Woche wird trainiert, so auch gerade letzten Sonntag in einem Pflegeheim, wo genau dieses Szenario nachgestellt wurde: Eine an Demenz erkrankte Person sollte gefunden werden. Hündin Jara hat ihren Job gut gemacht, die Bewohnerin aufgespürt. So hätte es auch im Fall der 94-Jährigen sein können, die bis zum Bahnhof Kritzendorf gekommen ist.


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