Geschichte des Bezirks Voitsberg
Der Aufstieg und Fall des Braunkohlebergbaus

- Die Schaufelradbagger kamen unter anderem im Großtagebau Oberdorf zum Einsatz. Heute sind sie noch bei der Bergbau-Erinnerungsstätte Zangtal oder am Fritz-Kosir Platz in Bärnbach zu betrachten.
- Foto: Die Abbilderei
- hochgeladen von Justin Schrapf
Wenig prägt den Bezirk Voitsberg bis heute so sehr wie der Kohlebergbau. Seien es die daraus resultierende Glasindustrie oder die Ursprünge der heutigen Graz-Köflacher Bahn und Busbetrieb GmbH.
BEZIRK VOITSBERG. Bereits im Jahr 1606 gab es erste Meldungen zum "Fund von Steinkohle" bei Köflach und Maria Lankowitz. Bis das "braune Gold" jedoch umfassend genutzt wurde, dauerte es noch eine Weile. 1784 gibt es erste Hinweise auf die Gewinnung von "Steinkohlen" an verschiedenen Orten im Bezirk. Erst wurde sie hauptsächlich zum Alaun- und Salpetersieden, dann zum heizen von Kalk- sowie Ziegelöfen und später auch für die Heizung von Wohnungen eingesetzt.
Ab 1805 erfolgte in Oberdorf-Bärnbach die Gründung einer Glashütte, welche mit der lokal gewonnen Kohle befeuert wurde und auch das Eisenblechwerk in Krems nutzte sie. So steigerte sich das Interesse immer weiter, bis hin zum Bergbaufieber in der Mitte des 19. Jahrhunderts.

- Insbesondere förderte der Braunkohlebergbau den Ausbau des Schienennetzes in der Region.
- Foto: GKB Archiv Luft
- hochgeladen von Justin Schrapf
Der Bau der Eisenbahn
1848 kaufte Erzherzog Johann von Österreich einen großen Teil der Bergbauflächen und trieb die Industrie mit seinen Ideen weiter voran. Insbesondere durch den von ihm unterstützten Bau einer Eisenbahnverbindung von Köflach nach Graz.
1858 wurde der damaligen G.K.B. durch kaiserlichen Entschluss die Bewilligung zum Bau und Betrieb einer Lokomotiv-Eisenbahn von Köflach bis Graz erteilt, die am 3. April 1860 planmäßig in Betrieb genommen wurde. So konnten dann auch Streckennetze anderer Bahnlinien genutzt werden, um auch an weiter entfernte Abnehmer zu liefern, wodurch die Kohle aus dem Raum Voitsberg-Köflach in ganz Österreich von Bedeutung wurde, insbesondere für die Zeit der industriellen Revolution.
So viel Kohle wurde gefördert
-
1858 wurden jährlich ca. 40.000 Tonnen Kohle gewonnen, 1875 waren es bereits fast 500.000, 1908 rund 900.000 und 1929 erreichte die Fördermenge erstmals eine Million Tonnen. Die höchste Fördermenge im Voitsberg-Köflacher Bergrevier wurde 1957 mit rund 2,9 Millionen Tonnen Kohle erreicht.
So entwickelten sich die Beschäftigtenzahlen
-
1857 waren rund 275 Bergarbeiter, 60 Taglöhner, 11 Frauen und 8 Kinder im Bergbaurevier Voitsberg-Köflach beschäftigt. Um 1880 gab es 834 Bergarbeiter, um 1920 waren es mehr als 3.000 und vor 1950 bereits mehr als 4.000. Den Höchststand erreichte man 1956/57 mit 6.150 Beschäftigten.
Das Ende des Bergbaus
Der Glanzzeit des Kohlenbergbaus folgten nach Mitte des 20. Jahrhunderts aber immer größer werdende wirtschaftliche Probleme. Die Kohle wurde zunehmend vom billigeren Erdöl abgelöst. Mit verstärkter Mechanisierung, dem Einstieg in günstigere Gewinnungstechnologien und massivem Personalabbau wurde versucht, dagegen zu steuern. Von 1957 bis 1967 sank etwa die Belegschaft von 6.150 Personen auf 3.500. Vom teuren Untertage-Abbau (der letzte wurde am 6. Juli 1990 geschlossen) wurde auf den billigeren Tagbau umgestiegen und damit auch der "Großtagebau Oberdorf" eröffnet, wo auch die altbekannten Schaufelradbagger zum Einsatz kamen.
Letztendlich wurde die negative Entwicklung dadurch allerdings nur gebremst. Nach und nach wurden immer mehr Bergbaue geschlossen, bis letztendlich am 14. September 2004 im Tagbau Oberdorf die letzte Kohle gewonnen wurde. Insgesamt wurden aus dem Bergrevier Voitsberg-Köflach über 166 Millionen Tonnen Braunkohle gefördert.
Seitens der Redaktion gilt ein großer Dank für die Unterstützung bei der Aufarbeitung der Voitsberger Bergbaugeschichte dem Historiker und Autor Ernst Lasnik. Hier findest du eine Auflistung seiner Publikationen, die sich zu großen Teilen um die Vergangenheit des Bezirks Voitsberg drehen.
Das könnte dich auch interessieren:


Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.