Literaturland Kärnten 2019 - So schön kann Kärnten sein!
Teenager außer Kontrolle – 3 Jugendbuchtipps aus einem aufregenden, schönen Kärnten.

Bücher für den Strand | Foto: La Planeta, Mexico City
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  • Bücher für den Strand
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Die erste Ferienwoche ist vorbei. Das erste Bierfass geleert und die Griller werden aufgerüstet mit frischer Holzkohle. Höchste Zeit für gutes Lesefutter am Strand!

Eröffnen wir die Leseabenteuer für die umtriebigen Teenager mit übersteigerten Testosteronspiegel mit dem Buch „Held“ von Harald Schwinger, der auf angenehmen 128 Seite eine ganz große Außenseiterballade erzählt.

Niva, ist ein 17jähriger Teenager, der in der fiktiven Kleinstadt Krakeloh lebt, über die die Globalisierung wie der Wintersturm hinweggezogen ist. Der trügerische Glitzer des Tourismus ist der Tristesse gewichen, das Hotel hat dicht gemacht und soll zum Asylwerberheim umgebaut werden. Noch Niva ist ein ganzer Kerl! Er ist einer von den ultraharten Drugs aus der ‚völkischen‘ Szene und er glaubt zu wissen wie er seine Heimat gegen die "Kanaks" verteidigen kann, denn Niva diskutiert nicht, er ist ein Aktionist! Feuer wird gelegt! Und schon scheint das Ausländerproblem gelöst … Wer jetzt noch die große Lippe riskiert, dem haut Niva eine aufs Maul, niemand wird in Nivas Gegenwart sein vermeintliches „Kuckucksnest“ beschmutzen …

Doch natürlich, und hier sei Harald Schwingers Leistung als Autor besonders zu erwähnen, kommt es zum richtigen Zeitpunkt im Roman anders, spannend, aber unspektakulär, wird der Teenager Niva verhaftet und wegen schwerer Körperverletzung verurteilt. Doch, und wieder gelingt dem Autor ein ausgezeichneter literarischer Kunstgriff, wird Niva statt ins Gefängnis zur Resozialisierung in den Süden geschickt, dort hilft er mit, die Unterkünfte für Obdachlose und Flüchtlinge zu bauen und dort beginnt auch Nivas ganz persönliche Wandlung. Ein Umdenkprozess, der in der Entwicklung eines Charakters und letztendlich im Erwachsenwerden endet.

Bemerkenswert ist, dass Harald Schwinger sein Buch in der Arbeitswelt ansiedelt, ein Umfeld, das nur selten Thema in Jugendbüchern ist. Der Protagonist Niva ist Dachdeckerlehrling und dieses handwerkliche Geschick kommt ihm letztendlich auch zu Gute. Denn, statt sein Talent und seine Kraft für sinnlose Gewalt zu vergeuden, lernt er, in der Solidarität einer Gemeinschaft seine Fähigkeiten sinnvoll einzusetzen und so letztendlich seinen Platz in einer realen Gesellschaft zu finden und nicht den Trugbildern der Demagogen zu erliegen.

Ein Buch das völlig zurecht mit dem Jugendbuchpreis des Landes Kärnten 2018 ausgezeichnet wurde.

Empfehlenswert ab 15 Jahren und für geübte Leserinnen & Leser.
Erschienen im Drava Verlag, Klagenfurt

Ebenfalls in der Arbeitswelt angesiedelt ist Elmar Weihsmanns bereits 2015 erschienenes Jugendbuch „Jeder wird noch von mir sprechen, wenn ich groß bin“, doch die, in dem Buch portraitierte, fünfzehnjährige Nina ist Lichtjahre davon entfernt „eine jüngere Schwester“ des beinharten Radaubruders Niva aus Harald Schwingers „Held“ zu sein.

Nur mit einem Koffer und ein paar Süßigkeiten macht sich Nina auf den Weg in ein neues Leben. Ihr Weg führt sie aus einer Kinder-WG der Diakonie in ein Lehrlingsheim in Villach, um eine Lehre im Einzelhandel zu beginnen. Doch die anfängliche Skepsis der jungen Heldin des Alltags schlägt bald in Optimismus um, denn aus dem ungeliebten Kind und Sozialfall wird plötzlich eine Kollegin, die der Gewerkschaft betritt und dort zum ersten Mal in ihrem Leben so etwas wie Solidarität und Freundschaft kennenlernt. Das ist allerdings erst der Anfang eines Emanzipationsprozesses, der in drei Teilen gegliedert ist, die den drei Lehrjahren entsprechen.

