Topothek geht online
Altes Gallneukirchen neu entdeckt
In der Topothek von Gallneukirchen ist der Betrachter keine Randfigur, sondern mitten im Geschehen.
GALLNEUKIRCHEN. "Wir wollen die Bürger mit auf eine Zeitreise nehmen. Sie sollen in Erinnerungen schwelgen", sagt Johannes Berger. Ein Jahr hat er gemeinsam mit Willi Schinagl, Obmann des Heimatvereins, die Topothek für Gallneukirchen vorbereitet. Mehr als 1.000 Stunden hat er dabei investiert. Am 10. Oktober geht die Topothek nun online. Geplant war dies bereits am 16. und 17. April. Leider musste die Kick-off-Veranstaltung aufgrund von Corona abgesagt werden. Auch der zweite Termin am 10. und 11. Oktober kann nicht wie gedacht, mit einer großen Präsentation für die Gallneukirchner, stattfinden.
Schwerpunkt auf Filme
Mehr als 2.000 Fotos haben Berger und Schinagl bereits eingescannt, beschrieben, datiert und verortet. Das Besondere an der Topothek Gallneukirchen: "Bei uns findet man nicht nur Fotos und alte Dokumente. Einen Schwerpunkt legen wir auf Filme", so Berger. Produziert werden diese von ihm selbst – vom Drehbuch über Kamera bis hin zum Schnitt. "Das ist sehr aufwändig, aber in der Pension bin ich glücklicherweise mit Zeit gesegnet." Im Mittelpunkt stehen bei den Drehs die Menschen. "Viele Gallneukirchner haben mir ihr Ohr geschenkt. Dabei kommt man nah in Kontakt, lernt die Leute und somit die Stadt kennen", sagt der Topothekar. Durch diese Filme soll ein Zusammenhang zwischen den Örtlichkeiten und den Menschen entstehen. Zwischen Erzählungen werden alte Fotos eingeblendet. "Dadurch soll vor allem die Gefühlswelt angesprochen werden. 'Weißt du noch wie es damals war?' oder auch 'An das kann ich mich noch aus meiner Kindheit erinnern.' Mit den Filmen wollen wir die Aussagekraft eines Fotos verstärken, denn Bilder sagen nicht immer alles", erzählt Berger. Zu finden sind in der Topothek aber auch Interviews mit Zeitzeugen, gedreht vom Team Buntes Fernsehen. Videos über die Vereinsarbeit in der Stadt, ein Drohnenvideo sowie ein Film über Gallneukirchen 2020 gibt es ebenfalls online.
Jedes Monat neu
Zum Einstieg am 10. Oktober können Interessierte vorerst durch etwa 700 Fotos und einige Filme schmökern. Eine Bedienungsanleitung für das Portal (gallneukirchen.topothek.at) öffnet sich automatisch. "Einmal im Monat kommen dann rund 100 neue Bilder und Filme hinzu. So wollen wir die Bürger animieren, das Archiv regelmäßig zu besuchen", so der Topothekar.
Erfahrungsgemäß befinden sich viele bemerkenswerte Fotos, Ansichtskarten, Zeitungsartikel und Zeitdokumente in privaten Händen (im Familienalbum, in Truhen, auf dem Dachboden, in der Schublade, in der Schachtel etc.). Diese können jederzeit bei Berger oder Schinagl abgegeben werden. "Sie sollten natürlich Öffentlichkeitscharakter haben. Nach dem Einscannen gehen die Fotos und Dokumente unversehrt an den Besitzer zurück." Von großem Vorteil sei, dass man bei der Topothek nicht nur Betrachter ist. Jeder kann sich aktiv einbringen, Mitarbeit ist erwünscht. "Dank gilt jedenfalls schon mal all jenen, die uns bereits Fotos zur Verfügung gestellt haben", sagt Berger.
Eigener Scanner
Entstanden ist die Idee, eine Topothek auch in Gallneukirchen aufzubauen, bereits im Jahr 2018. Damals hat Schinagl von Seiten der Leader Region Sterngartl/Gusental Information dazu erhalten. Ein wichtiger Zeitpunkt war für den Obmann des Heimatvereis der 23. August 2019. "Dort hat mir Johannes Berger seine Bereitschaft, den Topothekar zu machen, mitgeteilt", sagt Schinagl. Träger der Topothek Gallneukirchen ist der Heimatverein Gallneukirchen. Unterstützt wird das Online-Archiv auch von der Stadtgemeinde. Diese übernimmt die Jahresgebühren. Die Raiffeisenbank hat gemeinsam mit dem Heimatverein einen eigenen qualitativen Scanner gekauft.
Über die Topothek
Eine Topothek ist...
... ein digitales, historisches Archiv, das über das Internet ohne zusätzliches Programm für interessierte User jederzeit, gratis und ortsunabhängig zugängig is.
... eine virtuelle Sammlung (Nachschlagwerk), mit der unsere Ortsgeschichte als historisches Kulturgut zeitgemäß erfasst und online sichtbar gemacht wird.
... eine elektronische Datenbank zur nachhaltigen Sicherung der Ortsgeschichte und Erschließung von Geschichtsquellen.
... eine Plattform, die die Bevölkerung einbindet und auf ihre Mitarbeit zählt.
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