Existenzangst nach Krankenstand: "Mit 7,50 € durchschlagen"
57-Jährige steht nach Krankenstand vor dem Nichts. Diese Angebote hat das AMS für 50+ Personen.
TULLN. Sie ist 57 Jahre und erzählt, dass "ich zum Arbeiten zu krank bin, für die Pension aber zu gesund". Verzweifelt wendet sich eine Leserin an die Redaktion. Ihr Leben lang hat die Tullnerin gearbeitet, jetzt steht sie sozusagen vor dem Nichts, auch Mobbing musste sie zuletzt ertragen. Ein Jahr war sie nun im Krankenstand, jetzt "muss ich mich mit 7,50 Euro pro Tag durchschlagen", so die 57-Jährige.
Eingliederung für 50+-Personen
Die Bezirksblätter Tulln haben beim Arbeitsmarktservice unter Hans Schultheis nachgefragt, welche Angebote es für Personen gibt, die über 50 Jahre sind.
"Beispielsweise gibt es eine Eingliederungsbeihilfe für 50+ Personen, die länger als sechs Monate beim AMS vorgemerkt sind oder gesundheitliche Einschränkungen haben - Lohnkostenzuschuss an Unternehmen: für Frauen fünf Monate, für Männer vier Monate lang", informiert Schultheis, der zudem auf zwei mögliche Varianten der Initiative 50 verweist:
"Zum einen sei dies die gemeinnützige Arbeitskräfteüberlassung an Unternehmen für drei bis sechs Monate – hierbei übernimmt das AMS 50 Prozent der Lohnkosten. Bei der zweiten Variante, der sogenannten gemA (50+), werden Arbeitskräfte an Gemeinden oder Vereine vermittelt und zwar für die Dauer von sechs Monate für Frauen und vier Monate für Männer. AMS und Land NÖ übernehmen das Gehalt. Die Gemeinde oder der Verein bezahlt lediglich 350 Euro pro Monat Überlassungsgebühr."
Wussten Sie eigentlich, dass
... das Programm "fit2work" auf dem Case Management-Ansatz passiert? Das bedeutet, dass Qualifizierungen gefördert werden, die Umschulung durch das AMS passiert. Dabei werden für die Teilnehmer alle notwendigen Unterstützungsleistungen geplant und koordiniert. Arbeitslose werden so lange begleitet, bis sie psychisch, physisch und sozial so stabil sind, dass sie sofort eine Stelle im Ausmaß von zumindest 20 Wochenstunden antreten können.
... für die Umsetzung von "fit2work" das Bundessozialamt zuständig zeichnet, die Projektpartner das AMS, die GKK, die PVA und die AUVA sind?
Bei Personen, bei denen die Pensionsversicherung im Rahmen der Begutachtung Arbeitsfähigkeit festgestellt hat, bei denen aber gesundheitliche Einschränkungen bestehen, erfolgt über das BBRZ eine berufs- und ressourcenorientierte arbeitsmedizinische Diagnostik als Grundlage für weitere berufliche Integrationsmaßnahmen.
... die Pensionsversicherungsanstalt (PVA) die zentrale Stelle für arbeitsmedizinische Begutachtung zur Beurteilung der Arbeitsfähigkeit ist?
Es werden vollständige medizinische Gutachten erstellt. Die PVA zieht dieses Gutachten innerhalb von sechs Monaten auch für die Beurteilung eines Pensionsantrages heran.
Zur Sache
Im Bezirk Tulln waren zum Stichtag 31.01.2017 3.665 Personen beim AMS vorgemerkt, davon sind 1.178 Personen 50 oder älter.
Die Zahl der 50+ Personen liegt aufgrund der aktuellen Saisonarbeitslosigkeit über dem Jahresdurchschnitt von etwa 900 Betroffenen. Im Bezirk Tulln gab es zum letzten Stichtag (31.01.2017) 479 Stellenangebote (sofort und nicht sofort verfügbar). Im Gesundheitsbereich gibt es laufend Angebote, aktuell 45 freie Stellen (allein im Jänner kamen 31 neue dazu).
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