75 Jahre Kriegsende
Am 8. Mai 1945 war der Krieg für die Waidhofner vorbei

Walter Neumann war Teil der sechsköpfigen Verhandlerrunde zur Übergabe der Stadt. | Foto: Das Jahr 1945 im politischen Bezirk Waidhofen an der Thaya
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  • Walter Neumann war Teil der sechsköpfigen Verhandlerrunde zur Übergabe der Stadt.
  • Foto: Das Jahr 1945 im politischen Bezirk Waidhofen an der Thaya
  • hochgeladen von Peter Zellinger

Das Kriegsende im Bezirk Waidhofen: Banges Warten, wie die letzten Soldaten aus Waidhofen "verscheucht" wurden und wie sechs Männer die Waidhofner retteten.

WAIDHOFEN. Es muss schreckliche Ungewissheit geherrscht haben, als sich am 8. Mai General Anton Kainz, Graf Philipp Gudenus, Bürgermeister Josef Dittrich und Walter Neumann mit Gendarmeriekommandant Alois Pesek sowie Mathias Sowa im Gebäude des "Landratsamtes" (heute Bezirkshauptmannschaft) trafen. Ihr Ziel: Die Stadt Waidhofen an die anrückenden Sowjets übergeben und die Bevölkerung der Stadt sowie im Bezirk zu schützen.

Die sechs Männer entschlossen sich, auf der Hollenbacher-Kreuzung auf die von Norden und Osten kommenden Sowjets zu warten. An diesem Tag hatte das deutsche Reich bereits kapituliert, die letzten Soldaten sind in den Tagen davor - meist Richtung Westen - geflohen. Auch die Funkstation im Jägerhaus in Waidhofen war mittlerweile aufgegeben worden. Doch die Sowjets kamen nicht - zwar waren sie bereits in Pfaffenschlag gesehen worden, aber in Waidhofen waren noch keine Rotarmisten zu sehen.

Wie sich später herausstellte, zogen sich tatsächlich Sowjetsoldaten nach einem Vorstoß nach Pfaffenschlag durch Waidhofen zurück - was erstaunlicherweise niemand bemerkte. Tags darauf war es in Waidhofen gespenstisch ruhig - die Waidhofner blieben in ihren Häusern und in Pfaffenschlag war man erstaunt: Niemand wollte so recht glauben, dass das Kriegsende derart problemlos verlief.

Warten auf die Sowjets

Die Verhandler aus Waidhofen versuchten es noch einmal und postierten sich um 13 Uhr wieder an der Hollenbacher-Kreuzung um die Stadt an die Sowjets zu übergeben. Walter Neumann hielt dies in einem Augenzeugenbericht fest: "Am Vormittag des 9. Mai wurde ich von der neuen Bezirkshauptmannschaft ersucht, unsere Stadt den anrückenden Russen zu übergeben. Um 1 Uhr mittag ging die Deputation [...] auf die Hölzl-Wiese bei der Straßengabel Wien-Hollenbach. Endlich erblickten wir auf der Höhe Hollenbach-Puch ein riesige Staubwolke." Wie Neumann weiter beschreibt war das Sextett plötzlich von sowjetischen Autos mit Maschinengewehren darauf umringt. Ein sowjetischer Kapitan stieg aus seinem Fahrzeug - er musste wohl das Schriftstück in Neumanns Hand gesehen haben. Er las schnell ein paar Worte vor, in denen er auf ein "gutes Einvernehmen und Zusammenwirken" zwischen den Waidhofner und den Besatzungstruppen appellierte. Der Kapitan erwiderte "Tak i budet wypolneno!" was "Und so soll es auch bleiben" bedeutet, bevor er den Männern die Hände schüttelte.

"Mit der selben Eile, mit der am 11. März 1938 die rot-weiß-roten Fahnen in die Fahnen des neuen Regimes umgearbeitet wurden indem man den weißen Streifen entfernte un den Hakenkreuzspiegel daraufnähte, mit der selben Eile wurde der weiße Streifen [...] wieder eingesetzt", schreibt Neumann weiter. Die Freude war etwas früh, denn als Neumann seine Wohnung wieder betrat, kam ihm bereits eine Patrouille Sowjets entgegen, die sich schon "ein paar Andenken" gefunden hatten.

Dawai!

Die ersten Sowjets hielten mit ihrem Jeep bei der Apotheke an und fanden vor dem Haus des Elektrogeschäftes Bednar noch einige deutsche Soldaten, die sich ergeben wollten. Die Russen hatten aber offensichtlich keine allzu große Lust jetzt noch Gefangene zu machen. Mit einem herzhaften "Dawai" (Geht weiter, oder in diesem Fall: Geht weg) wurden die Landser von einem sowjetischen Offizier verscheucht, die schnell in der Höbarthgasse und der Südpromenade verschwanden. Damit endete für die Waidhofner der zweite Weltkrieg.

Nächste Woche: Plünderungen, Zusammenbruch und wie ein Mann Ordnung ins Chaos brachte.

Quelle: Das 1945 im politischen Bezirk Waidhofen an der Thaya von Christoph Schadauer

Walter Neumann war Teil der sechsköpfigen Verhandlerrunde zur Übergabe der Stadt. | Foto: Das Jahr 1945 im politischen Bezirk Waidhofen an der Thaya
Josef Dittrich, Bürgermeister von Waidhofen von 1938-1945 | Foto: Das Jahr 1945 im politischen Bezirk Waidhofen an der Thaya

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