"Weltfrauentag ist ein Meilenstein"

Frauen verdienen auch noch heute oft weniger als ihre männlichen Kollegen, obwohl sie die selbe Arbeit leisten. | Foto: WavebreakmediaMicro/panthermedia
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  • Frauen verdienen auch noch heute oft weniger als ihre männlichen Kollegen, obwohl sie die selbe Arbeit leisten.
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BEZIRK (vom). Die Einführung des Frauenwahlrechts in Österreich jährt sich heuer zum 100. Mal. "Wenn ich diese Zeitspanne betrachte, so hat sich im Rollen- und Selbstverständnis der Frau in der Gesellschaft doch sehr viel verändert. Ich hoffe nicht, dass wir weitere 100 Jahre brauchen, um sagen zu können: Die Gleichberechtigung von Mann und Frau ist in allen Lebensbereichen realisiert", sagt Nationalratsabgeordnete Claudia Plakolm. Aufholbedarf sieht die Waldingerin noch in vielen Bereichen. "Neben gerechter Entlohnung, der Vereinbarkeit von Familie und Beruf und den Auswirkungen der Kindererziehungszeiten auf die Pensionshöhe, ist auch Gendermedizin ein wesentlicher Aspekt. Denn manche Krankheiten machen sich bei Männern anders bemerkbar als bei Frauen."

Schwierige Situation

Die Vizepräsidentin der Wirtschaftskammer (WKÖ) Ulrike Rabmer-Koller, eine Altenbergerin, sieht auch großen Nachholbedarf vor allem in der Kinderbetreuung: "Trotz vielfach großen beruflichen Engagements, ist Kinderbetreuung in Österreich leider immer noch vorwiegend 'Frauensache'." Dementsprechend stellt das Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf nach wie vor für viele Frauen eine aufreibende Herausforderung dar. "Besonders schwierig erweist sich die Situation zumeist für Frauen mit Kleinkindern in ländlichen Regionen", so Rabmer-Koller. Dies kann Christine Neumüller, Lehrerin an einer Neuen Mittelschule und Mutter, nur bestätigen. "Es gibt leider auch hier wie so oft viel Bürokratie die das Leben schwer macht. Die Landesregierung darf den Gemeinden nicht so viel vorschreiben, wenn es um Kinderbetreuung geht. Kommunen sollte es einfacher gemacht werden, Entscheidungen selbst zu treffen, da jede dann individuell auf die Anforderungen der Bürgerinnen eingehen könnte", sagt die Herzogsdorferin.

Wirtschaft wird weiblich

Österreichs Frauen sind laut Rabmer-Koller top ausgebildet und stehen mit beiden Beinen im Erwerbsleben. "Mehr als ein Drittel aller Betriebe sind in weiblicher Hand und beim Frauenanteil unter den Unternehmensgründerinnen konnte mit rund 47 Prozent der höchste Wert aller Zeiten erreicht werden", so die WKÖ-Vizepräsidentin. Trotzdem müsse es gelingen, mehr Frauen für technische Berufe zu begeistern, "denn mehr Frauen in der Technik bedeutet eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten." Nationalratsabgeordnete Plakolm sieht es genauso umgekehrt: "Es ist auch notwendig, dass wir Männer für klassische Frauenberufe in der Pflege und Erziehung gewinnen, denn von einer Diversität in diesen Berufsgruppen profitiert nicht nur der Arbeitgeber."
Christine Neumüller findet, dass es heute leichter ist, als Frau typische "Männerberufe" zu ergreifen. "Um allerdings seinem Beruf nachzugehen, ist es immer noch sehr schwierig, wenn man nur mit öffentlicher Kinderbetreuung auskommen muss und es werden einem oft Steine in den Weg gelegt. Um als Frau und Mutter arbeiten gehen zu können, braucht man einen familienfreundlichen Arbeitgeber und ein gut funktionierendes soziales Netzwerk", so die Lehrerin.
Die Engerwitzdorferin Johanna Haider, Handelsangestellte und Bäuerin, hofft auf Initiativen von Politik und Wirtschaft: "Aus Sicht der Bäuerin wäre ein fairer Preis für unsere hochwertigen Produkte dringend notwendig. Als Verkäuferin wünsche ich mehr Arbeitszeitflexibilisierung."

Weltfrauentag weiterhin nötig

Dass es den Weltfrauentag auch heute noch braucht, darin sind sich die meisten Frauen einig. "Er ist vor allem nötig, um uns daran zu erinnern, unsere Entscheidungen gegenseitig zu respektieren. Derzeit gibt es die eine Fraktion von Frauen, die zu Hause bleiben möchten, um die Kinder zu betreuen und die andere Fraktion der berufstätigen Mütter. Egal ob ich mich für das eine oder andere entscheide, ich sollte jede Frau bei ihrer Entscheidung unterstützen und Verständnis für ihre Entscheidung zeigen", sagt Neumüller.
"Frau in der Wirtschaft"-Vorsitzende Karin Göweil hofft, den Weltfrauentag nicht mehr zu brauchen. "Ich erlebe derzeit spannende Diskussionen beider Geschlechter zur aktuellen 'Me too'-Debatte. Alleine, dass darüber so offen gesprochen wird, empfinde ich schon als eine großartige Veränderung, die bereits Wirkung zeigt. An der Begegnung von Männern und Frauen auf Augenhöhe, insbesondere bei der älteren Generation und bei Migranten, muss jedoch noch gearbeitet werden. Der Weltfrauentag kann auch als Respekt und Anerkennung gesehen werden. Das Ziel ist erst erreicht, wenn sich niemand mehr erinnern kann, worum es dabei gegangen ist", sagt "Frau in der Wirtschaft"-Vorsitzende Karin Göweil.

Zur Sache

• Seit 1911 steht am 8. März der Weltfrauentag im Kalender. Er legt das Augenmerk auf die Gleichbehandlung zwischen Frauen und Männern. Egal ob im Erwerbsleben, der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Karriere oder Verdienstmöglichkeiten: Es gibt nach wie vor großen Handlungsbedarf.

• Vom 7. bis 14. April 1997 wurde in Österreich das erste Frauenvolksbegehren durchgeführt. 644.665 Personen setzten unter elf Forderungen ihre Unterschrift. Gleicher Lohn für gleiche Arbeit war einer der Punkte des damaligen Volksbegehrens.

• 20 Jahre danach rief 2017 eine Gruppe von engagierten Menschen die Initiative für ein neues Frauenvolksbegehren ins Leben. Die Unterstützungserklärung kann bis 4. April in jedem Gemeindeamt abgegeben werden und ebenso digital, mittels Handysignatur oder der Bürgerkarte. Weitere Informationen dazu finden Sie unter frauenvolksbegehren.at.

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