Birgit Wolfmair
"Die eierlegende Wollmilchsau gibt es einfach nicht"

Von links: Geschäftsführerin Birgit Wolfmair, Produktionsleiter Günther Hochmayr,  Erik Schinkinger (Auftragsabwicklung) und ihr Team kümmern sich bei Wolfmair-Beschichtungen um die Wünsche der Kunden. | Foto: VDS Werbeagentur
  • Von links: Geschäftsführerin Birgit Wolfmair, Produktionsleiter Günther Hochmayr, Erik Schinkinger (Auftragsabwicklung) und ihr Team kümmern sich bei Wolfmair-Beschichtungen um die Wünsche der Kunden.
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Die Wolfmair Beschichtungs GesmbH agiert in vielen Bereichen sehr fortschrittlich. Die Chefin im Gespräch.

GOLDWÖRTH. Seit 2005 ist Birgit Wolfmair Geschäftsführerin der Wolfmair Beschichtungs GesmbH in Goldwörth. Nach einem begonnenen Betriebswirtschaftsstudium wollte sie zuerst Erfahrung in anderen Betrieben sammeln. Durch den Austritt ihres Onkels aus dem elterlichen Betrieb arbeitete sie aber bereits früher als geplant im Familienunternehmen mit.

Was hat sich seit Ihrer Übernahme im Betrieb getan?
Wir sind nach wie vor ein Familienbetrieb, aber es sind nicht mehr nur Familienmitglieder in führenden Positionen – also wir ebnen den Weg hin zu einem Familienbetrieb mit Mitarbeitern, die auch Verantwortung über haben. Wir arbeiten außerdem an der ständigen Weiterentwicklung im Bereich Digitalisierung, vor allem auch in der Produktion. Dadurch reduzieren wir unseren Papieraufwand enorm und haben gleichzeitig viel mehr Struktur und Ordnung. Ein wesentlicher Punkt ist auch die 4-Tage-Woche mit 36 Stunden bei vollem Lohnausgleich, die wir seit letztem Jahr anbieten.

Wie wird die 36-Stunden-Woche von den Mitarbeitern angenommen?
Sehr gut. Die Einführung ist allerdings ein Kraftakt, weil das aktuell gesetzlich noch nicht so gedeckt ist. Man redet mit Leuten und erhält viele unterschiedliche Informationen.

Mit der 36-Stunden-Woche nehmen Sie quasi eine Vorreiter-Rolle ein...
In Urfahr-Umgebung kenne ich keinen produzierenden Betrieb, der das schon anbietet. Im Online-Werbebereich gibt es teilweise schon die 30-Stunden-Woche. Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, in einem produzierenden Betrieb weniger als 36 Stunden zu arbeiten, weil das am Ende des Tages aufgrund des enormen Drucks auf die Kosten des Mitarbeiters geht. Viertage-Woche bei zehn Stunden am Tag hatten wir früher, als meine Eltern den Betrieb noch führten. Da waren wir schon fortschrittlich unterwegs. Aber bei zehn Stunden ist man irgendwann nicht mehr leistungsstark - weder wenn man am Computer sitzt, noch wenn in der Produktion arbeitet. Der Mensch ist nicht unendlich belastbar. Wir haben uns daher für einen Kompromiss entschlossen: Vier Tage ja, aber nicht mit zehn Stunden. 

Für wen sind Sie Ansprechpartner, wer kommt zu Ihnen als Kunde?
Zu 90 Prozent arbeiten wir im B2B-Bereich. Zu unseren Kunden zählen alle möglichen Firmen, die Farbe auf ihren Produkten brauchen – vom Fassadenbauer über Maschinenbauer bis hin zum Tischler, der vielleicht mal eine Unterkonstruktion für einen Tisch benötigt. Die goldene Wolke an der Plus City wurde zum Beispiel von uns beschichtet oder auch der Aufzug, der jetzt am Trimphbogen auf und ab fährt. 

Was ist das Besondere an Pulverbeschichtung?
Es ist schnell zum Erledigen und umweltfreundlicher als zum Beispiel Lack. Auch für die Mitarbeiter ist es wesentlich angenehmer, da es kaum Geruchsbelästigung gibt und man mit keinen Lösungsmitteln arbeitet. Man hat außerdem viele Möglichkeiten, die Lack nicht bietet. Pulverbeschichtung ist nicht so spröde und resistenter gegen Kratzer. Der Nachteil ist, dass man die Farben nicht mischen kann. 

Wie viele Mitarbeiter sind aktuell angestellt?
Derzeit haben wir 15 Mitarbeiter.

Wie sieht es mit Lehrlingen aus?
Zur Zeit haben wir leider keinen. Gespräche laufen aber. Uns geht es darum, wenn wir einen Lehrling aufnehmen, muss auch jemand da sein, der diesen wirklich ausbildet. 

Welche Lehrberufe kann man bei euch absolvieren?
Oberflächentechniker. Dies ist allerdings eine sehr fordernde Lehre. Da muss man schon gut in der Schule gewesen sein. Es kommt sehr viel Physik und Chemie vor. Der Beruf ist sehr technisch, aber auf keinen Fall nur den Männern vorbehalten.

Die Personalsituation ist ja derzeit generell schwierig. Wie geht es euch damit?
Was mir auffällt ist: Alle such das Selbe. Jeder will eine total durchqualifizierte Person, in einem gewissen Alter, zu einer gewissen finanziellen Kondition. Aber die eierlegende Wollmilchsau gibt es leider einfach nicht. Das heißt, ich muss auch einmal links oder rechts schauen und jemanden eine Chance geben, der vielleicht im ersten Moment nicht meinen Vorstellungen entspricht. Uns hat hier wirklich schon oft ein Mitarbeiter überrascht. Zum Beispiel unsere Sarah, eine gelernte Friseurin, die als Hilfsarbeiterin begonnen hat. Sie war geschminkt, hatte lange Fingernägel und gefärbte Haare. Und ich dachte: Bist du bei uns wirklich richtig? Da haben wir aber ihr Potenzial noch nicht gekannt. Wir ermöglichten ihr dann eine Lehre als Oberflächentechnikerin und mittlerweile ist sie sogar Meisterin.

Was war die größte Herausforderung in Ihrer Unternehmerkarriere?
Da gab es schon viele. Grundsätzlich ist es immer ein Auf und Ab. Nur weil es heute gut läuft, heißt das nicht, dass ich in zwei Monaten nichts zu jammern habe. Die letzte wirklich große Herausforderung war aber 2013 das Hochwasser. Wir hatten einen Meter Wasser in der Produktion. Ich bin im Büro gestanden und habe geweint, weil ich nicht wusste, wir wir das in Griff bekommen sollten. Wir sind davon ausgegangen, dass wir über Monate einen Produktionsstillstand haben werden, weil alles unter Wasser stand. Es waren aber extrem viel Leute da, die uns geholfen haben. Dadurch konnten wir nach zwei Wochen wieder produzieren. 

Wie ergeht es Ihnen in dieser männerdominierten Branche?
Ich habe sehr jung begonnen. Da war es überhaupt nicht üblich, dass Damen – außer als Sekretärin – in einem technischen Betrieb arbeiteten. Dem entsprechend bin ich auch behandelt worden. Es war schon ein Kampf, aber ich habe mich durchgebissen. Meistens wurde nach meinem Vater gefragt. Ich hab das dann nicht mehr weitergegeben und gesagt: Der Chef bin ich! Irgendwann ist das dann normal geworden. Die Zeiten haben sich zum Glück geändert – zu mindest bei uns.

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