Bezirk Tulln
Der weite Weg zu Bankomat und Bargeld

- Bürgermeister Werner Charvat in seinem neuen Büro.
- Foto: Victoria Edlinger
- hochgeladen von Victoria Edlinger
Cash oder Karte: im Bezirk Tulln mehr als eine Grundsatzfrage. Der nächste Bankomat ist 1,62 km entfernt. In der Stadt, aber auch vielen Gemeinden im Bezirk ist die Suche nach dem nächsten Bankomaten eher eine Luxusfrage als ein "echtes" Problem. Aber es gibt sie: die Gemeinden, in denen Bankomaten rar gesät sind bzw. es sie gar nicht gibt.
BEZIRK. Wer nicht im Zentrum wohnt, kennt das Dilemma nur zu gut: Geld, auch wenn es am Konto liegt, ist nicht immer rasch verfügbar. Wer trotzdem "Bares" will, braucht einen Bankomaten. Früher stand er ums Eck, heute geht ohne Auto meist nichts mehr. MeinBezirk auf der Suche nach dem "schnellen Geld".

- Bürgermeister Franz Aigner sieht keine Probleme mit der Bargeld-Versorgung in Kirchberg.
- Foto: Gemeinde Kirchberg am Wagram
- hochgeladen von Kathrin Schauer
In der Stadt ist die Versorgung mit Bargeld größtenteils kein Problem. Die Raiffeisenbank, die Erste Bank/Sparkasse und die Volksbank haben ein breites Versorgungsnetz mit Bankomaten aufgestellt. In den Bezirksgemeinden sieht es anders aus. Da herrschen oft große Unterschiede. Im Durchschnitt beträgt die Entfernung zum nächsten Bankomaten im Bezirk Tulln 1,62 Kilometer. Die benötigte Zeit liegt bei 3 Minuten und 36 Sekunden, wenn man mit dem Auto unterwegs ist. Doch wenn man weder Auto noch Führerschein hat, dann wird es schwieriger.
Gut frequentierte Standorte
Laut der Raiffeisenbank Tulln gab es in den letzten Jahren österreichweit eine moderate Konsolidierung (Wandel) im Bereich der Bankomaten, was auch im Bezirk Tulln spürbar ist. Der Fokus liegt heute verstärkt auf gut frequentierten Standorten, um Effizienz und Versorgung gleichermaßen sicherzustellen. "Für uns als regionale Bank ist es besonders wichtig, dass die Grundversorgung – auch im ländlichen Raum – weiterhin gewährleistet bleibt", so ein Sprecher der Bank.
Aktuell betreibt die Raiffeisenbank Tulln in den sechs Filialen insgesamt acht Bankautomaten, davon sind drei Geräte auch für die Bargeldeinzahlung ausgerüstet. Dazu kommen weiter acht Bankautomaten im Genossenschaftsgebiet der Bank (Messe Tulln, Bahnhof Tullnerfeld, Langenrohr, Katzelsdorf, Zeiselmauer und Judenau).
Intensive Nutzung
Bankomaten werden nach wie vor intensiv genutzt, besonders für Bargeldbehebungen kleinerer Beträge. "In städtischen Gebieten sehen wir teilweise eine etwas geringere Frequenz, da hier Alternativen wie bargeldloses Bezahlen oder Online-Banking stärker verbreitet sind. Im ländlichen Raum ist der Bedarf nach wie vor hoch – auch wegen eingeschränkter Infrastruktur in anderen Bereichen", so der Sprecher der Raiffeisenbank.
Und weiter: "Die klassische Bargeldbehebung am Schalter hat auch bei uns in den letzten Jahren abgenommen." Dennoch werde dieser Service weiterhin geschätzt und genutzt. "Gleichzeitig sehen wir eine starke Zunahme bei der Nutzung von Online-Banking und mobilen Bezahllösungen", so der Sprecher. Dennoch bleibe Bargeld im Alltag vieler Kundinnen und Kunden ein wichtiger Bestandteil, besonders im lokalen Handel oder bei persönlichen Ausgaben.
In der bevorzugten Bezahlungsmethode gibt es freilich Unterschiede: "Wir sehen natürlich, dass jüngere Generationen bevorzugt digitale Kanäle wie die ELBA-pay oder die Mein ELBA App nutzen und eher bargeldlos bezahlen. Ältere Kund:innen hingegen setzen nach wie vor stark auf Bankomaten – sei es zur Bargeldversorgung oder für einfache Kontoabfragen. Der Bankomat bleibt für viele ein vertrauter und wichtiger Zugang zu unseren Services."
