Lokalaugenschein in Waidhofen: Barrierefrei? Von wegen...

Manfred Groß und Mario Höbinger vor einem zu steilen Schrägbord: "Da liegt man schneller auf dem Kreuz als man schauen kann".
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  • Manfred Groß und Mario Höbinger vor einem zu steilen Schrägbord: "Da liegt man schneller auf dem Kreuz als man schauen kann".
  • hochgeladen von Peter Zellinger

WAIDHOFEN. Ab Anfang 2016 darf es laut Behinderten-Gleichstellungsgesetz bei öffentlich zugänglichen Gebäuden keine Diskriminierung von körperlich beeinträchtigten Personen mehr geben. Das bedeutet zum Teil umfangreiche Umbauten. Denn im schlimmsten Fall können von den Betroffenen Schadenersatzforderungen gestellt werden.

Wir haben uns deshalb umgesehen, wie es in öffentlichen Gebäuden in unserer Bezirkshauptstadt derzeit mit der Barrierefreiheit steht.

Unterwegs mit dem Rollstuhl

Dazu haben die Bezirksblätter Waidhofen Mario Höbinger und Manfred Groß gebeten für uns die öffentlichen Gebäude der Bezirkshauptstadt auf Herz und Nieren zu testen. Beide sind mit ihrem elektrischen Rollstuhl unterwegs. Damit kann man zwar manches Hindernis besser bewältigen als mit einem manuellen Rollstuhl, aber dennoch ist es für unsere beiden Tester schwierig genug sich durch die Stadt zu bewegen.

Unüberwindliche Hürden

Schon beim Rathaus gibt es erste beinahe unüberwindliche Hürden. "Vom Behindertenparkplatz aus ist es fast unmöglich ins Rathaus zu kommen. Das Gelände ist viel zu steil", erklärt Mario Höbinger. Noch dazu müssen Rollstuhlfahrer das Gebäude einmal umrunden und sogar auf die Straße ausweichen um überhaupt ins Rathaus zu gelangen. "Mit einem manuellen Rollstuhl ist das nicht möglich", legt Groß nach.

Ähnliches gilt für die Rampe neben dem Rathaus: Viel zu steil. Beim Selbstversuch hatten die automatischen Bremsen des E-Rollis schwer zu arbeiten. Mit Handbetrieb wäre das viel zu gefährlich. "Das Rathaus im Inneren ist eigentlich ganz okay, aber man kommt leider nur schwer überhaupt hinein", so das Fazit der Tester.

Bezirkshauptmannschaft vorbildlich

Ein deutlich besseres Zeugnis stellen die beiden Waidhofner der Bezirkshauptmannschaft aus: Auch wenn es manchmal ein wenig eng wird, kommt man mit einem Rollstuhl gut zurecht. Ähnliches gilt für die Arbeiterkammer. Der Innenbereich ist barrierefrei und Hindernisse eher selten. "Nur geht leider die Tür nach außen auf und einen automatischen Öffner gibt es nicht. Die Rampe ist leider oft zugeparkt und steil", berichtet Höbinger.

Deutlich schwieriger wird es bei der Wirtschaftskammer: Zwar haben Vorder- und Hinterausgang je eine Rampe, aber die Eingangstüre ist so schwergängig, dass sie sich einhändig kaum öffnen lässt. Im Inneren müssen unsere beiden Tester um eine enge Kurve um zur Rampe zu gelangen und auch der Lift ist sehr schmal.

Polizei unmöglich zu erreichen

Besonders ärgerlich für die beiden Rollstuhlfahrer: ohne Hilfe können sie die lokale Polizeiinspektion nicht erreichen und auch eine Abkühlung im Freizeitzentrum in Waidhofen ist für Rollstuhlfahrer kaum möglich. "Für alle Rollstuhlfahrer ist das Bad in Raabs ein Geheimtipp", erklärt Höbinger.

Grundversorgung oft schwierig

Ein Anliegen sind den beiden auch der Zugang zu Ärzten. "Es gibt in Waidhofen nur eine einzige Ordination mit barrierefreiem Zugang", erklärt Höbinger. Manfred Groß wird von seinem Arzt sogar auf der Straße behandelt, weil ein Zugang für ihn unmöglich ist. "Ein Zahnarztbesuch ist immer eine Weltreise", so der Wohlfahrtser. "Zuerst braucht man einen Termin beim Zahnarzt, dann einen Transportschein vom Hausarzt für das Rote Kreuz und die Sanitäter tragen einen dann über die Stiegen hinauf", erklärt Groß die ermüdende Prozedur.

Besonders ärgerlich sind zu steile Schrägborde: "Da landet man schneller auf dem Kreuz als man schauen kann", berichtet Höbinger. Manfred Groß hatte erst im Vorjahr einen schweren Unfall, als sein Rollstuhl an einem abgeschrägten Randstein kippte. Die Folge: Ein schmerzhafter Bruch und ein langer Krankenhausaufenthalt.

Das Fazit der beiden nach der Stadtbegehung: "Es sind oft die Kleinigkeiten, die für uns die Grundversorgung schwierig machen", so die beiden.

Zur Sache: das Urteil unserer Tester

• Rathaus: Gebäude 1, Zugang 3
• Bezirkshauptmannschaft: 1
• Sport- & Stadthalle: 1
• NÖGKK: 2 (Türöffner wird derzeit eingebaut, dann 1)
• Arbeiterkammer: 2
• Ärztehaus: 2
• Wirtschaftskammer: Gebäude 2, Zugang 3
• Post: 2-3
• Einkaufszentrum: 2-3
• Freizeitzentrum: 3
• Polizei: 3
• Finanzamt: 3
• Hallenbad: 3
• Bankomaten: 3

Bewertung: 1 - barrierefrei, 2 - verbesserungswürdig, 3 - nicht barrierefrei
Die Ergebnisse spiegeln die subjektiven Meinungen der Tester wieder

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