Alte Erzählungen und Sagen
Als ein Wolfsrudel die Frellerbäuerin tötete

Foto: panthermedia/CarmenMonsees
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Vor etlichen Jahren verbreiteten in den Urfahraner Wäldern große Wolfsrudel Angst und Schrecken.

URFAHR-UMGEBUNG. Derzeit häufen sich die Wolfsmeldungen in der Region wieder. Erst kürzlich kursierte im Internet ein Video eines Herzogsdorfers, in dem ein Tier mit großen Ähnlichkeiten zu einem Wolf zu sehen war. Die Meinungen gehen hier auseinander, laut Wolfsbeauftragten Georg Rauer wirke es allerdings mehr wie ein Hund. "Das Video ist leider verwackelt. Man kann es nicht genau sagen", so Rauer. Einen Verdacht auf einen Wolfsriss gab es auch im Mai in Engerwitzdorf in der Nähe der Autobahnraststelle Denk. Dort fand man sechs verendete Schafe. Das Ergebnis der DNA-Analyse wurde bisher nicht veröffentlicht. 

Wolfsgrube ist heute noch zu sehen

Der Wolf beschäftigt die Menschen in Urfahr-Umgebung schon seit langer Zeit. Zahlreiche Sagen und Erzählungen drehen sich um die Tiere. "In Türkstetten, oberhalb des Bauernhofes Allerstorfer findet man beispielsweise noch die Reste einer einstigen Wolfsgrube", sagt Heimatforscher Herbert Ginterseder aus Gramastetten und verweist auf die Aufzeichnungen im Gramastettner Heimatbuch, Band II. Wie die Altbauern am Allerstorfergut, Rosa und Michael Freiseder, den Verfassern des Heimatbuches erzählten, sei die Grube so groß gewesen, dass man leicht ein kleines Haus hätte hineinstellen können. Auf der Talseite war ein etwa zwei Meter hoher Wall aufgeschüttet, wodurch die Grube ringsherum eine Tiefe von gut fünf Metern erreichte. Die Grube war mit einer Art Schrögen-Zaun umgeben. Auf dem Grund lagen etliche Geweihe.

Die Überbleibsel der alten Wolfsgrube in Türkstetten. (Quelle: Gramastettner Heimatbuch Band II, „Spuren vergangener Zeiten-Geschichtliche Zeugnisse und Geschichten aus Gramastetten“)
  • Die Überbleibsel der alten Wolfsgrube in Türkstetten. (Quelle: Gramastettner Heimatbuch Band II, „Spuren vergangener Zeiten-Geschichtliche Zeugnisse und Geschichten aus Gramastetten“)
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Mit einem "Luder" wurden Wölfe angelockt

Da man die Raubtiere mit den unzulänglichen Waffen damals nicht bekämpfen konnte, hob man diese Fanggruben aus. Die Gruben waren meist bis zu acht Meter tief und hatten einen Durchmesser von bis zu 20 Metern. Die Wände mauerte man aus Natursteinen oder verschalte sie mit senkrecht stehenden Holzpfählen, damit sich die Wölfe nicht herausgraben konnten. In der Mitte der Grube wurde ein Pfahl aufgestellt. Daran befestigte man einen Köder, den man „Luder“ nannte. Die Wolfsgruben wurden mit Flechtwerk umzäunt. Wollten die Tiere den Köder ergreifen, mussten sie über den Zaun springen und stürzten dahinter in die Grube.

Die Zeichnung zeigt, wie die Wolfsgrube in Türkstetten (Gramastetten) früher ausgesehen haben könnte. (Quelle: Gramastettner Heimatbuch Band II, „Spuren vergangener Zeiten-Geschichtliche Zeugnisse und Geschichten aus Gramastetten“)
 | Foto: Thomas Schwierz
  • Die Zeichnung zeigt, wie die Wolfsgrube in Türkstetten (Gramastetten) früher ausgesehen haben könnte. (Quelle: Gramastettner Heimatbuch Band II, „Spuren vergangener Zeiten-Geschichtliche Zeugnisse und Geschichten aus Gramastetten“)
  • Foto: Thomas Schwierz
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Wolfsgrube besteht seit dem Mittelalter

