Innovatives aus Villach
Möbel aus Plastikmüll
In einer kleinen Möbelmanufaktur in Villacher werden die Unikate, etwa aus recycelten Joghurtbechern, von Hand gefertigt. Ein Gespräch mit den Gründern von „Trastic“.
VILLACH. Arno Trinkl und Wolfgang Rauter – so heißen die beiden Gründer, die hinter „Trastic“ stehen. Rauters handwerkliche Laufbahn begann in der Werkstatt seines Vaters, in welcher er von Kindestagen an Erfahrungen in der Arbeit mit Holz sammelte. Nach dem Besuch der HTL Villach arbeitete er als Designer bei einer großen Tischlerei in Kärnten. Trinkl studierte Umwelt- und Bioressourcen-Management an der BOKU Wien und bringt das Hintergrundwissen mit, um neue Wege in umwelttechnischen Belangen zu gehen. „Im Zuge des Umbaus und der Neugestaltung unserer Eigenheime wollten wir außergewöhnliche und vor allem nachhaltige Materialien verbauen. Denn was kaum bekannt ist, Edelhölzer für hochwertige Massivholz-Möbel stammen kaum mehr aus nachhaltiger Forstwirtschaft und werden oft aus den letzten Urwäldern Europas gewonnen. Wir machten uns mit unserem Start-up auf die Suche nach einer Lösung – und kamen auf die Idee, nachhaltige Designmöbel aus 100 Prozent recyceltem Kunststoff herzustellen“, erzählt Trinkl. Wie stabil sind Möbel aus Kunststoff? Trinkl: „Mit bekannten Produkten aus Billig-Plastik ist dieser Werkstoff nicht zu vergleichen. Die homogene Kunststoffplatten sind extrem stabil, schlagfest und allgemein widerstandsfähig. Auch einem Einsatz im Außenbereich spricht nichts entgegen.“
Weinständer aus Müll
Überwiegend werden maßgeschneiderte und moderne Einrichtungslösungen hergestellt – für Unternehmen und fürs private Zuhause. „Natürlich stellen wir auch Einzelstücke wie Tische und Kommoden her. Was verstärkt nachgefragt wurde, sind Accessoires wie unsere Weinständer und Wanduhren“, erklärt Trinkl. Der Rohstoff für die Produkte stammt aus der Umwelt, dem gelben Sack, aus Produktionsabfällen und Ausschussware. Mittels aufwendiger Prozesse wird der Natur der Kunststoff entzogen und erhält ein zweites Leben. „Jedes Stück Plastik hat eine lange Reise hinter sich und erzählt seine eigene Geschichte. Die Suche nach dem Rohmaterial ist ein sehr aufwendiger Prozess. Aus nicht mehr benötigten Plastikstöpseln, Schneidbrettern, Joghurtbechern, Verpackungen, PET- Flaschen oder nicht gebrauchten Granulaten werden Platten und daraus stylische Möbelstücke. So besteht zum Beispiel eine Tischplatte aus 8.000 Joghurtbechern oder knapp 3.000 PET-Flaschen“, sagt Trinkl.
Made in Villach
Gefertigt werden die Möbel-Unikate in Villach - von Hand und in Eigenregie. Trinkl: „Wir verbinden das klassische Tischlerhandwerk mit modernster Verarbeitungstechnologie.“ Sind Plastik-Abfälle der Baustoff der Zukunft? „Jedes Jahr fallen allein in Österreich 42 Kilo Plastikmüll pro Person an. Weltweit bedeutet das, bis dato über eine Tonne Plastik pro Einwohner. Nur 9 Prozent werden recycelt. Diese Menge an ungenutztem Material beinhaltet ein riesiges Potential zur Nutzung als Ressource der Zukunft“, so Trinkl.
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