Natur am Friedhof | Allerheiligen
Mit Specht & Co. am Grab

Bild 1: Hausrotschwanz | Foto: (C) Zuzana Kobesova 2023; ebird.com
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  • Bild 1: Hausrotschwanz
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Endlich ist er wirklich da, der Herbst. Es war auch schon Zeit, denn die Zeit der "rauen Nächte" und Allerheiligen wären bei 17 Grad Nachttemperatur irgendwie falsch. Die Stimmung für einen herbstlichen Bummel ist da. 

Streifzug durch Friedhof Gersthof & Hernals

Ein kurzer Spaziergang und man weiß, wie sich das Leben zwischen Grabsteinen derzeit anfühlt. Im Gebüsch und in den Baumkronen herrscht geschäftiges Treiben. Die Meisen umschwärmen Fichtenzapfen wie bunte flinke Samenbienen. Ein Stockwerk darunter verarztet ein kleiner graublauer Doktor die Baumrinde. Er kraxelt kopfüber hinunter und freut sich, wenn er in der Ritze ein Insekt gefunden hat. Am Boden - dem Erdgeschoss - will noch eine Nuss verstaut werden, die Insekten verstecken sich unter der abgeworfenen bunten Pracht der Bäume. Darin wühlt ein Besucher mit strengem Blick - der Grünspecht. "Unvergesslich" steht auf dem einen Grabstein daneben, "Ruhe in Frieden" auf dem anderen.  

Menschliche Besucher:innen

Auch Menschen werden herbstaktiv. Den Krach einer Grabaushebung und einer Motorsäge versucht eine Schar von Meisen zu übertönen. Ein paar Kerzen flackern in den Leuchtern - ein untrügliches Zeichen menschlichen Daseins. Und nun tauchen sie in natura auf: Ein Ehepaar mit versilbertem Haar bringt winterharte Pflanzen und putzt das Grab schön für die nahende Allerheiligen-Besuche. Unweit ist eine Frau längst schon fertig. Sie sitzt auf der Grabeinfassung und raucht eine Zigarette in sichtlicher Kontemplation vor sich hin. Wer weiß, was ihr gerade durch den Kopf geht? Selbst den fröhlichen, ihr zuwedelnden Cockerspaniel der Grabesnachbarin beachtet sie nicht. Einige Krähen-Augen schauen dem Ganzen aufmerksam zu. Vielleicht fällt für sie etwas ab aus den Tiefen menschlicher Jackentaschen. 

Tierische Grabpflege

Wenn Dämmerung und Nebel kommen, ist Kerzenschein nicht das einzige Lebenszeichen am Friedhof. Ein gigantischer Efeubewuchs gibt quitschende Geräusche von sich ab. Im Schutz des Blätterdickichts haben Blaumeisen ihr Zuhause gefunden und sorgen auf ihre Art für Grabpflege von vermeintlich vergessenen Menschen. Und da blickt ein Eichhörnchen überrascht über einen Kerzenleuchter:  Welch verirrter menschlicher Besuch stört meine Grabpflege, scheint es sich zu ärgern. Es macht gerade eine Runde durch seine Winterdepots und findet unverhofft noch eine Haselnuss. Bei schiefen Blicken bleibt es nicht. Ein grüner stämmiger Hauswart gibt von der Spitze einer Lerche ein Signal, dem ein warnender Ruf des Spechts folgt, aufgeregte Kohlmeisen-Schnatterei und schon fliegen zwei beigebraune Lufttorpedos über meinen Kopf. Sie geben unmissverständlich zu verstehen: Jetzt ist keine Besuchszeit für Menschen und schon gar nicht mit derart langer Gafferei. Weder ziemt es sich, noch hat es für sie irgendeinen Nutzen. Also weg da!

Schön gedenken

Auf einem Bankerl ist der richtige Platz über das Gedenken zu sinnieren. Jedes Grab wird besucht, wenn auch nicht immer von Verwandten, Nachkommen, Freunden und Bekannten. Es ist schön zu wissen, dass jedes Grab trotz des Todes lebt. Es ist Lebensraum, ja Lebensgrundlage in der Tierwelt geworden. Das Grab schenkt Leben, wenn es schon Leben nicht zurückgeben kann. Ein Gefühl der Dankbarkeit macht sich breit. Dankbarkeit für diese Erkenntnis, die das Gedenken schöner macht: Menschen wie ich und du können Trauer, Leid und Erinnerung teilen, indem sie Bäume zwischen den Gräbern pflanzen, dem Verstorbenen mit einer Walnuss, einem essbaren Blütenstrauß oder einem Apfel noch einen zweiten Besucher schenken. Wahrlich wird so nicht nur an einem Tag im Jahr der Verstorbenen gedacht. Ihre Ruhe wird bewacht, gepflegt und lebendig gehalten im Zusammenleben mit Tieren. Sie machen Friedhöfe nicht nur in Gersthof und Hernals zu Gedenkstätten und Ruhezonen sowie Entspannungsoasen der Menschen. Zwischen Steinen, Namen, Sterbedatum u.a. erinnern sie uns an den Lebensmut, den es braucht, um an diesen Orten des Todes doch auch Leben zu entdecken.

Kleine Vögelkunde für den nächsten Friedhofbesuch

Bleibt mal etwas Zeit zum Verweilen am Grab? Auch Sie könnten von neugierigen befiederten Gästen besucht werden. Ein paar häufige Gesellen stellen sich hier schon mal vor. Erraten Sie, wer sie sind?

  1. Es ist schlank, schwarz mit orangenem Schwanz und wippt unentwegt gern mit Ausblick von einem Grabstein. (Bild 1: Hausrotschwanz)
  2. Es ist rundlich klein, gelb im grünen Mantel mit hellblauer Kappe und Flügelfeder, einem schwarzen Bauchfleck und verbirgt sich scharenweise im Schutz der Nadelbäume. (Bild 2: Blaumeise)
  3. Es ist stattlich und größer als eine Amsel, olivgrün mit hellem Bauch, hellblauen Augen, rotem Scheitel und langem spitzen Schnabel. (Bild 3: Grünspecht)
  4. Es klettert kopfüber den Baumstamm runter, ist Meisegroß und von sportlicher Statur, trägt graublauen Mantel, schwarze Augenbinde und hat beigegelbes Bauch. (Bild 4: Kleiber)
  5. Es ist kräftig gebaut, olivgrün mit kurzem mächtigem Schnabel und gelben Flügelfenstern. Eigentlich lieber in Gesellschaft der Artgenossen im Gebüsch versteckt, kann sich aber zum passablen Verteidiger des Reviers mausern. (Bild 5: Grünfink bzw. Grünling)

Friedhof Wien Gersthof: hier mehr erfahren 

Friedhof Hernals: hier mehr erfahren

Fortsetzung dieser Reihe "Natur am Friedhof" finden Sie unter dem Titel "Mit Krähe & Co am Grab in Ottakring" hier.

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