Kürbis und Karpf': So schmeckt Tulln
Produzenten aus der Region bieten Konzernen erfolgreich die Stirn
BEZIRK TULLN. "Bei uns gibt’s Erdäpfel, Zwiebel, Kürbis und momentan ganz frisch: Fenchelknollen", erzählt Gemüsebauer Herbert Feichtinger aus Hütteldorf.
Wir schreiben das Jahr 2014. Die gesamte Lebensmittelproduktion ist fest in der Hand von Konzernen. Die gesamte Produktion? Nein! Eine Handvoll regionaler Produzenten hört nicht auf erfolgreich Widerstand zu leisten. Die Bezirksblätter begaben sich auf die Suche nach dem unverwechselbaren Geschmack der Region.
Spezialität sind Fischnocken
Vom ehemaligen Arme-Leute-Essen zur Gourmet-Mahlzeit hat’s der Karpfen geschafft. Und der ist im Sitzenberger Schlossteich daheim, verwaltet, gehegt und gepflegt unter Obmann Johann Karner, der schon heute wieder erwartungsvoll auf das Event des Jahres blickt – das Abfischfest: "Hier kredenzen wir die ungarische Fischsuppe, aber auch die Fischnocken, eine Spezialität des Hauses, werden hier angeboten."
100 Prozent Judenau ist drin
In die frische Kürbiscremesuppe gehört ein Schuss vom besten und reinen Kürbiskernöl – Reinhard Kleiß aus Judenau-Baumgarten genießt seine Suppe. Die Kerne der Kürbisse, die er anpflanzt, werden in Neuruppersdorf gequetscht, geröstet und gepresst. Abgefüllt wird das Öl jedoch hier auf dem Küchentisch und dann wird es an Heurige und Gasthöfe in der Region verkauft. Aber auch an Private. Dass das Öl hier immer ganz frisch ist, darauf sind Katharina und Reinhard Kleiß stolz: "Erst wenn die Flaschen aufgebraucht sind, wird die nächste Tranche meiner Kürbiskerne gepresst", erzählt der Landwirt.
Zur Sache
Michael Gartner, Geschäftsführer der Lebensmittelversuchsanstalt (LVA), sieht den Trend der Regionalität durchaus positiv: "Es werden Dinge versprochen, die auch überprüfbar sind. Das ist ein Mehrwert – und schafft Vertrauen. Im Prinzip kann man jederzeit am Hof vorbeischauen, ob die Hendln wirklich so gehalten werden, wie es auf der Verpackung steht."
Vertrauen ist für Gartner bei Lebensmitteln ebenso wichtig wie Qualität. Auf der anderen Seite steigere der Regionalitätsboom auch die Produktqualität auf Herstellerseite: "Der Produzent verkauft zwar meist auch an anonyme Abnehmer, aber es besteht die Möglichkeit, dass er diesen am nächsten Tag über den Weg läuft. Das erhöht die Verantwortung." Das sei wie auf der Autobahn: "Dort, wo ein Radar steht, hält man sich eher an die Geschwindigkeitsvorgabe als dort, wo man weiß, vermutlich nicht kontrolliert zu werden."
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