Jahresbilanz der Arbeiterkammer
Job weg ohne Kündigung; 7.000 Euro eingeklagt
TULLN. Als ein junger Koch nach seinem Krankenstand wieder in den Betrieb zurückkam, staunte er nicht schlecht. Er sei bereits abgemeldet, er brauche nicht mehr zu kommen, sagte man ihm dort. Das Dienstverhältnis sei beendet. Per Post erhielt der Tullner noch die entsprechenden Unterlagen, darunter auch die Abmeldung von der Krankenkasse mit dem Vermerk „Dienstgeberkündigung“. Dem Koch gegenüber ausgesprochen hatte der Chef die Kündigung jedoch nicht. Der Mann wandte sich an die AK-Bezirksstelle Tulln, um nach Rat zu fragen.
„Beim Kontrollieren der Unterlagen zeigten sich gleich mehrere Probleme. Rund 50 Feiertagsstunden, Überstunden, Weihnachtsgeld, Urlaubsgeld wurden nicht in zustehender Höhe ausbezahlt. Man war dem Tullner einiges schuldig geblieben“, sagt Günter Kraft, Leiter der Bezirksstelle Tulln. Aufgrund der unzulässigen Abmeldung stand dem Beschäftigten außerdem Kündigungsentschädigung zu. Und auch mehrere Urlaubstage waren noch offen. Letztlich blieb nur der Weg vor Gericht, um die fehlenden fast 7.000 Euro für den jungen Beschäftigten zu erkämpfen.
6.100 Menschen beraten
Insgesamt hat die Bezirksstelle Tulln im Vorjahr mehr als 3,2 Millionen Euro für ArbeitnehmerInnen der Region erstritten, sagt der Bezirksstellenleiter: „Das umfasst sowohl die Steuerrückholaktion als auch den KonsumentInnenschutz. Den größten Brocken macht naturgemäß unsere Hilfe bei Problemen am Arbeitsplatz oder in sozialrechtlichen Fragen aus.“ Insgesamt haben sich im vergangenen Jahr mehr als 6.100 Menschen an die Bezirksstelle gewandt. „Das zeigt, wie wichtig wir als regionale Anlaufstelle in allen Lebenslagen sind“, sagt Kraft. Dieses Profil habe man auch mit zahlreichen Veranstaltungen geschärft. „Schulen greifen vermehrt auf unser Wissen zurück und auch den Sprechtag zum Konsumentenschutz nutzen immer mehr Menschen“, bilanziert er die Vielzahl von Veranstaltungen, die von AK-ExpertInnen im Vorjahr im Bezirk durchgeführt wurden. Bei der Pensionsveranstaltung informierten sich rund 300 Interessierte über alles Wissenswerte rund um den Pensionsantritt.
Probleme am Arbeitsplatz: Die AK hilft
66 Millionen Euro – so viel hat die AK Niederösterreich im Vorjahr für die niederösterreichischen ArbeitnehmerInnen nach Problemen am Arbeitsplatz oder in sozialrechtlichen Fragen gesichert. „Das ist Geld, das den Beschäftigten zusteht. Es ist ihnen aber aus verschiedenen Gründen vorenthalten worden – bis die ExpertInnen der AK Niederösterreich interveniert haben“, sagt AK Niederösterreich-Kammerrätin Michaela Gratzer. Mehr als jeder vierte Arbeitnehmer in Niederösterreich ließ sich von der AK beraten. Konkret waren das 137.811 Beschäftigte in Niederösterreich. „Diese Zahlen machen deutlich: Wenn es die AK Niederösterreich nicht gäbe, wären die Beschäftigten im Land spürbar schlechter dran“, so Gratzer.
Vertretung in unterschiedlichen Bereichen
Die AK Niederösterreich hat ihre Mitglieder 2018 in unterschiedlichen Bereichen der Arbeitswelt vertreten: Das reicht von nicht ausbezahlten Überstunden über Insolvenzen und ungerechtfertigte Entlassungen bis hin zu Bezahlungen unterhalb des Kollektivvertrags sowie nicht ausbezahlten Löhnen, Gehältern oder Abfertigungen. Auch Arbeitslosenversicherung, Pension und Krankheit sind Themen vieler Anfragen.
„Sehr viele unserer Mitglieder brauchen den Rechtsschutz der Arbeiterkammer ganz notwendig, weil sie sich den Weg zu Gericht sonst nicht leisten könnten. Die Hemmschwelle, zu Gericht zu gehen, wäre einfach zu hoch“, so die Kammerrätin. „Durch die Kraft und die Beiträge vieler ist es möglich, dass arbeitende Menschen die Löhne und Gehälter bekommen, die ihnen zustehen – und zwar ganz egal, ob sie gut oder wenig verdienen.“
Bilanz 2018 – Bezirk Tulln
Leistungen für unsere Mitglieder im Überblick
Beratungen: 6.164
Im Arbeits- und Sozialrecht eingebracht: 2.775.051 Euro
Davon Insolvenzvertretung: 1.324.560 Euro
Für die Mitglieder insgesamt erreicht: 3.215.422 Euro
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