Das gestiefelte Pferd

Der 26-jährige Wallach "Artax" kann mit dem "Stiefel" bereits wieder galoppieren. | Foto: KK
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  • Der 26-jährige Wallach "Artax" kann mit dem "Stiefel" bereits wieder galoppieren.
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  • hochgeladen von Harald Almer

Vor 26 Jahren erblickte "Artax", ein Haflinger-Araber, in Bärnbach das Licht der Welt. Seit seinem sechsten Lebensmonat ist er ein wertvolles Mitglied der Familie Kosir-Rosenzopf und war von Anfang an ein treuer und zuverlässiger Freund. Dementsprechend schockiert war die Familie, als der Wallach nicht mehr gehen konnte und der Tierarzt mittels Ultraschall einen massiven Sehneneinriss am rechten Vorderbein diagnostizierte. Die Prgnose wurde aufgrund des fortgeschrittenen Alters als fatal und die Heilungschancen von Experten als unmöglich eingestuft.
Da keiner auch nur in Erwägung zog, das hilfsbedürftige Tier einzuschläfern, wurden verzweifelt andere Meiungen eingeholt und nach alternativen Behandlungsmöglichkeiten gesucht. Schließelich fand man Hilfe in Form einer Gruppe von außergewöhnlichen, hilfsbereiten und tierliebenden Menschen, die ihr jeweiliges Wissen und Können einsetzten, um das Leben dieses Pferdes, das am seidenen Faden hing, zu retten.
Tierarzt Gerhard Planner legte dem Tier im hochakuten Stadium - in welchem jede Hilfe bereits zu spät schien, da die Sehne bei jedem Schritt endgültig zu reißen drohte - einen Gips als kurzfristige Entlastungsmöglichkeit an. Dadurch schuf er Zeit, um eine langanhaltende Therapieform zu finden, was durch die Tatsache, dass kein geeignetes Produkt käuflich erhältlich war (und ist), eine Herausforderung darstellte. So wurde die Idee geboren, ein entsprechendes Hilfmittel selbst anzufertigen. Doch so einfach war dieses Vorhaben nicht und die Zeit drängte.
Als der Gips abgenommen werden musste, setzte Johann trieb, Besitzer des Reitsportfachgeschäfts und Sattlerei Trieb in Graz durch die Umarbeitung einer Transportgamasche in eine provisorische entlastende Stütze eine weitere überbrückende und damit lebensrettende Maßnahme.
Inzwischen arbeitete man eifrig am Heilbehelf. Peter Brandtner, OP-Gehilfe im LKH Voitsberg, fertigte ohne zu zögern einen Gipsabdruck des betroffenen Pferdebeines an, nach welchem es Karlheinz Peissl vom orthopädischen Fachgeschäft Rudres in Köflach möglich war, einen speziellen Stiefel für das Pferd herzustellen. Der Prototpy dieser besonderen Spezialanfertigung wurde durch die Hilfe von Martin Zangl perfektion. Zangl betreibt mit seiner Frau Sandra den "Sonnenhof" in Afling, in welchem "Artax" untergebracht ist und liebevoll versorgt wird. Begleitet wurde das Pferd durch den burgenländischen Tierarzt Gerhard Gumhalter auf homöopathischen Weg. Dadurch konnte nicht nur der Heilungsprozess positiv beeinflusst werden, sondern es verbessere sich das gesamte Zustandsbild des Tiers.
Das scheinbar Unmögliche wurde durch den Einsatz und den Erfindungsgeist sowie die technische Kenntnis dieser Gruppe von menschen und nicht zujletzt duch die liebevolle Pflege und den Glauben der Besitzer und alle Menschen vom Sonnenhof möglich gemacht. Tierärztin Heike Hois, die den Verlauf in regelmäßigen Kontrollen mittels Ultraschall verfolgt und dokumentiert, bezeichnet den Genesungsfortschritt als "kleines Wunder" und meinte, dass dieser Stiefel auch für viele andere Pferde eine große und lebensrettende Hilfe bedeuten könnte.
"Artax" kann nach sechs Monaten mit seinem "Stiefel" bereits wieder galoppieren und im nächsten Jahr vielleicht sogar ganz ohne ihn.

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