St. Jakob bleibt die Gemeinde ohne Straßennamen
Seit 20 Jahren wird in der Rosentaler Gemeinde an einem Konzept für Straßennamen gefeilt. Doch die Kleinpartei SGS fürchtet um die zweisprachige Identität – und erzwang eine erneute Verschiebung.
ST. JAKOB (kofi). Mit rund 4.200 Einwohnern gehört St. Jakob im Rosental nicht zu den kleinen Gemeinden im Bezirk Villach-Land. Und dennoch gibt es keine Straßennamen. Bürgermeister Heinrich Kattnig (SPÖ) will das schon lange ändern. "Seit 20 Jahren bemühen wir uns um Straßennamen", sagt er. Doch bislang wollte das Vorhaben nicht gelingen. Auch bei der Gemeinderatssitzung am Donnerstag wurde das Ansinnen auf unbekannte Zeit verschoben. Die "Socialna gospodarska skupnost - Soziale Wirtschaftsgemeinschaft" (SGS) hat rechtliche Bedenken angemeldet. Ein Gutachten vom Bundeskanzleramt soll Klarheit bringen.
20 Jahre Ringen
Dabei gibt es seit Sommer 2016 einen fertigen Plan zur Benennung der Straßen und Wege. Er wurde nach fast zwei Jahrzehnten Feilschen und Beraten mit 19:4 Stimmen im Gemeinderat angenommen. Doch die SGS um Gemeindevorstand Franz Baumgartner stemmt sich gegen die Umsetzung. Die Partei moniert, die geplanten einsprachigen Straßenbezeichnungen würden den zweisprachigen Charakter der St. Jakober Ortschaften untergraben und seien mit den staatsvertraglichen Rechten der slowenischen Bevölkerungsgruppe nicht vereinbar. "Das ist heikel", sagt Bürgermeister Kattnig: "Da muss man sich absichern. Ich will ja keine Minderheitenrechte beschneiden!" Man habe daher bereits einmal das Bundeskanzleramt um rechtlichen Beistand gebeten. Nun müsse man dies eben noch einmal tun.
Parte sorgt für Ärger
Derweil griff die SGS zu einer umstrittenen Maßnahme. Sie verschickte eine Parte an alle Gemeindehaushalte, in der man das Ableben von "Identität, Orientierung und Heimatgefühl" in den zweisprachigen Ortschaften beklagt. "Zweisprachige Ortstafeln in Kombination mit einsprachigen Straßenschildern – das ist doch unsinnig", sagt SGS-Mandatar Baumgartner. Bürgermeister Kattnig nennt die Parte "ungustiös" und "irreführend". Er werde mit einem Bürgermeisterbrief an alle Haushalte reagieren, um Irrtümer auszuräumen.
Umsetzung verschoben
Die Umsetzung des vom Gemeinderat längst beschlossenen Straßennamen-Konzepts werde sich "um Monate" verschieben, die Realisierung sei erst möglich, wenn es keine rechtlichen Bedenken mehr gibt. Auf die Frage, warum man sich in St. Jakob nicht auf zweisprachige Straßennamen einigen könnte, sagt Kattnig: "Dafür würde es keine Mehrheit im Gemeinderat geben."
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