Wie die Kirchenkrise den Bezirk trifft

Finstere Zeiten. Der katholischen Kirche laufen die Schäfchen in Scharen davon. Die Diözese St. Pölten stellt da keine Ausnahme dar | Foto: Cornelia Grobner
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BEZIRK TULLN (cog). Seit letzter Woche liegen die 2010er-Zahlen der Diözesen auf dem Tisch. Die römisch-katholische Kirche dezimiert sich in immer größer werdenden Sprüngen: Die hohe Zahl an Austritten nach Bekanntwerden von Missbrauchsfällen im letzten Jahr stellt einen Höchststand seit 1945 dar. Natürlich spüren auch die Pfarren hierzulande den Rückzug ihrer Schäfchen. Über 900 Mitglieder aus dem Bezirk Tulln haben sich 2010 von der Kirche abgewandt. Im Jahr zuvor waren es nur halb so viele.

Vom Ministrant zum Ex-Mitglied
„Leider, leider“, meint etwa der Tulbinger Pfarrer. „Die Austritte bei uns sind durchschnittlich viele, so wie überall auch. Aber darüber will ich gar nicht viel reden“, wimmelt er eine Bezirksblatt-Anfrage ab. Anders sein Kollege in der Pfarre St. Andrä: Monsignore Josef Luger brennt einiges auf der Seele: „Bei manchen kann ich es nicht glauben, weil sie so kirchenverbunden waren. Manche waren sogar Ministranten – das ist wirklich ärgerlich. Das ist halt die Freiheit, die die Menschen heute wollen“, seufzt er. „Früher ist man schief angeschaut worden, wenn man aus der Kirche austrat, heute ist es fast umgekehrt. Naja, es wird eben anders werden, übrig bleiben die überzeugten Christen.“

Austritte stiegen sprunghaft an
In seiner Pfarre gab es aber nicht nur enttäuschte Katholiken: Zehn neue Mitglieder wurden 2010 in die Gemeinschaft aufgenommen.
In der Diözese St. Pölten verzeichnete man im letzten Jahr 7.720 Austritte. Das sind 1,4 Prozent der Katholiken. Prozentuell gesehen entspricht das dem Österreich-Trend (1,6 Prozent). 2009 gingen der Diözese 4.399 Gläubige verloren, 2008 waren es 3.684. Die Statistiken zeigen: 2010 entschlossen sich die meisten im März und April, also nach Bekanntwerden der Missbrauchsfälle, zu diesem Schritt. In der Diözese Wien (aus dem Bezirk Tulln zählen die Pfarren des Dekanats Großweikersdorf zur östlicheren Diözese) zeichnet sich ein noch drastischeres Bild bei der Zunahme von Kirchenaustritten: 2010 kehrten 25.314 Katholiken der Kirche den Rücken (9.461 davon leben in Niederösterreich), im Jahr zuvor waren es 16.527.

Geldsorgen bei Pfarren
Nach Angaben der Diözese Wien gab es im Dekanat Großweikersdorf 97 Austritte, 2009 waren es 59. Der Pfarrer vom Großweikersdorfer Pfarrverband Marius Claudiu Zediu weist auf ein Stadt-Land-Gefälle bei den Austritten hin: „Zwischen Wien und dem Land liegen Welten. Bei mir wird darüber nicht allzu viel gesprochen und es gab auch nicht allzu viele Austritte.“ Bemerkungen über die Kirchenaustritte würden am Rande fallen, aber nicht das große Thema für ihn als Seelsorger sein. Allerdings: „Die Auswirkungen der Austritte spüren wir schon seit einigen Jahren bei den Finanzen, da bei größeren Projekten weniger Geld von der Diözese kommt.“ Also aus jenem Topf, der sich aus den Mitgliedsbeiträgen speist.

Finstere Zeiten. Der katholischen Kirche laufen die Schäfchen in Scharen davon. Die Diözese St. Pölten stellt da keine Ausnahme dar | Foto: Cornelia Grobner

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