Als das Ehepaar Freiseder 1961 eine Garage baute, bot sich zur Ablagerung des Erdaushubes die Wolfsgrube an. So ist heute nur eine Mulde im Wald verblieben, die aber immer noch beeindruckt, wenn man die Vorgeschichte kennt. Alte Urkunden belegen, dass die gewaltige Fallgrube in Türkstetten bereits im Mittelalter bestand. Einen knappen Kilometer nordwestlich des Allerstorferhofes liegt das Wolfsgrubergut, dessen Name mit der Wolfsgrube wohl in Zusammenhang steht. Die erste urkundliche Erwähnung des Bauernhofes Wolfsgruber geht auf das Jahr 1343 zurück.

Brauch besteht heute noch

Wölfe waren zu früheren Zeiten nicht nur eine Plage für die Hirten. Ein ausgehungertes Rudel konnte auch für Menschen gefährlich werden. Fritz Winkler erzählt in seinem Sagenbuch aus dem Böhmerwald eine Geschichte, wo ein Pferdeschlittengespann mit Müh und Not das rettende Hoftor erreichte, als ein Rudel Wölfe hinter dem Schlitten herjagte. In Klaffer (Bezirk Rohrbach) hat sich ein Brauch erhalten: das „Wolfablassen“. Kinder ziehen, auf alte Eimer und Kannen schlagend, am Abend des Martinitages durch das Dorf. Der Umzug endet damit, dass man ausgehöhlte und von innen beleuchtete Kürbisse zerschmettert. Das habe früher die Wölfe vertrieben.(Quelle: Gramastettner Heimatbuch Band II, „Spuren vergangener Zeiten-Geschichtliche Zeugnisse und Geschichten aus Gramastetten“, Seite 122)

Von den Wölfen zerfleischt

Auch aus der Region um Bad Leonfelden gibt es viele alte Erzählungen über Wölfe. Volkskundlerin Elisabeth Schiffkorn aus Puchenau kennt beispielsweise die Geschichte vom Tod der alten Frellerbäuerin in Silberhartschlag. Die Bäuerin hatte sich damals am späten Nachmittag mit der Waldarbeit beim Brennholzsammeln verspätet. In der Nähe ihres Hofes war sie in den Wald gegangen. Dabei hatte sie ein näherkommendes Rudel Wölfe nicht wahrgenommen. Das Heulen der Tiere gehörte zum Alltag, dass sie schon so nahe waren, blieb von ihr unbemerkt.

Marterl erinnert an den Tod der alten Frellerbäuerin

Zu spät erkannte die Frellerin die Gefahr. Am Rückweg dürfte sie in ihrer Angst gestürzt sein. Ein paar hundert Meter vor der rettenden Haustür erreichte die wehrlose Frau ihr Schicksal. Als die Hausleute später nach ihr suchten, fanden sie die alte Frellerbäuerin tot, von den Wölfen zerfleischt. Zum Gedenken wurde an einem Felsen in der Nähe ein blechernes Heiligenbild angebracht. Nach vielen Jahren musste dieser Felsen dem Straßenbau weichen. Heute erinnert wieder ein kleines Marterl an die alte Bäuerin in Silberhartschlag.

Fahrten durch den Sternwald waren gefährlich

Die Gegend rund um Bad Leonfelden galt früher generell als sehr gefährlich. Tagelang konnte man den Wald durchqueren, ohne auf eine Siedlung zu treffen. Unbehaglich war die Fahrt mit der Kutsche für die Reisenden. Die Wege waren oft ausgefahren, die wenig gefederten Kutschen unbequem. Jeder war froh, ohne Unglücksfall sein Ziel erreicht zu haben. Die Fahrten waren aber auch nicht ungefährlich, die frühe Dunkelheit im Herbst und Winter machte eine Orientierung nicht leicht. Um von einem Ort in den anderen zu gelangen, waren manchmal viele Stunden Fußmarsch notwendig. Damals drohte den Menschen Gefahr durch wilde Tiere. Besonders Wölfe waren gefürchtet: In großen Rudeln durchstreiften sie den Sternwald und kamen nahe an die Häuser heran. 

