27 Jahre im Amt
Zwentendorfs Bürgermeister Kühtreiber zieht Bilanz
ZWENTENDORF. Sozial steht hier im Vordergrund – hier in Zwentendorf in der letzten SPÖ-Bastion im Bezirk Tulln. Seit 27 Jahren ist Hermann Kühtreiber als Bürgermeister an der Macht. Prophezeit wurde ihm das aber nicht. Die Bezirksblätter trafen ihn zum Interview.
Hat sich die Funktion Bürgermeister in den letzten Jahren verändert?
HERMANN KÜHTREIBER: Ja, aber nicht so wie andere Dinge. Ein Manager war man immer. Und es kommt auch darauf an, welche Ziele man verfolgt. Ob man umtriebig ist und arbeitet oder ob man der Meinung ist, dass der Durchschnitt reicht. Dann hat man es auch locker.
Wie schaut's in der Industriegemeinde mit Arbeitsplätzen aus?
Mit der zweiten Weizenstärkeanlage kommen wir dorthin, wo wir vor 30 bis 40 Jahren waren.
Was hat sich geändert?
Früher hatte man noch Respekt vor Entscheidungen, die von der Gemeinde und auch vom Bürgermeister getroffen wurden. Heute lassen die Leute nicht so schnell locker, beim zweiten Gespräch ist meist schon der Rechtsanwalt dabei. Die Bürger sind fordernder geworden. Wenn es früher Brösel gab, setzte man sich zusammen. Heute kommuniziert man über die Anwälte.
Welches Hoppala ist Ihnen in Erinnerung geblieben?
Ich habe Eltern zu Großeltern gemacht: Bei einer Bauverhandlung ist ein kleines Kind herumgerannt. Die Mutter ist zehn Zentimeter gewachsen, als ich sie zur Großmutter machte.
Welches Ziel haben Sie verfolgt?
Ich wollte immer Chancen nutzen, habe mich umgesehen, wie man das machen und die Gemeinde weiterentwickeln könnte. Etwa durch Betriebsansiedelungen, Nahversorger, ... Und wir sind der Meinung, dass die Arbeit bei den Kindern beginnt. Sie sind die beste Voraussetzung für unsere Gemeinde, daher wollten wir etwas für ihre Entwicklung bieten. Wir haben zwei neue Kindergärten und den ersten fünfgruppigen in Niederösterreich eröffnet, unsere Schulen wurden großzügig modernisiert. Und wir haben ein Hallenbad: 98 Prozent der Volksschulkinder können schwimmen. Aber das haben wir schon meinen Vorgängern zu verdanken. Bereits 1927 haben wir nach Tulln die zweite Hauptschule gebaut. Auch in Sachen Kanal haben wir einiges geleistet. Als ich begann, hatten drei von acht Katastralen einen Kanal.
Die größte Herausforderung?
Die Müllentsorgung. Viele haben mir damals prophezeit, dass ich politisch sterbe, wenn ich die in die Gemeinde hole. Ich hab' es als Chance gesehen. Im Gemeinderat wurde heftig diskutiert. Aber trotzdem ist beides gut gegangen: Die Müllverbrennung und mich gibt's auch noch immer.
Das bedeutet, dass Sie auch bei der nächsten Gemeinderatswahl wieder kandidieren?
Die Entscheidung wird in den nächsten Wochen fallen. Wie sagt man auf österreichisch: "Schau ma mal".
Interview: Karin Zeiler, 0664 80 666 5640
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