Fremde Pflanzenarten erobern Waidhofen – Wie gefährlich oder nützlich sind sie?

Kräuterexpertin Eunika Grahofer meint: Jede Pflanze hat ihre Vorteile | Foto: privat
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Japanischer Staudenknöterich, indisches Springkraut oder amerikanische Goldrute. Viele eingeschleppte Pflanzenarten vermehren sich explosionsartig und verdrängen heimische Arten. Die Bezirksblätter haben sich im Bezirk Waidhofen umgesehen, wo die Aliens schon gelandet sind und was dagegen unternommen wird.

Als erstes informieren wir uns einmal, wie gefährlich die "fremden Pflanzen" tatsächlich sind. Wie viele Menschen wurden denn bereits in das Krankenhaus eingeliefert, weil sie von Neophyten attackiert wurden?

Die Antwort weiß der ärztliche Standortleiter des Landesklinikums Waidhofen, Primar Friedrich König: "In der chirurgischen Abteilung des LK Waidhofen /Thaya ist nur ein Fall eines Kontaktes durch einen Pat. mit der giftigen Pflanze „Riesenbärenklau“– bereits 2016 – bekannt."

Was rät der Arzt als erste Maßnahme, falls es tatsächlich zu einer Berührung mit dem Riesen-Bärenklau gekommen ist?
"Bei Berührung mit der Riesenbärenklau rät der Mediziner Meidung der Sonne, kühle Umschläge und Aufsuchen des Hausarztes bzw. eines Dermatologen. In besonders schweren Fällen kann die Aufnahme in ein Klinikum mit einer Abteilung für Hauterkrankungen notwendig sein."

Gibt es weitere Neophyten, die für Menschen bereits gefährlich wurden?
Dem LK Waidhofen/Thaya sind keine weiteren Fälle von sonstigen Neophyten bekannt, hier müsste man sicherlich einen Biologen zu Rate ziehen.

Eunike Grahofer: Die Kräuterexpertin schlechthin gibt Auskunft über die "eingeschleppten Pflanzen"

Gibt es in der Region um Waidhofen Neophyten, die als Kräuter genutzt werden können?
Eunike Grahofer informiert: "Kanadische Goldrute, Weißer Gänsefuß, Melde, Amarant, Nachtkerze, Kanadisches Berufkraut, einige Storchenschnabelarten (Geranien) , Franzosenkraut, Ysop, Sand-Wegerich, Mariendistel, Persischer Ehrenpreis, Strahlenlose Kamille, Luzerne, Gartenkresse um nur einige zu nennen
Eine interessante Geschichte hierzu ist der Weg des Franzosenkrautes (Knopfkraut oder auch Erdäpfelkraut), welches eigentlich aus den Peruanischen Maisfeldern stammt, wurde als Pflanzen-Rarität in Kew Garden ausgesäht, wo es bald sich bald über dessen Abgrenzung hinaus verbreitete. Es wucherte in Europa so schnell, dass man die Pflanze mit der Invasion der Französische Armee verglich und es geringschätzig „Franzosenunkraut“ nannte. Diese Pflanze ist eine Köstliche Würzpflanze für Cremesuppen, Kartoffelgulasch, Fisolengerichte, Aufstriche."

Haben sie im Bezirk schon „Giftpflanzen“ gefunden, die für Mensch oder Tier gefährlich sind?
Es ist jede Pflanze, jede Substanz auf der Erde ebenso wertvoll wie bedenklich, heilkräftig wie giftig, die Dosierung bestimmt die Grenze. Wir können uns mit banalem Zucker oder Salz ebenso vergiften wie eben auch mit Pflanzen. Es ist nicht jede Pflanze zum Verzehr bestimmt, manche sind tolle Färbepflanzen, Faserpflanzen, Pflanzen zum Bleichen oder so. Es haben auch Pflanzen die nicht in erster Linie essbotanisch nutzbar sind ihre Existenzberechtigung.
Der aus dem Kaukasus stammende Riesen-Bärenklau war einst die Zierpflanze in den Gärten des Adels, Fürst Metternich ließ die Samen eigens in seiner Sommerresidenz Schloss Königswart sähen!

