Leserbrief
Liebe Corona-„Spaziergänger“!

Zum Artikel über den Vöcklabrucker "Corona-Spaziergang", BezirksRundschau Vöcklabruck, Nr. 02 vom 14./15. Jänner.

Liebe Corona-„Spaziergänger“!
Ich möchte vorausschicken, dass auch ich nicht jede Entscheidung der Regierung nachvollziehen kann bzw. gutheiße. Dennoch ist mir bewusst, dass es immer unpopuläre Entscheidungen geben wird müssen, die für viele unangenehm und auch existenzbedrohend sind, aber letztlich dem Wohle aller dienen.

Was ich jedoch nicht verstehen kann, ist der Sinn eurer Spaziergänge. Welche Motivation steckt denn wirklich dahinter, außer eine zutiefst egoistische, weil eure „Freiheit“ eingeschränkt ist? Und dafür nehmt ihr das Risiko in Kauf dieses Virus weiter zu verbreiten? Wenn euch die Maßnahmen so zum Halse raushängen, solltet ihr dann nicht dazu betragen diese Pandemie schnellstmöglich zu beenden? Sind da Menschenansammlungen – meist ohne Schutzmaßnahmen – wirklich das richtige Mittel?

Meine Kinder sehen wochenlang ihre Freunde nicht und auch nicht die Betreuer im Kindergarten. Oma und Opa wohnen nebenan, aber umarmen sollen wir sie nicht. Wie erklärt man das einem Zweijährigen? Aber ihr geht „spazieren“, ohne Maske, ohne Abstand …

Ich trage seit Beginn der Pandemie eine FFP2-Maske bei der Arbeit, lüfte und desinfiziere alles regelmäßig. Bei Hausbesuchen trage ich komplette Schutzkleidung, um die Risikogruppe zu schützen. Ich muss mich testen lassen, bevor ich das Pflegeheim betreten darf. Das bedeutet für mich einen finanziellen und zeitlichen Mehraufwand. Dennoch bin ich froh, in dieser Situation überhaupt arbeiten zu können. Aber ihr geht „spazieren“, ohne Maske, ohne Abstand …

Die Bewohner der Pflegeheime sind seit Wochen „eingesperrt“ und erhalten nur spärlich Besuch. Sie sollen ihre Söhne und Töchter nicht umarmen, die ohnehin nur einmal pro Woche zu Besuch kommen dürfen. Auch ihre Kontakte zu anderen Heimbewohnern werden beschränkt und mitunter auch vom Pflegepersonal unterbunden – aus Angst vor der Verbreitung des Virus in der Pflegeeinrichtung. Aber ihr fürchtet um eure Freiheit und geht „spazieren“, ohne Maske, ohne Abstand …

Ich habe Patienten, die zur Hochrisikogruppe zählen und aus lauter Angst vor einer Ansteckung ihre Therapien stornieren, obwohl wir alle Schutzmaßnahmen einhalten. Das bedeutet für mich einen finanziellen Verlust und für meine Patienten das Risiko eines dauerhaften Gesundheitsproblems. Sie nehmen lieber Schmerzen und irreparable funktionelle Defizite in Kauf, als zur Therapie zu kommen. Aber ihr geht „spazieren“, ohne Maske, ohne Abstand …

Mir bereitet nicht die Pandemie die größten Sorgen – die kriegt man mit den entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen und – ja! – auch mit der Impfung wieder in den Griff. Was mir wirklich Kopfzerbrechen bereitet, ist diese gespaltene und aggressive Gesellschaft, in der wir leben. In der meine Kinder aufwachsen müssen, obwohl ich sie so gerne davor beschützen würde. In der nur das eigene Wohl zählt und der Blick auf das Gemeinwohl verloren geht.

Solange wir nicht alle gemeinsam an einem Strang ziehen wird unser aller Leben weiterhin nicht so sein wie früher und unsere gemeinsame Freiheit wird weiter beschränkt bleiben.

Warum versuchen wir es also nicht mal mit Solidarität und Rücksichtnahme, um die Schwächsten in unserer Gesellschaft zu schützen? Auch wenn das heißt, dass wir im Moment unseren Egoismus hintanstellen und auf vieles verzichten müssen. Warum versuchen wir es nicht mal mit verantwortungsvollem Handeln, damit wir unsere Familien und Freunde schneller wieder besuchen und umarmen können? Weil es unbequem ist verantwortungsvoll zu handeln? Weil Rücksichtnahme auf die Schwächeren bedeutet, dass man selbst auf etwas verzichten muss? Und das auch noch freiwillig? Doch ist es das etwa nicht wert?!

Denkt doch mal darüber nach, wenn ihr das nächste Mal „spazieren geht“, ohne Maske, ohne Abstand, …

Tamara Wielend, Friedburg

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