Die Sage vom Landlergeiger in der Wolfsgrube

Dass die Fortbewegung auf dem Land früher nicht ungefährlich war, zeigt auch die Sage, die Adalbert Depiny aufzeichnete und die ein Ereignis beschreibt, das sich tatsächlich so zugetragen haben könnte: „In eine der Wolfsgruben, die auf dem Pfennigberg bei Linz bis zur Zeit Kaiser Josefs bestanden, fiel einst ein Schneider von Treffling, der als Landlergeiger weit bekannt war und sich auf dem Heimweg von Steyregg im Walde verirrt hatte. In der Grube war ein Wolf, dem spielte er so schön und so lange auf, bis Leute kamen und ihn befreiten. Seither wagte er sich aber nie mehr von der Straße seitab.“

Was zu tun ist, wenn man einem Wolf begegnet

Die letzten einheimischen Wolfspopulationen sind im Lauf des 19. Jahrhunderts durch intensive Verfolgung erloschen. Im 20. Jahrhundert haben nur mehr vereinzelt Wölfe aus benachbarten Ländern Österreich erreicht. Mit der Einführung strenger Schutzbestimmungen in vielen Nachbarländern stabilisierten sich jedoch die Wolfspopulationen im Umfeld von Österreich. Es kommt daher immer häufiger zu Wolfssichtungen im Land. Wolfsbeauftragter Georg Rauer weiß, was zu tun ist, falls es zu einem Zusammentreffen zwischen Mensch und Isegrim kommt: "Wichtig ist, ruhig aber selbstbewusst zu bleiben. Im Normalfall zieht sich der Wolf zurück, sobald er den Menschen bemerkt. Sollte das nicht der Fall sein, kann man durch lautes Klatschen oder Sprechen auf sich aufmerksam machen." Keinesfalls sollte man davonlaufen, da dies den Jagdtrieb wecken könnte. Mehr dazu: land-oberoesterreich.gv.at/wolfsinfo


Kommentar von Veronika Mair

Der Wolf ist zurück. Zunehmend lösen die Tiere Diskussionen aus. Denn einerseits machen sich Landwirte Sorgen um ihr Vieh. Andererseits ist die Rückkehr der Wölfe eine Bereicherung für die Natur, halten sie doch den Wildbestand in guter Kondition. Meister Isegrim verbreitet aber auch seit Generationen Angst – verständlich, wenn man Geschichten wie die vom Tod der Frellerbäuerin in Silberhartschlag hört. Glücklicherweise trifft man heute im Sternwald aber nicht mehr auf große, hungrige Wolfsrudel. Gelegentlich könnte sich ein einzelnes Tier in unsere Gegend verirren. Laut Wolfsexperten Georg Rauer brauche man sich hier allerdings nicht vor einem Angriff zu fürchten. Wie stehen Sie zum Thema Wolf? Teilen Sie uns Ihre Meinung in einem Leserbrief an urfahr.red@bezirksrundschau.com mit!

Foto: panthermedia/CarmenMonsees
Die Zeichnung zeigt, wie die Wolfsgrube in Türkstetten (Gramastetten) früher ausgesehen haben könnte. (Quelle: Gramastettner Heimatbuch Band II, „Spuren vergangener Zeiten-Geschichtliche Zeugnisse und Geschichten aus Gramastetten“)
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Die Überbleibsel der alten Wolfsgrube in Türkstetten. (Quelle: Gramastettner Heimatbuch Band II, „Spuren vergangener Zeiten-Geschichtliche Zeugnisse und Geschichten aus Gramastetten“)
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Katharina Reiter engagiert sich mit ganzem Herzen als freiwillige Rettungssanitäterin an der Ortsstelle Pregarten (Bez. Freistadt).  | Foto: OÖRK/Ziegler
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Die Gegenwart stellt uns vor große Herausforderungen, die ohne Freiwillige nicht zu bewältigen sind. Um dieses Hilfe-Netzwerk dauerhaft stabil zu halten, braucht es Menschen, die sich mit Herzblut für andere engagieren. Eine von ihnen ist Katharina Reiter. Sie absolvierte ihr Freiwilliges Sozialjahr und engagiert sich seither freiwillig im Rettungsdienst an der Rotkreuz-Ortsstelle in Pregarten. „Mir war sofort klar. Ich bleibe beim Roten Kreuz. Hier kann ich Menschen helfen, Erfahrungen sammeln...

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