Was für Bienen, Fliegen, Käfer und Spinnen eine wichtige Pflanze ist, ist für uns Menschen bedenklich. Der Riesen-Bärenklau hat Furanocumarine, das sind fototoxische Stoffe, bekommen wir diese auf unsere Haut und die Sonne schein darauf dann löst dies schmerzhafte Verbrennungen, Verätzungen hervor, bei der kleinsten Berührung mit der Pflanze gelangen diese Stoffe auf unsere Haut.
Beim Traubenkraut ist für uns Menschen das Thema, das eine einzelne Pflanze bis zu einer Milliarde Pollen produziert.

Jeder dieser Pollen ist mit kleinen Stacheln bestickt. Bei Pollenflug müssen unsere Nasenschleimhäute mit einer „Lawine“ an bewaffneten Pollen fertig werden. Für einen gesunden Menschen kein Thema. Für Menschen die Allergiegefährdet sind, oder bereits an Allergien leiden, Menschen die mit dem Atmung/Herz/Kreislauf Probleme haben wird dieser Pollenansturm sehr wohl zum ernsten Problem. Es gibt auch hiervon ein großes Exemplar, das sogenannte Riesen-Traubenkraut, welches jenseits 3 Meter an Wuchshöhe erreicht. Das Traubenkraut ist ein Tiefwurzler, es lockert und belebt den Boden, es pumpt versickerte Nährstoffe wieder an die Oberfläche, und lässt das Grundwasser kapillarisch an die Oberfläche steigen. Es ist eine jener Pflanzen, welche den Boden gegen Wind- und Wassererosionen festigt. Das Traubenkraut ist absolut keine essbotanische Pflanze, jedoch eine wertvolle Bodenverbesserungspflanze.

Gibt es die eine oder andere fremde Pflanze, die sich im Bezirk in bedenklicher Weise ausbreitet?
Das Thema bei den Neophyten „fremden Pflanzen, neue Pflanzen“, den sogenannten Einwandererpflanzen, Pflanzen welche nach Christoph Kolumbus Entdeckung von Amerika 1492 durch den Schiffsverkehr nach Europa gelangt sind, ist ihre rasante Ausbreitung, weil unsere heimische, alte Vegetation, die Archäophyten noch Zeit braucht um Strategien zu entwickeln den Neuankömmlingen entgegenzuwirken. Das kann man sich ähnlich wie bei einem Krieg vorstellen. Betrachtet man das Leben unter der Erde, die Wurzeln näher, dann weis man heute, dass Pflanzen über ihre Wurzeln die Nachbarpflanzen als "Arteigen" oder "Artfremd" erkennen. Im Wurzelgeflecht findet ein ständiges Wetteifern um z.B. den Zugang zu Wasser statt.

Ähnlich wie wir es oberirdisch beobachten können, wie sich Pflanzen winden und strecken um einen Weg zu finden trotz größerer Nachbarpflanzen doch möglichst viel Sonnenlicht zu erhalten. So findet auch unterirdisch ein ständiger Kampf um Wasser und Nährstoffe statt. Hierbei verbünden sich Artgleiche Pflanzen gegen Artfremde, um in der Gruppe möglichst vielen Artgleichen Pflanzen das Überleben zu ermöglichen. Wir wissen aus der Kriegsführung, dass es wichtig ist den Feind zu kennen, damit eine ausgeklügelte, erfolgreiche Strategie entwickelt werden kann, um ihn auszutricksen. Der Feind erobert zuerst einmal Land, ehe das Volks eine Armee aufstellt und zum Gegenangriff übergeht.

An diesem Punkt befinden wir uns gerade, die heimischen Pflanzen brauchen noch etwas Zeit, damit sie Strategien entwickeln kann, um dem rasanten Wachstum dieser Einwanderer-Pflanzen Einhalt zu gebieten. In unserem Bezirk sind als Invasive Pflanzen das Drüsige Springkraut, das Beifuß-Traubenkraut, der Staudenknöterich und vor allem der Riesen-Bärenklau ein Thema. Eine Riesen-Bärenklau Pflanze bringt an die 10.000 Samen hervor, welche jahrelang in der Erde verharren können, ehe die Gegebenheit passend und sie keimen.

Kräuterexpertin Eunika Grahofer meint: Jede Pflanze hat ihre Vorteile | Foto: privat
Prim. Dr. Friedrich König, MSc, MBA,  ärztlicher Standortleiter und Abteilungsleiter Chirurgie | Foto: LK Waidhofen

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