Im ersten Lehrjahr lernt Nina sich in die Kollegenschaft und in die Arbeitsweit einzugliedern. Unterstützt wird sie von anderen Lehrlingen, auch aus anderen Berufsgruppen, von Kolleginnen und Kollegen, aber auch von ihren Vorgesetzten, dem Marktleitern, aber auch von den Kunden des Supermarkts, die Nina schnell als umsichtige Verkäuferin zu schätzen wissen.

Im zweiten Lehrjahr lernt Nina, ermuntert durch einen gefestigten Freundeskreis, die richtigen Fragen zu stellen und langsam eröffnet sich Nina und dem Leser/der Leserin die ganze unbewältigte Familiengeschichte, die bescheidener nicht sein könnte, doch wieder gibt es Leute aus der Erwachsenenwelt, die Nina ein Stück des Weges weiterhelfen. Dieses Mals sind es aber Leute aus Institutionen, wie dem Jugendamt, der Kriminalpolizei, des Journalismus, aber auch aus dem Sport und des Kinos und Nina verliebt sich.

Im dritten Lehrjahr übernimmt Nina selbst die Initiative. Sie engagiert sich als Aktivistin in der österreichischen Gewerkschaftsbewegung und es gelingt ihr das kleine pädagogische Kunststück ein Fußballmatch zwischen einem Gymnasium und der Berufsschule zu organisieren. Es gibt eine Trennung und eine kurze Versöhnung. Einige Weggefährten verlassen das Lehrlingsheim und gehen zum Militär und natürlich besteht auch Nina ihre Lehrabschlussprüfung. Doch damit gibt sich Nina noch lange nicht zufrieden: Als Lehrlingsbeauftragte der Supermarktkette wird sie aktive Gewerkschafterin, die sich für die Arbeitsbedingungen im Handel einsetzt und sie kandidiert für den Villacher Gemeinderat und geht in die Politik!

Es ist das Verdienst des Autors, diese Suche nach einem Platz im Leben temporeich und mit leichter Feder unsentimental und unaufdringlich zu erzählen, was wohl auch daran liegen mag, dass er die meiste Zeit seines Lebens im Ausland gelebt hat, was man diesem Buch auch stark anmerkt, erinnert der Roman eher an französische Filme als an deutschsprachige Jugendbücher. Das mag ungewohnt sein, doch für diese Geschichte aus der Arbeitswelt ist es ein echter Trumpf, der zum Schluss alle Karten sticht. Ein Trumpfass, das vorbehaltlos die Solidarität mit den Schwachen der Gesellschaft einfordert, ein Aufruf zum gewerkschaftlichen Engagement und letztendlich auch ein ganz großer Roman der Gewerkschaftsbewegung sowie eines der schönen Bücher über die Stadt Villach, das in den letzten Jahren erschienen ist.

Empfehlenswert ab 14, besonders für junge Leute denen die Schule so gar nicht schmeckt und es mit einer Lehre versuchen wollen.
Erschienen nur als ebook bei Neobooks, München.

„Das Leben kommt auf sanften Pfoten“ von Monica B. Armstrong ist ein echtes Wohlfühlbuch mit sehr viel Kribbeln im Bauch. Drei Teenager finden im Garten eines gemütlichen Kärntner Landkinos einen KLEINEN LÖWEN und weil der exotische Winzling offensichtlich ein unbegleitetes Welpe ist, wird dem schnurrenden Gefährten auf vier Pfoten großzügig Asyl in der Europäischen Union gewährt, was wie folgt abläuft, Zitat aus dem Buch:

Der kleine Löwe wird erst einmal ganz zärtlich gestreichelt. Zuckersüße, echte Kärntner Schmusekatzenmädchenstimmen sorgen für Vertrauen. Der kleine Kerl schnurrt. Oh meine Schwestern und Brüder, ihr könnt euch nicht vorstellen wie süß so ein kleiner Löwe ist …

Ja, wenn man so zu erzählen beginnt, dann weiß jede/jeder, so eine wilde Geschichte kann nur gut ausgehen. Eine Geschichte, die mit dem ersten Satz voll Fahrt aufnimmt und in einem atemraubenden Tempo eine ganz bezaubernde Geschichte vom Erwachsenwerden erzählt, dabei die richtigen Fragen an das Leben und an die Gesellschaft, aber auch an die eigenen Ziele stellt und unbestritten den Humanismus als mögliche Antwort anbietet, um mit dem letzten Satz eine perfekte Punktlandung hinzulegen.

