Ines Berger-Uckermann im Interview
"Skilanglauf ist eine der gesündesten Sportarten"

- Die Villacher Sportärztin ist seit 10 Jahren Teil der ÖSV Truppe und verbringt mehrere Wochen jedes Jahr im Ausland, um heimische Spitzen-Sportler zu betreuen.
- Foto: KK/B-U.
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Sie betreut Sportler wie Franz-Josef Rehrl oder Sportlerinnen wie Bernadette Schild. Seit 10 Jahren ist die Villacher Sportärztin Ines Berger-Uckermann im Betreuer-Team des ÖSV. Einem Umfeld, das wie sie sagt höchst männlich dominiert ist. So ist sie derzeit als einzige weibliche Sportärztin aus Kärnten mit dabei. Und dementsprechend gefragt, natürlich auch bei weiblichen Spitzensportlerinnen. Wir haben mit ihr unter anderem über das Thema Skilanglauf gesprochen.
WOCHE: Aus medizinischer Sicht, wie gesund ist Langlaufen?
Berger-Uckermann: Skilanglauf ist eine der gesündesten Sportarten und vom Kind bis ins hohe Alter ausführbar. Vom Anfänger bis zum Leistungssportler kann jeder entsprechend dem eigenen Anspruch, die für ihn richtige Geschwindigkeit und das entsprechende Gelände wählen. Ob schnelles Gleiten mit ausgeprägten Ausfallschritten oder langsameres Skiwandern – je nach Langlauftechnik und Stockeinsatz wird die Anstrengung unterschiedlich dosiert.
WOCHE: Was ist daran so gesund?
Berger-Uckermann: Skilanglauf ist durch seine hohe dynamische und geringe statische Belastung überaus verträglich für die Gelenke. Als Ganzkörpersportart wird fast jeder einzelne Muskel des Körpers gefordert: neben den Beinen vor allem die Arme und der Rumpf.
Als Ausdauersportart fördert das Langlaufen die Herz- Kreislaufaktivität. Blutdruck, Herzfrequenz und die Sauerstoffaufnahme im Blut werden positiv beeinflusst. Die Stoffwechselaktivierung regt die Verdauung an und lässt Fettdepots schmelzen.
Die rhythmischen Bewegungen beim Skilanglauf fördern das psychophysische Gleichgewicht und wirken entspannend. Die Bewegung in der winterlich, stillen Landschaft beruhigt die Nerven und macht den Kopf wieder frei.
WOCHE: Für wen ist Schilanglauf empfehlenswert?
Berger-Uckermann: Schilanglauf kann im frühen Kindesalter begonnen werden- in Skandinavien ist Langlauf d e r Familiensport von 5.Lj bis in die 90e Jahre- und je nach Erfahrung und Fitness bis in hohe Alter ausgeübt werden. Schilanglauf ist auch für unsportliche und übergewichtige Menschen geeignet in Bewegung zu kommen.
WOCHE: Wie hoch ist das Verletzungsrisiko und welche sind die häufigsten Verletzungen?
Berger-Uckermann: Verletzungen sind beim Schilanglaufen meistens durch Stürze bedingt. Am häufigsten sind Blutergüße und Bandverletzungen an den Knöchel-, Knie- und Daumen-gelenken. Selten kommt es zu knöchernen oder Schädel- Verletzungen.
Gefährdet sind beim Schilanglauf auch die Augen, aufgrund der Schneereflexion der Sonne und die Haut vor Erfrierung und Sonnenbrand. Sonnenbrille und Sonnen/ Kälteschutz fürs Gesicht sind daher wichtig und notwendig.
Welche Wintersportart birgt das größte Verletzungsrisiko?
Berger-Uckermann: Das klassische Schifahren wird von ca 2,5 Millionen Österreichern ausgeübt und korreliert zahlenmäßig mit den häufigsten Verletzungsursachen.
WOCHE: Wie sieht es mit Eislaufen oder Snowboarden aus?
Berger-Uckermann: In den letzten Jahren hat der Wintersport jährlich bis zu 65.000 Verletzte verursacht. Etwa 40.000 davon verunfallen beim klassischen Skilauf, rund 10.000 beim Snowboarden. Gefolgt von den Wintersportarten Eislaufen, Rodeln und Langlaufen.
WOCHE: Und was sind die häufigsten Verletzungen?
Berger-Uckermann: Der alpine Schisport wird auch als Kniesport bezeichnet. Knapp 50 Prozent der Läsionen betreffen das Kniegelenk. Bandverletzungen sind führend, gefolgt von Knorpel- und knöchernen Schäden.
Bei den Snowboarder sind aufgrund der Fixierung am Board vor allem die Schulter- gelenke und das Schlüsselbein die am häufigsten betroffenen Gelenke.
Welche Prophylaxe ist sinnvoll ?
Eine körperliche Vorbereitung, welche die Rumpfstabilität, die koordinativen Fähigkeiten und muskuläre Kraftentwicklung fördert ist die beste Prophylaxe für den Wintersport. 1-2 stündige Sporteinheiten – mit Pausen ermöglichen eine gute Regeneration und langsame Steigerung der Belastung ohne Ermüdung und Verletzungsgefahr.





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