Stadtplaner, Dorferneuerer, Künstler – der Stein des Anstoßes
Der legendäre Maler, Architekt und Vater des Ufo-Landeplatzes in Kautzen Manfred Stein wäre heuer 75 Jahre alt geworden. Ihm zu Ehren gibt es jetzt eine umfassende Schau
KAUTZEN/WIEN. Als unangepasster Wiener Stadtplaner fokussierte er in einer Auto faszinierten Zeit durch Gestaltung der Fußgängerzone Favoriten und Wohnprojekte den Blick wieder auf den Menschen.
Als wortgewaltiger Dorferneuerer brachte er seiner Waldviertler Zweit-Heimat Kautzen 1992 den „Europäischen Preis für Dorferneuerung“.
Als Maler aus Passion entführte er auf mehr als 50 opulent farbenprächtigen Ölbildern im Großformat in eine mystische Tier- und Götter-Welt vor dem menschlichen Kampf zwischen Gut und Böse.
Als Visionär mit Augenzwinkern wurde er schließlich mit dem „Bau“ eines Ufo-Landeplatzes berühmt.
Als Hommage an den 1997 gestorbenen Architekten und Maler Manfred Stein – er wäre heuer 75 Jahre – lädt der Museumsverein Kautzen ab 4. Juli zu einer umfassenden Schau.
Unter dem Titel „Manfred Stein, der Stein des Anstoßes in Kautzen, ein Architekt, Maler und Visionär“ veranschaulicht die Ausstellung bis 26. Oktober in einem Schwerpunkt Manfred Steins Ideen und Projekte im Rahmen der Dorferneuerung. Zeigt seine grafischen Arbeiten sowie seine städtebaulichen Leistungen. Und rundet mit Manfred Steins mythischen Beziehungen des Menschen zur Natur sowie seiner Malkunst das Gesamtwerk ab.
Zur Person
1940 in Wien geboren und schon früh der Malerei „verfallen“ schloss Manfred Stein 1963 sein Architekturstudium an der Technischen Hochschule in Wien ab. Anschließend wirkte er im Atelier Wilhelm Holzbauer als „bärtiger Revoluzzer“. Seiner Karriere war es nicht einmal abträglich, als er 1970 versuchte, mit Hilfe einer medialen Kampagne gegen den Bau des Wohnparks Alterlaa als „Schlafstadt“ Stimmung zu machen. 1971 wurde er Ziviltechniker und war fortan als freischaffender Architekt mit eigenem Büro tätig.
Wiener Zeit
Als einer der Gestalter der Fußgängerzone Favoriten, wo er als U-Bahn-Planer auftrat, gelang ihm ein gelungener Vorausblick für menschenfreundliche und autofreie Zonen. Danach erstellte er Gestaltungskonzepte unter anderem für den Stephansplatz, Michaelerplatz, Judenplatz und das Donaukanalufer. Seine städtebaulichen Leistungen für den 22. Bezirk in Wien in Verbindung mit namhaften Architekten wie Günther Feuerstein, Rob Krier und J. Gsteu zählen zu seinen besten Arbeiten. In den Jahren 1975-1985 entstanden unter anderem die Wohnhausanlagen Josef-Bohmann-Hof, die Siedlung in der Hirschstettner-Straße sowie die Siedlung in der Melangasse.
Ära Waldviertel
1984 übersiedelte er mit seiner Familie nach Kautzen. Zu einem Zeitpunkt, als in Niederösterreich die Dorferneuerung ihren Anfang nahm. Sein Atelier wurde rasch zu einem Ort der Begegnung für all jene, die ihn als Ideenbringer schätzten, der zukunftsorientiert ein ganzheitliches Menschenbild vertrat. Er plante in Kautzen den Hauptplatz, das Marktmuseum, das bäuerliche Blockheizwerk, das St.-Hildegard-Gästehaus, das Erholungsgebiet Pfententeich und eine Öko-Volksschule. Dadurch trug er wesentlich dazu bei, dass Kautzen 1992 den „Europäischen Preis für Dorferneuerung“ erhielt.
Bauhütte und Dorf-Universität
Sein besonderes Interesse bestand darin, im ländlichen Bereich eine Erneuerung der Baukultur zu fördern. Dazu gründete er eine „Waldviertler Bauhütte“. In ihr sollte das handwerkliche und künstlerische Potenzial der Region zu einer neuen Baugesinnung führen. Mit der Gründung einer „Dorf-Universität“ war er bemüht, Wissenschaftler, Techniker und Künstler mit experimentierfreudigen Projektträgern des ländlichen Raumes zusammenzubringen.
Ufo-Landeplatz
Manfred Stein beschäftigte sich ein Leben lang mit der Transzendenz. Als aufgeklärter Mensch des 20. Jahrhunderts wusste er, dass weder in der theoretischen noch in der praktischen Vernunft außerirdische Intelligenz nachweisbar ist. Dennoch stellte er das Postulat auf, dass diese außerirdische Existenz existiere und verband es mit dem Wunsch, die bauliche Dorferneuerung durch eine spirituelle Dimension zu ergänzen. Damit war der Ufo-Landeplatz im Tierzeichen des Skorpions geboren. Und die Schaffung desselben erzeugte mehr Aufsehen als die existenziell notwendige Dorferneuerung.
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