Todesfalle Toter Winkel bei LKW

- <f>Gerhard Moser</f> ist gespannt auf die Neuerungen der nächsten Generation, denn seit Dezember 2016 liefert Mercedes serienmäßig den Abbiegeassistenten bei werksfrischen Fahrzeugen aus.
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- hochgeladen von Cornelia Baumann
In Niederösterreich waren sie an jedem 9. tödlichen Unfall beteiligt. Technische Neuerungen werden gefordert.
BEZIRK TULLN. (cb) Ein 9-Jähriger ist auf dem Weg zur Schule. Ein LKW-Fahrer liefert seine Ladung aus. Er biegt in eine Straße ein, die der Bub im selben Moment auf dem Zebrastreifen quert. Doch der tote Winkel macht ihn für den LKW-Fahrer unsichtbar. Und kostet ihn sein Leben. Diese Szene hat sich vor Kurzem in Wien abgespielt. Seitdem fordern unter anderem Eltern, Politiker und die Volksanwaltschaft den verpflichtenden Einbau von Abbiege-Assistenten.
Spediteure skeptisch
Ein LKW-Fahrer muss beim Abbiegen sechs Spiegel im Blick haben, den Gegen- und Querverkehr, Schilder und Ampeln. Etwas zu übersehen ist folgenschwer. Das Thema ist nicht neu, erinnert Karl Schildecker, Geschäftsführer von Schildecker Transport in Pischelsdorf: "Das steckt schon lange in der Pipeline. Aber eine Bastlerlösung nachzurüsten, darauf möchten wir uns nicht verlassen. Sobald es eine gescheite Lösung vom Fahrzeughersteller gibt: Her damit!"
Technische Standards
Mit Spurhalte- und Bremsassistenten, Abstandshalter und Aufmerksamkeitsunterstützung liegt die in LKWs verbaute Technik weit vor den Sicherheitsstandards der Pkws. Neben Rückspiegel und Weitwinkelspiegel sind ein nach hinten unten gerichteter Rampenspiegel und einer, der vor das Fahrzeug blicken lässt, angebracht, um den toten Winkel möglichst zu reduzieren. Seit Dezember 2016 wird vom Vorreiter Mercedes der Abbiegeassistent ab Werk verbaut. Jedoch: "Eine Nachrüstung ist extrem aufwendig. Steuergeräte, Sensoren und komplette Kabelsätze müssen neu eingebaut und miteinander vernetzt werden, um eine einwandfreie Funktion zu garantieren. Wir bieten eine Nachrüst-Variante aktuell nicht an, daran wird aktiv gearbeitet", versichert Ulrike Kobler, Pressesprecherin der Mercedes Trucks. "Jedes Fahrzeug wird einzeln typisiert, anders als beim PKW unterscheidet sich der Aufbau der Fahrzeuge oft stark. Auch der tote Winkel ist von der Aufbauart abhängig. Für einen nachträglichen Einbau kenne ich aktuell keine effiziente Lösung", erklärt Gerhard Moser, Geschäftsführer von Moser Transport in Tulln.
Blick nach vorne
Moser setzt auf Leasing auf Zeit und wechselt alle vier Jahre auf die neuesten Modelle: "Wir rüsten alle Sicherheitslösungen des Herstellers auf. Die nächste Generation verfügt dann wahrscheinlich schon über den Abbiegeassistenten." Bei allen technischen Raffinessen gibt der Transportunternehmer zu bedenken: "Blindes Vertrauen ist nicht förderlich. Auch wenn die Industrie absolute Sicherheit vermitteln will."
Das Problem dürfte eher so gelagert sein: Unfälle passieren durch Übersehen, nicht durch Nichtsehen. Im Rahmen der "Friends on the Road"-Aktion der WKO engagiert sich Karl Schildecker für die Bewusstseinsbildung der jüngsten Verkehrsteilnehmer: "Man muss ein Bewusstsein für die Gefahr schaffen, dass sie von einem LKW womöglich nicht gesehen werden!"





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