Wenn alles blüht: Erle und Hasel sind im Anflug
Allgemeinmediziner Dr. Gerhard Hartenstein über Frühjahrsmüdigkeit und Allergien.
TULLN. "Zur Frühjahrsmüdigkeit kann ich eigentlich nur soviel sagen, dass es in unseren Breiten ein häufig vorkommendes Phänomen ist. Da wir zwischen Sommer und Winter große Unterschiede bezüglich Temperaturen und Tageslichtstunden haben, unterliegt der Mensch dadurch natürlichen Hormonschwankungen, die dementsprechend Einfluss auf unseren Körper haben. Für jeden Menschen ist dies individuell in unterschiedlich starker Ausprägung spürbar", so Allgemeinmediziner Gerhard Hartenstein.
Immer wieder höre man in diesem Zusammenhang vom Hormon Melatonin. Es steuert unter anderem unseren Tag-Nacht-Rhythmus – lässt uns abends, wenn es dunkel wird, müde werden und schlafen. Die Bildung von Melatonin wird gehemmt, wenn unser Körper Tageslicht wahrnimmt. Ist es folglich im Winter sehr bedeckt und wird es schon sehr früh dunkel, dann wird es in seiner Bildung nicht gehemmt und wir fühlen uns müder und schlafen mehr als im Sommer.
Serotonin wird gesteigert
Wenn im Frühling dann wieder vermehrt sonnige, wolkenlose Tage vorkommen, steigt die Beleuchtungsstärke schon mal gerne auf Werte über 80.000 Lux (vgl. ein bedeckter Wintertag kommt ca. auf 4000 Lux, zu Hause je nach Wohnraumbeleuchtung 50-500 Lux). Das hemmt die Melatoninproduktion und führt im Gegenzug zu einer gesteigerten Produktion von Serotonin (“Glückshormon” mit vielfältigen Wirkungen auf den Körper), Dopamin oder zB auch Thyroxin (Schilddrüsenhormon). Wir werden wieder “wacher” & aktiver.
Allergiker aufgepasst
Wenn nun also wieder die wärmeren und sonnigen Tage kommen, dann erwacht auch die Natur und das Thema Pollen wird aktuell.
Vielen Menschen machen Pollen Beschwerden, am häufigsten kommt der allergische Schnupfen vor. Sehr oft sind auch die Augen betroffen und die Bindehäute sind gerötet, jucken und tränen vermehrt. Aber auch der Kontakt mit der Haut kann für Allergiker ein Problem sein und es kommt zu gereizter Haut und Ekzemen.
Am besten sucht man bei Beschwerden den Arzt seines Vertrauens auf und lässt abklären ob es sich um eine Allergie handelt, bzw. auf welche allergene Stoffe – in diesem Fall auf welche Pollen – man reagiert.
Natürlich gibt es auch Hilfe durch Medikamente und Therapien. Sehr bewährt haben sich Antihistaminika, welche zu starken Zeiten regelmäßig eingenommen werden können und kaum Nebenwirkungen haben. Zudem werden spezielle Nasensprays und Augentropfen eingesetzt. Diese enthalten meist ebenso Antihistaminika und/oder geringe Mengen von Cortison, welches nur lokal (d.h. an der Nasenschleimhaut oder den Augen) wirkt und ohne Probleme über einen längeren Zeitraum angewendet werden kann.
"Tägliche Schluckimpfung"
Bei starken oder multiplen Pollenallergien ist auch eine Hyposensibilisierungstherapie möglich. Hierbei wird der Körper quasi schrittweise an das Allergen gewöhnt, sodass es schließlich zu geringeren Reaktionen kommt. Für Kinder existiert diese in Form einer täglichen “Schluckimpfung”, Erwachsene erhalten in gewissen Abständen eine kleine Spritze unter die Haut. Diese Therapie läuft fast immer über mehrere Jahre und muss – um Erfolg zu zeigen – geduldig praktiziert werden.
Tipps gegen Pollen: Einfache Maßnahmen
- Haut gut eincremen
- Haare am Abend waschen
- benutztes Gewand nicht im Schlafzimmer wechseln
- spezielle Pollenschutzgitter an den Fenstern montieren
- an sonnigen und windigen Tagen mit hoher Belastung wenig ins Freie gehen
- eher bei Kaltfront bzw. unmittelbar nach einem Regen draußen aktiv sein
- sich beim Pollenwarndienst nach der aktuellen Pollenbelastung erkundigen (hier gibt es auch schon eine App für’s Handy)
- etc.
Hier geht's zum Artikel: "So trotz Tulln dem Frühling"
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