Zwentendorf
Die Geschichte einer Flut

- hochgeladen von Marika Ofner
Lasst uns die Geschichte mit einem Zitat beginnen:
"Seitens der Teilnehmer*innen wurden viele Fragen aufgeworfen und den Referenten zur Klärung mitgegeben. Dabei wurden die Altlasten aus der Raffinerie Moosbierbaum unter dem Kraftwerk Dürnrohr angesprochen sowie die Frage gestellt, welche Maßnahmen bedacht wurden, wenn die Donau und die Perschling Hochwasser führen sollten. Weiters kam die Frage der Haftung auf, wenn es zu Schäden wegen der zu lang hinausgezögerten Sanierungsmaßnahmen käme." Zitat: https://www.zwentendorf.at/Dammsanierung_Perschling-Unterlauf_Bescheid_ist_da_
So fasst der Pressetext zur Informationsveranstaltung "Dammsanierung des Perschling-Unterlaufes" am 3. Juli 2023 die Situation zusammen. Die Marktgemeinde Zwentendorf lud die Bevölkerung, Vertreter*innen der Landesregierung und des Wasserverbandes zu dieser dringlichen Veranstaltung in den Donauhof ein.
Die Antwort kam. Am 16. September 2024 in Form der Flut.
Bereiche von Zwentendorf, Kleinschönbichl, das direkt neben der Perschling an der Donau liegt und Teile Erpersdorf wurden geflutet. Sie stehen teilweise mit heutigem Datum noch immer unter Wasser. Die Felder sind geflutet, Unternehmen sind geschlossen, die Häuser sind geflutet und massiv beschädigt, die Straßen und auch der Donauradweg auf längere Zeit nicht benutzbar, der Zustand der Brücke über die Perschling muss überprüft werden. Dürnrohr konnte durch nächtliche Einsätze fast der gesamten Bevölkerung durch selbst errichtete Dämme geschützt werden.
Freiwillige Menschen retten die Situation.
"Danke an die Feuerwehren. Ihr seid unsere Helden." So sprechen die Menschen und die Medien ihren Dank an die unzähligen Freiwilligen Feuerwehren, die über eine Woche kaum einen Schlaf gesehen haben, aus. Diese Menschen retten die Situation unentgeltlich. Eine Geschichte dahinter: Unterabschnittkommandant Martin Kaufmann leitet die Koordination der sieben Feuerwehren der Gemeinde Zwentendorf, stimmt ab und tourt gemeinsam mit Bürgermeisterin Marion Török auch ganze Nächte durch das Flutgebiet, um die Lage richtig abzuschätzen und danach die richtigen Maßnahmen zu setzen. Wo wird ein weiterer Damm gebaut? Wo wird die Straße aufgeschnitten, um die Flut in die Donau ableiten zu können? Wie wird in den Lauf der Perschling mit einem Bagger richtig eingegriffen? Er ist es auch, der die Katastrophenschutzwarnung auslöst. Die Familie von Martin Kaufmann wohnt in Kleinschönbichl. Während er Maßnahmen für die Bevölkerung setzt, "saufen" die Häuser seiner Familienmitglieder ab. Und so ist es vielen Feuerwehrleuten und Menschen in unserem Gebiet ergangen. Unten am Boden Wasser, laufend Sirenen und oben der Black Hawk, der Big Bags und Panzerigel transportiert, die den gebrochenen Perschlingdamm notdürftig schließen. Das war die Situation der Menschen.
"Die Wassermenge, die nur auf dem EVN Gelände steht, wird mit 16 Millionen Kubikmeter geschätzt."
So berichtet die Betriebsfeuerwehr BTF EVN Wärmekraftwerke Dürnrohr bei der Krisensitzung am 19. September 2024. Bürgermeisterin Marion Törk ruft diese täglich - in der Anfangszeit auch zweimal am Tag - ein. Kommandanten der Freiwilligen Feuerwehren und der Krisenstab - der vor vier Jahren wegen einer möglichen Blackoutgefahr installiert wurde - und Teile des Gemeindeteams nehmen daran im Sitzungssaal der Gemeinde teil.
Das Gebiet steht vier Tage später noch immer unter Wasser, die Anlagen funktionieren nicht. Zwentendorf ist ohne Fernwärme, also ohne Warmwasser und Heizung. Da stellen sich die Bewohner*innen der Gemeinde die Frage: "Warum schützt ein Land seine Schlüsselinfrastruktur nicht, die größte Müllverbrennung Europas und den Sonnenpark, die größte Photovoltaikanlage Österreichs, die erst im April eröffnet wurde?"
Diese Frage stellen wir an die Landesregierung. Wir sind gespannt, wie die Antwort lautet.
Flut in Zahlen:
- 30.000 Sandsäcke, die zu Dämmen und Schutzwällen verarbeitet wurden
- 400 m3 zusätzlicher loser Sand für aufgebaute Foliendämme
- 250 Feuerwehrleute aus dem Gemeindegebiet, die oft fast durchgehend im Einsatz sind (zuzüglich dem Katastrophenhilfsdienst (KHD))
- 500 beschädigte Häuser (die Anzahl der Keller, die derzeit noch unter Wasser stehen, sind nicht abzuschätzen)
- 80 evakuierte Menschen, die ihr Heim verloren haben
- und ein Gemeindeteam, deren Bürgermeisterin durchgehend im Einsatz ist, durch die Krise führt und diese verwaltet, Menschen beruhigt, die Kommunikation leitet und jetzt die Schadenskommission einrichtet.
Das Grundwasser, das noch steigt, ist jetzt das Thema im gesamten Tullnerfeld.
Unsere Forderungen:
Wir fordern 100 % Schadensersatz für die Betroffenen!
Wir fordern eine sofortige Sanierung des Perschlingdamms im Sinne einer nachhaltigen Wasserwirtschaft!
"Für eine Soforthilfe an die Betroffenen bitten wir um Spenden in den Zwentendorfer Sozialfonds. Ein parteiübergreifender Beirat wird dafür noch installiert werden," so Bürgermeisterin Marion Török.
Marktgemeinde Zwentendorf – Sozialfonds/ Betreff: Hochwasserhilfe
IBAN AT16 3288 0000 0018 0083
BLZ 32880 Kennwort SOZIALFONDS
Danke an alle Landwirte und Unternehmer*innen!
Ohne euch und eure Fahr- und Werkzeuge wäre eine Bewältigung nicht möglich gewesen!
Danke an alle Helfer*innen!
Stand: 23.09.2024, 11 Uhr



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