Verlorenen Lebensräume
Au- und Birkwild sind über die Jahre verschwunden
Im Mühlviertel gab es einst zahlreiches Au- und Birkwild. Heute findet es kaum mehr Lebensräume.
OTTENSCHLAG. Die Zahl von Au- und Birkwild nahm in Ottenschlag in den vergangenen Jahrzehnten stark ab. Heute sind die Vogelarten nicht mehr zu finden. Warum das so ist, weiß Fred Lichtenauer, ehemaliger Bürgermeister der kleinen Gemeinde: "Damals waren geeignete Lebensräume und ausreichend Nahrung vorhanden. Auen, Moore, Sümpfe, Feuchtwiesen und Heidegebiete dienten als Balzplätze", so Lichtenauer. Durch Au- und Moordrainagierungen sowie Heideaufforstungen zerstörte man diese Lebensräume. "Nun erinnern nur noch Flur- und Hausnamen an die Zeiten vorhandener Aulandschaften", sagt der Ottenschlager. Auch der Heidelbeerstrauch, der im Gemeindewappen einen Platz gefunden hat, hängt mit dem Auwild zusammen. Denn in den Sommermonaten dienten die Früchte der Sträucher als Hauptnahrung für die Vögel.
Ein Erzherzog zu Gast in der Region
In Ottenschlag kam es manchmal sogar zu Paarungen zwischen Au- und Birkwild. "Dieses Ergebnis nannte man Rackelwild. Auch für diese Vogelart war genug Platz", so der ehemalige Bürgermeister. Die Auerhähne zogen sogar große Persönlichkeiten in die Gegend. Erzherzog Franz Ferdinand war etwa in den Jahren 1902 bis 1914 jährlich im Mühlviertel Jagdgast. So heißt es beispielsweise im Heimatbuch von Ottenschlag, dass der Erzherzog mehrere Auerhähne im Stadelholz erlegte. "Vorher wurden aber die sicheren Standplätze ausgekundschaftet.
Letzter Birkhahn im Jahr 1967
Aus mündlichen Überlieferungen ist auch bekannt, dass ein Jäger aus Wintersdorf in den Jahren nach dem ersten Weltkrieg einen Birkhahn und einen Auerhahn in der Schachner-Leitn erlegte", so Lichtenauer. Beide Vögel prägten die Trophäensammlung des Schützen – seit einigen Jahren ist sie im Mühlenmuseum in Reichenthal beheimatet. Laut Bestandsmeldung an den Bezirksjägermeister wurden im Jahr 1942 noch sechs, zwei Jahre später noch vier und im Jahr 1947 noch zwei Auerhähne gezählt. Sehr stark war der Bestand von Birkwild. 1941 meldete man noch vierzehn, zwei Jahre später sechsundzwanzig und 1947 fünfunddreißig Birkhähne. In den sechziger Jahren waren es dann etwa noch zehn. Einer der wahrscheinlich letzten Birkhähne wurde am 1. Mai 1967 erlegt.
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