Freund im Wald gefesselt zurückgelassen
BEZIRK TULLN (ip). Von einem „Lausbubenscherz“ sprach der Verteidiger von drei Angeklagten aus Wien, denen der St. Pöltner Staatsanwalt Michael Lindenbauer Entziehung der persönlichen Freiheit und versuchte Nötigung zur Last legt.
Mit Kabelbinder gefesselt
„Wir lassen ihn ein bisserl dort stehen“, lautete die Aussage des 23-jährigen Serben in einem abgeschwächten Geständnis, wonach er und zwei weitere Freunde am 29. Oktober 2014 gegen 21 Uhr einen 24-Jährigen in ein Waldstück beim Tulbingerkogel lockten, das Opfer mit einem Kabelbinder fesselten und es zurückließen. Nicht geschlagen, nicht gedroht und nicht mit dem Handy gefilmt, erklärte das Trio einstimmig. „Das klingt sehr harmlos aus Ihrem Mund“, meinte Richter Markus Grünberger, der nach dem Motiv der Beschuldigten fragte. Es sei um ein Telefonat des 24-Jährigen mit der Frau des Serben gegangen, bei dem das Opfer der Frau geraten habe, ihren Mann zu verlassen. Darüber hinaus habe das Opfer auch schlecht über den mitangeklagten 22-Jährigen gesprochen und daher wollte man sich „einen Spaß mit ihm erlauben“. Man sei jedoch zehn Minuten später wieder zurückgekommen, habe den 24-Jährigen etwas weiter weg und ohne Fesseln entdeckt, als dieser versuchte, ein Taxi zu rufen. Da habe man ihm angeboten, ihn nach Hause mitzunehmen.
Ins Auto der Peiniger gestiegen
Wesentlich dramatischer klangen die Ausführungen des 24-jährigen Zeugen. Er sollte helfen, ein Auto zu bergen. Erst im Wald begann der Serbe mit ihm zu streiten, habe ihm drei Ohrfeigen verpasst und mit Drohungen gezwungen, sich hinzuknien, nachdem er ihm die Hände hinter dem Rücken gefesselt hatte. Gefilmt habe das alles der Drittangeklagte, das Video aber mittlerweile wieder gelöscht. Als das Trio weglief, habe er ihm nachgerufen und „geweint wie ein Hund“. Er konnte sich befreien und habe mit einem Taxi nach Wien fahren wollen. Aus Angst sei er aber dann doch der Aufforderung, in das Auto seiner Peiniger zu steigen, nachgekommen. In Wien sei er schließlich noch davor gewarnt worden, zur Polizei zu gehen.
Grinsend verfolgten die Beschuldigten die Schilderungen des Opfers. Grünberger mahnte dazu scharf: „So lustig ist das nicht!“ Er musste die Verhandlung vertagen, da es angeblich eine Zeugin gibt, die die Aussagen des Opfers bestätigen könne.
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