Doch damit hat die Autorin noch längst nicht alle Pfeile im Köcher der romantischen Komödie verschossen! Sehen wir uns doch die Zutaten dieser Traumgeschichte einmal genauer an, was haben wir denn da? Einen geheimnisvollen Fremden, eine gescheiterte Flucht, eine große Freundschaft, Liebe, sehr viel Solidarität und ein ganz großartiges Ende. Das ist natürlich ein WESTERN! Und wo werden solche wilden Abenteuer erzählt? Natürlich in einem gemütlichen, klapprigen Landkino, in dem die ganz großen Filmgeschichten zu sehen sind!

Mit ihrem stark autobiografischen Jugendroman wirft die in Kärnten aufgewachsene Italoamerikanerin einen nostalgischen, humorvollen Blick zurück, geschrieben von einer, die die alte Heimat verlassen hat, um im fernen Amerika den realen Mann fürs Leben zu finden und selbst eine Mutti zu werden.

Empfehlenswert ab 14, auch für Eltern von Teenagern, die sich hier ganz besonders amüsieren werden.
Erschienen nur als ebook bei Neobooks, München.

Wieso sollte nun eine junge Wilde/ein junger Wilder so etwas lesen, wenn der geneigte Nachwusch längst nach der Ware mit der verlockenden Aufschrift „Jugendverbot“ Ausschau hält, was so manches erzieherische Konzept ganz schön zum Wackeln bringt …

Zunächst sind alle großen Helden der Film- und Literaturgeschichte echte Antihelden. Beginnend mit dem legendären Duo Tom Sawyer & Huckleberry Finn (von Mark Twain), über die unverwüstliche Jugendbande im „Krieg der Knöpfe“ (von Louis Pergaud), bis zu den listig rebellischen Freundinnen aus „Eine für 4“ (von Ann Brashares) und dem nachdenklichen Michele, der im fernen Sizilien gegen das organisierte Verbrechen antritt. (Ich habe keine Angst, von Niccoló Ammaniti).

Sie alle führen einen Kampf gegen die Obrigkeit, gegen bürgerliche Konventionen, gegen Vorurteile und Verbote und sie alle hinterfragen kritisch die Ereignisse in ihrem Alltag. Doch im Gegensatz zu den Stereotypen aus der Hexenküche der Unterhaltungsindustrie braucht der reale, jugendliche Antiheld keine Maschinenpistole um seine Ziele durchzusetzen, er/sie benützt seine Talente, seinen Verstand und letztendlich auch eine gute Portion Frechheit, ein loses Mundwerk und Humor, um die Ungerechtigkeit im richtigen Moment auszubremsen und so letztendlich als der eigentliche Sieger aus der verzwickten Geschichte hervorzugehen.

Genau hier hin gehören auch die höchst realen Jugendlichen aus den drei vorgestellten Kärntner Jugendbüchern, Niva, Nina, Monica und ihre Freundinnen Bernadette und Sarah, ja selbst der kleine Löwe Herkules, der ganz laut schnurrt, um zu seinem Recht zu kommen, ein Recht auf ein besseres Stück vom Leben. Und weil der Antiheld letztendlich zu den unsterblichen des Kinos und der Literatur gehört, ist sie/er mit ihrem/seinem rebellischen Chaotentum wesentlich wirkungsvoller und gesellschaftsverändernder als sämtliche „Superhelden“ zusammen.

Viel Spaß mit Kärntner Jugendlichen außer Kontrolle!
Eure Tini Trapp

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In „Kärntens schönstem Wohnzimmer“ verwöhnt das LAGANA ab 4. Mai jeden Samstag mit einem exklusiven Lifestyle-Brunch. KÄRNTEN. Den Beats von DJ David Lima auf der Flussterrasse lauschen und sich dabei einen Brunchdrink gönnen: Der Samstags-Brunch „Trés Chic“ verwöhnt während der warmen Monate. „Très chic“ Aus der „Très-chic-Karte“ wählen die Gäste aus verschiedenen Á-la-carte-Gerichten mit französischem Charme. Das LAGANA-Küchenteam ließ der Kreativität freien Lauf, es warten raffinierte...

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