Lücken schließen
Bankomaten bleiben ein wichtiger Bestandteil der finanziellen Grundversorgung. Parallel dazu entwickeln sich digitale Services rasant weiter – "unsere Aufgabe als Raiffeisen ist es, beide Welten bestmöglich zu verbinden und allen Kundengruppen passende Angebote zu bieten", so der Sprecher der Bank abschließend.
Um die Lücken in der Bargeld-Versorgungskette im ländlichen Raum zu schließen, hat die Österreichische Nationalbank in Kooperation mit dem Gemeindebund eine Aktion gestartet. Sie stellt einen Bankomat in Gemeinden auf, die keine eigene Bankstelle haben und zum nächsten Bankomaten mehr als 2 km benötigen.
Kein Bankomat
In der Gemeinde Muckendorf-Wipfing gibt es im Moment keinen eigenen Bankomaten. In der Nachbargemeinde sind zwar welche vorhanden, doch für Einwohner der Gemeinde Muckendorf-Wipfing nur mit dem Auto erreichbar. Deshalb beteiligt sich die Gemeinde auch an der Aktion des Gemeindebundes und der österreichischen Nationalbank.
Bürgermeister Werner Charvat: "Ich bin sehr dafür, dass wir in der Gemeinde einen eigenen Bankomaten bekommen. Deshalb beteiligen wir uns auch an dieser Aktion." Die Besichtigung der Örtlichkeiten stehe kurz bevor. Vorgesehen ist der Dorfplatz der Gemeinde, direkt im Gemeindeamt. Dieser Platz sei leicht für Senioren und Menschen ohne Auto bzw. Führerschein erreichbar, barrierefrei und rollstuhlgerecht.
Auch die Kosten seien überschaubar: "In den ersten fünf Jahren trägt die Nationalbank die Kosten. Wir bezahlen Internet und Strom." Und beides müsse man im Gemeindeamt ohnehin bezahlen, die Mehrkosten für den Strom hält Charvat für überschaubar. Das einzige Bedenken: die Sicherheit. In Bezug auf die sich häufenden Bankomat-Sprengungen müsse hier genauestens darauf geachtet werden.
"Ich selbst mache zwar vorwiegend Online-Banking, bin aber für die Versorgung der Bevölkerung mit Bargeld. Es ist ein wichtiger kultureller und sozialer Zweck", so Charvat abschließend.
Versorgung sichergestellt
Franz Aigner, Bürgermeister von Kirchberg am Wagram, sieht im Hauptort kein Problem mit der Versorgung. Die Frage nach einem Bankomaten sei eher ein Luxusproblem: "Hier sind zwei Geldautomaten bei den örtlichen Banken und ein Automat in einem Lebensmittelgeschäft aufgestellt. Für die umliegenden Katastralgemeinden bestand das Problem schon seit jeher. Solange zumindest in der Gemeinde ein oder zwei Geräte zur Verfügung stehen, ist die Versorgung mit Bargeld sichergestellt."
Aktuell sehe er in seiner Gemeinde betreffend Bankomaten keinen Handlungsbedarf. Auch wenn die bargeldlosen Bezahlungsmöglichkeiten immer mehr in Anspruch genommen werden, sei es wichtig, diese Bezahlungsform weiterhin aufrecht zu halten.
Außerdem lobt er die Zusammenarbeit mit den Banken: "Die örtlichen Banken sind wichtige Geschäftspartner, sowohl für die Gemeinde als auch für die Bevölkerung. Solange hier weiterhin eine so gute Zusammenarbeit stattfindet, wird sich hoffentlich eine Bankomatsuche in unserer Gemeinde erübrigen." Zusätzlich betreibe die Gemeinde einen Postpartner mit attraktiven Öffnungszeiten und eine Bank am Marktplatz Kirchberg trage zusätzlich zur Infrastuktur bei.
Weiteste Entfernungen
Im Durchschnitt beträgt die Entfernung zum nächsten Bankomaten im Bezirk Tulln 1.62 Kilometer. Die benötigte Zeit liegt bei 3 Minuten und 36 Sekunden.
Gemeinden mit den größten Distanzen
- Königsbrunn am Wagram: 3.77 km, Ø 6 Minuten und 58 Sekunden
- Sieghartskirchen: 2.79 km, Ø 4 Minuten und 54 Sekunden
- Kirchberg am Wagram: 2.35 km, Ø 4 Minuten und 30 Sekunden
- Muckendorf-Wipfing: 2.13 km, Ø 4 Minuten und 29 Sekunden
- St. Andrä-Wördern: 1.96 km, Ø 4 Minuten und 21 Sekunden
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